Waldeinsamkeit

Waldeinsamkeit! Es rieselt und rinnt
Der Bach über moosige Steine -
Durch Zweige und Wipfel rauscht leise der Wind,
Waldmeister duftet am Raine.
Und über den Bach dehnt die Linde den Ast,
Und kos't mit den Wellen, den klaren,
Er trägt eine herrliche, blendende Last,
Ein Weib mit goldigen Haaren!

Das ist des Waldes liebreizende Fee -
Sie blickt in das wonnige Dunkel,
Ihr leuchten die Glieder so weiß wie Schnee,
Wie schwarzer Demanten Gefunkel
Ist ihrer Augen hellstrahlender Schein
Mit weicher, sammtartigen Tiefe -
Ist's nicht, als ob d'rin verborgen, allein,
Ein süßes Geheimnis schliefe?

Und wonnevoll singt sie ein leises Lied,
Es rauschen den Chor die Bäume,
Das Bächlein aber murmelt und zieht,
Und wecket sehnende Träume!
Und goldig bricht hellstrahlendes Licht
Durch dunkeles Blättergewirre,
Es küsst der Waldfee holdes Gesicht,
Und huscht durch die träumende Irre!