Komische Wirklichkeiten (Kriechtiere)

Bild von Alf Glocker
Bibliothek

Ich muss unglaublich viel getrunken haben – wie könnte es sonst sein, daß ich die Sonne im Zenit, aber in einem schwarzen Himmel sehe? Des weiteren fällt mir auf, daß ich verdammt aufpassen muss wo ich hintrete. Der Boden ist furchtbar glitschig! Überall sind diese Schleimspuren ...

Wo ich auch hingehe drohe ich zu straucheln. „Der aufrecht gehende Mensch“ scheint hier eine veraltete Daseinsform zu sein. Wo bin ich eigentlich? Zur endgültigen Klärung dieser Frage gehe ich einfach weiter. Um mich ist jetzt auch noch plötzlich eine dichte Bodennebelschicht.

Und da bin ich auch schon ausgerutscht! Ich knalle auf die Erde! Das war aber nicht unbedingt schlecht, denn von hier unten aus bekomme ich eine ganz andere Perspektive zu Gesicht – die Verschleierung der Tatsachen funktioniert nicht ganz genau so wie im aufrechten Gang.

Hier unten wimmelt es von Kriechtieren! Leider kann ich nicht zweifelsfrei erkennen, ob es sich um Schnecken, Maulwürfe, Würmer oder Schlangen handelt. Es ist alles viel zu verschwommen. Mit Mühe versuche ich mich aufzurichten. Als ich mich jetzt aber umblicke wird mir alles klar:

Knapp über der Nebelschicht kann ich etwas erkennen, was auf die Wahrheit über die Art der Schleim erzeugenden Wesen schließen lässt. Es sind Menschen! Unglaublich – sie kriechen murmelnd, in der für sie tiefstmöglichen Haltung, über den Grund und sie weichen mit ihrem Geschleime die ganze Gegend auf.

Dazu furzen sie angstvoll in ihre Windeln, denn sie tragen offensichtlich nichts anderes. Aber sie bleiben dabei ansonsten ruhig! Die Szene ist in höchstem Maße unappetitlich! Doch nun ist wenigstens eine Erklärung für den Nebel gefunden: er besteht aus schlierigen Faulgasen. Ich denke an eine Maske (aber an keine Gasmaske)!

Hier braucht jeder eine. Ja, es ist als würden sie alle dazu noch Masken tragen – welche mit großen Poren, damit die Gase ihre betörende Wirkung nicht verlieren (vielleicht ist es doch eher Lachgas?). Handschuhe tragen sie anscheinend auch, damit sie sich nicht zu waschen brauchen, denn der Schleim ist sehr klebrig!

Eines haben sie jedoch vergessen: die Knie! Sie sind schon ganz wund vom Kriechen und entzündet von der klebrigen Soße, die alle nach unten gezwungen hat. „Was ist denn das für eine schauerliche Gesellschaft“ denke ich und richte mich mühsam, allen Widerständen zum Trotz, wieder auf.

Das Geschleime von dort unten soll mich ab sofort, nicht weiter tangieren, sage ich mir – bevor mir schlagartig bewusst wird, daß es ein solches Szenario gar nicht geben kann. Ich träume! Erwacht atme ich erleichtert auf: was für eine Alp-Geschichte?! Irritiert bin ich allerdings durch meine schmuddeligen Hände. Ist es etwa doch mehr als nur ein harmloser Traum gewesen?

Veröffentlicht / Quelle: 
auf anderen webseiten

Interne Verweise

Kommentare

02. Aug 2016

Bin fassungslos, fasziniert, erheitert. Schmunzel über eigenes Gelächter. Da gibt es also immer noch eine Steigerung, den sich fortsetzenden Wahnsinn metapherreich zu beSCHREIBEN. Eine wunderbare Alp-Geschichte. Absolut lesenswert.
LG Monika

02. Aug 2016

Den aufrechten Gang braucht keine Sau!
Alles kriecht - Kind, Mann und Frau ...

LG Axel

05. Aug 2016

vielen dank liebe freunde

lg alf