Befleckt

Bild von Maik Kühn
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feine rote Fäden, Tränen der Verzweiflung
mit scharfer Klinge zum Schmerz, Existenzbeweis
Linderung teuer erkauft, vernarbte Arme

inmitten quälender Einsamkeit
durchkreuzt jemand ihre Gegenwart
sie blüht auf, legt die Seele offen
immer während an seiner Seite
möchte letztlich in ihm aufgehen

es folgt schockgefrorener Rückzug
er verwirrt und völlig ahnungslos
sie kappt sämtliche Verbindungen
dann wieder quälende Einsamkeit

ein reifendes Geschöpf vor längst verdrängter Zeit
unberührt ihr zartes Pflänzchen namens Seele
zugänglich auf einer Wiese im Sonnenschein

die gut vertraute Hand zeigt hässliche Krallen
verwundet das Pflänzchen, befleckt ihren Körper
der erste Stein in der Mauer, Zugang verwehrt

einsamer Tropfen, rein wie Kristall
liebkost ihre Wange, stürzt hinab
aufgesogen von einem Foto
letztes Zeugnis der Unberührtheit

fern ab auf einem Sterbebett
ein alter Mann ringt mit dem Tod
seine Seele, Dornengestrüpp
dort drüben wartet der Richter

ein warmer Lichtstrahl durchdringt die schwarzen Wolken
öffnet die Blüten einer lädierten Pflanze
zarte Triebe sprießen, können Mauern sprengen

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