Der Trauerzug

Bild von Franz Lichtenstein s.A.
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Es ging ein Mann des Wegs dahin
so ganz für sich allein ...
Er hatte weiter nichts im Sinn,
das soll manchmal so sein.
Da traf er einen Trauerzug,
weil man grad wen zu Grabe trug.
Und kurz und gut, so war der Mann,
als er den sah, schloss er sich an.
Er schloss sich einfach an.

Und jeder, der von ungefähr
so grad vorüberschritt,
der machte es genau wie er:
Er ging ganz einfach mit.
Und keiner fragte in dem Zug,
wen man da vorn zu Grabe trug.
Ein jeder tat wie unser Mann,
er schloss sich einfach an.

So wuchs der Zug, es wuchs der Zug,
es stockte der Verkehr.
Dass man da wen zu Grabe trug,
das sah man längst nicht mehr.
Ein Trupp mit Trommeln war nicht weit,
die Fahne hoch und marschbereit -
Der Trupp sich nicht erst groß besann,
er schloss sich einfach an.

Nun erst bekam die Sache Schwung,
es klappte die Regie.
Mit Stimmkraft und Begeisterung
man "Hoch! und "Nieder!" schrie.
Kurz, jeder kam zu seinem Teil
mit Hoch und Nieder, Sieg und Heil!
Auch Polizei, mit hundert Mann
zu Fuß und Pferde schloß sich an.

Dann wurde ihr das doch zu viel,
drauf ward der Zug gesprengt.
Die Ersten waren längst am Ziel,
der Rest ward abgedrängt,
nach links, nach rechts, wie es sich traf,
und jeder folgte treu und brav ...
und jeder schloß sich wieder dann
hier links, da rechts dem Zuge an,
er schloss sich einfach an.

Und rechts und links - es wuchs der Zug,
es stockte der Verkehr.
Die Fahne, die voran man trug,
die sah man längst nicht mehr.
Egal, egal, uns ist´s genug,
wir schreiten irgendwo im Zug.
Wir fragen nicht: Hinab? Hinan?
und schließen uns doch Mann für Mann
uns alle an, uns alle an,
uns alle einfach an ...