Ihr Sohn

Bild von Zolotarov
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Mit 13 Jahren, unverhofft,
kam ihr das Glück zuteil,
ein neues Lebens zu gebär’n,
so’n süßes kleines Teil.

Als der Erzeuger jenes Glück
erfasste voller Schock,
fasste er zügig den Entschluss:
Er habe drauf kein' Bock

Und Ihre Eltern wussten auch,
„Das kommt mir nicht ins Haus!
Wenn du behalten willst das Kind
verlässt du dieses Haus!"

Mit 14 Jahren schon im Heim
entschied sie sich erbost,
der Gottesfügung Herr zu sein.
Sie trug ihr schweres Los.

Die ersten Jahre waren schwer;
Kind sorgte für ein Kind.
Das Amt sah zu und war erstaunt,
dass es ihr doch gelingt.

Die Schule wurde abgelegt
und es gab wenig Schlaf.
Die Frucht des Leibes blühte auf,
bei Tag sowie bei Nacht.

Die Jahre wanderten ins Land,
ihr Leben floss dahin.
Der kleiner süßer Schatz wurd groß,
er gab ihr einen Sinn.

Und als er dann erwachsen war,
entwuchs er ihrer Macht.
Verließ sie und zog weit hinaus.
Nahm auf des Lebens Schlacht.

Sie blieb allein, wie immer schon,
und lebte ohne Sinn.
Ihr Lebenswerk kam nie zurück:
Es blieb, sie blieb, er ging.

Die Einsamkeit begoss ihr Haupt
und sie stand ohne Schirm.
Und aus dem Stehen wurde Knien,
dann Liegen, dann Verrinn'n.

Das Leben war für sie vorbei,
denn sie hat nie gelebt.
Sie lebte nur durch ihren Sohn.
Er ging, sie blieb, es lebt.

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