Zu den Akten!

Bild von Alf Glocker
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Wir müssen aufpassen, daß wir nicht wieder so sonderbar werden wie zu Großvaters Unzeiten! Hört ihr?! Dazu gehört eine gerüttelte Maßlosigkeit an Unmöglichkeiten, wie eben auch das Radieren. Alles was handlungsfähig ist muss beseitigt werden, bevor es noch Nutzen anrichtet! Dann müssen wir zeichnen – erst radieren, dann zeichnen. Nicht andersherum! Wir müssen alles abzeichnen was sich abzeichnet, nachdem wir radiert haben. Zum Schluss kommt die Tusche – die ist ganz wichtig, denn um die Ergebnisse zu sichern, die gar keine sind, muss massiv vertuscht werden. Hier ist allerdings radieren dann wieder streng verboten!

Wenn es gar nicht mehr anders geht, dann machen wir Skandale, aber nicht selbst, sondern bekannt: Wir handeln mit Vergangenheiten 1., 2., usw. und mit Doktortiteln. Wer dazu passt, also, zum Vertuschen und Radieren und wieder nicht Radieren, der bekommt einen frei Haus und darf ihn auch behalten, während alle, die radieren, wo vertuscht werden soll und die handlungsfähig sind, wo es zwar gebraucht werden würde, aber dort nicht unbedingt erwünscht, bzw. unbedingt unerwünscht ist, der wird anderweitig verarztet, indem sein Doktortitel als gefälscht zu den Akten geht – wo doch nur wir selbst landen sollen.

Dateileichen sind erwünscht! Erst als Datei, dann als echte Leiche, aber darüber spricht man nicht – man hat es (verinnerlicht). Das ist wie beim Geld, man hat es zwar nicht verinnerlicht, aber in der Tasche, und spricht lediglich darüber, wie es sich fleißig vermehren soll, wenn überhaupt. Manche Vermehrungsarten von Geld sind nämlich sehr stark anrüchig, und obwohl Geld selber ja nicht stinkt, könnte es doch einigen, die einfach keines bekommen können, stinken, daß es für andere so leicht ist. Aber das sind nur die Schwarzmaler und wer möchte schon gerne schwarzmalen?! Das ist nicht nur unergiebig, sondern auch unmoralisch!

Viel lieber wollen wir doch schönfärben! Sollten wir es eines Tages erreicht haben, daß rechtzeitig an den richtigen Stellen radiert wurde, um das Handlungsfähige zu beseitigen, bevor es noch einen Nutzen anrichtet, wenn wir Titel verliehen, bewahrt und aberkannt haben, wenn es gelungen ist zu vertuschen, wenn aus den Dateileichen echte Kadaver geworden sind, dann (vorher aber auch schon – eigentlich immer) werden wir schönfärben! Wir werden einfach alles als etwas bezeichnen, was es nicht ist, weil es sonst denjenigen Sorgen machen könnte, die von unseren einzig erlaubten Vorgehensweisen nicht viel halten. Und dann?

Dann können wir mit einwandfreiem Gewissen übergeben, was wir aufgebaut, sprich ausradiert, vertuscht, schöngefärbt, haben. Das zeichnet sich jetzt bereits ab: wir legen unser Schicksal in die Hände besonders talentierter Zeitgenossen, die gar kein Hehl mehr aus dem Radieren machen, da es bei ihnen schon längst zur anerkannten Allgemeinraison gehört. Vertuschen ist also gar nicht mehr nötig, Schwarzmalen unbekannt, denn die Schönfärberei ist dann kein Handwerk mehr, sondern eine Selbstverständlichkeit! Ein Skandal wird in dieser pittoresken Epoche nur noch sein, wenn man sich selbst nicht zu den Akten legt!

*

Der wertvollste Rat

Addio amore, il mondo, ich geh!
Hier kann ich leider nicht mehr verweilen!
Dort wo ich mit meinem Denken steh
wollen mich die Kopflosen heilen,
die glauben sie täten was Gutes der Welt,
dabei haben sie sich selber verprellt!

Buon giorno la notte, du kannst
mir einmal im Mondschein begegnen,
wenn du mich aus dem Leben verbannst,
dann wird der Teufel selber dich segnen!
Ich aber werde vergessen nicht sein!
MEIN Name ist Abel, der DEINE ist Kain!

Molti auguri, miei amici, ihr seid so hohl!
Was ihr da treibt, das ist höchst verdächtig!
Und deshalb sag ich: gehabt euch nun wohl!
Gegen euch erscheine ich ohnmächtig,
doch was ich dachte und was ich tat,
das war insgesamt der wertvollste Rat!

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Kommentare

04. Okt 2016

Wortgewandtheit, Wortphantasie, Wortwitz und Wortgewalt bilden eine umwerfende Mischung. Schon deshalb äußerst lesenswert. Selbst wenn nicht jedem der Inhalt behagen mag. Die Ästhetik ist hervorragend.
LG Monika

04. Okt 2016

Der Text kriegt einen TUSCH!
(War frei von Tusche-Pfusch ...)

LG Axel

04. Okt 2016

Ich bedanke mich!

LG Alf

04. Okt 2016

Bin übrigens auf youtube per Zufall auf ein erschütterndes Video gestoßen. Sollte wohl so sein.
Titel:
"Dem Tod entgangen, Ex Muslim warnt: Wehrt Euch, so lange Ihr noch könnt."

Hat nichts mit AfD zu tun, was man deutlich sehen kann.
LG Monika

05. Okt 2016

Vielen Dank lieber Waldeck!

Und vielen Dank liebe Monika - deinen Hinweis habe ich gern aufgegriffen
und die betreffende Sendung auf meiner Seite "Gedichte und Satire"
auf Google+ geteilt.

LG Alf