Der Traum-Tag (ein Brief an mich selbst)

Bild von Alf Glocker
Bibliothek

Der Tag fängt gut an – um 11 Uhr vormittags sitze ich immer noch im Morgenmantel vor dem PC und arbeite. Jetzt reicht's! Ich sehne mich nach dem Pausen-Los. Seit 5 Uhr 45 bin ich im Einsatz! Mir ist schwindlig! Außerdem muss ich mich so langsam mal reinigen ... ich lasse mir ein Bad ein.

Als ich im warmen Wasser liege, bemerke ich zum ersten Mal dieses Flimmern der Luft, das gelegentlich mit dunklen Fleckchen gesprenkelt ist. Die dunkle Fleckchen bewegen sich. Sie schweben durch den Raum. Ich denke mir: „Am besten nicht denken“.

Dann weiß ich, daß ich ausnahmsweise einmal Ruhe brauchen werde, Ruuuhhe und Entspannung. Was mache ich? Nein, ich arbeite nicht weiter, ich gehe in den Park! Die Sonne scheint und ich fühle mich sehr wohl ... sehr wohl, der Herr ... haha.

In etwa 70 Meter Entfernung erblicke ich einen glänzenden Schein, der auf mich zukommt. Je näher er kommt, desto schöner wird er – und desto klarer wird er auch! Es handelt sich um eine wunderschöne Frau mit goldenen Haaren. Sie lächelt mich an!

Ich grüße sie freundlich. Auf einmal spricht sie mich an: „Sag mal, du seltsamer Mensch, kann ich mit dir kommen und dich lieben – ich habe heute so einen außergewöhnlichen Tag, an dem alles tun könnte. „Tun könnte“, antworte ich, „tu es!“

Wir gehen, Hand in Hand, zu mir. Während wir gehen, schaue ich sie öfter bewundernd an. Sie stört das nicht. Und es stört sie auch nicht, als ich kaum zu atmen wage, nachdem sie sich ausgezogen hat. Das (was ich sehe) geht über jede praktische Sichtweise weit hinaus.

Das ist die Fantasie selbst, denke ich laut, und sie kommt auf mich zu und umarmt und küsst mich. Bald (3 Stunden später) haben wir uns ausgetobt. Ich kann es nicht fassen was ich für ein Glück habe. Dann verlässt sie mich wieder ... “ich muss in den Park zurück“ ruft sie mir noch zu.

Sie schließt die Türe hinter sich. Ich sehe ihr nach und erlebe mit, wie sie meinen, vor längerer Zeit verstorbenen Schwager H. begrüßt. Ich lächle. Ein Wunder ist anscheinend nicht unbedingt an die ununterbrochene Wirklichkeit gebunden. Ich unterbreche mich selbst ...

hatte ich heute nicht noch eine weitere Verabredung? Ach ja, ich hatte versprochen meinen – durchaus lebendigen – Freund F. zu besuchen. Also mache ich mich auf den Weg. Bei ihm angekommen verbringe ich die Zeit wie im Segelflug.

Dann habe ich ein weiteres Ausflugsziel: Freund P. erwartet mich in L. Eilig rangiere ich mein Auto aus der Parklücke, und als ich abfahrbereit auf der Straße stehe, bemerke ich den anderen Wagen, der soeben aus einer Parklücke auf der anderen Straßenseite fährt.

Es ist ein deutscher Pininfariana, als amerikanischer Polizeiwagen „verkleidet“. „Police“ lese ich, in weißer Schrift auf blauen Grund. Ein großer gelber Stern, mit gelbem Ring, prangt auf Fahrertüre und Kühlerhaube. Dazu besitzt der Wagen die typisch amerikanische Blaulichtleiste auf dem Dach.

Kurioserweise prangt auf dem Kühlergrill ein Mercedesstern. Das bringt mich ins Grübeln. Dann erkenne ich im Wageninneren 2 amerikanische Polizeibeamte in Uniform! Die ganze Kombination kommt mir reichlich komisch vor.

Als ich weiter fahre, winkt mir meine jenseitige Mutter vom Straßenrand aus zu. Sie führt eine Gruppe Menschen(?) an, bei der jeder entweder 3 Ohren oder 4 Augen hat. Spontan fällt mir ein Gespräch ein, das ich kürzlich mit einem weisen Menschen führte ...

„Was hast du denn dagegen, daß wir aussterben?“, sagte er halblaut, mit dem Lächeln eines Engels im Gesicht. Dann fällt es mir wie Schuppen von den Scheunen: Ich bin nicht bei mir, ich habe nicht mehr alle Tassen im Schrank! Ich bin entweder tot oder ich liege im Bett und träume!

Selbstverständlich könnte ich jetzt ohne Weiteres an einen Baum fahren und es geschähe nichts! Aber ich bin neugierig, wie immer. Bei Freund P in L. angekommen, überschlagen sich die Ereignisse. Genauer gesagt, Freund P. Überschlägt sich.

In höchstens 2 Minuten hat er sich dreimal selbst überholt und ist auch schon dabei einen seiner Vorschläge mit mir in die Tat umzusetzen. Wir gehen spazieren – an einem Flüsschen entlang! Er geht voraus, aber nach ca. 1000 Schritten ist er bis zur Hüfte in einem Sumpf versunken.

„Komm nach!“ ruft er belustigt, „dich trägt der Ast hier spielend“. Dabei deutet er auf ein schwarzes Etwas, das mir wenig vertrauenswürdig erscheint. Ich verneine, mache jedoch einen Schritt auf die vermeintliche Brücke und versinke sofort ebenfalls im Sumpf.

Das kommt mir bekannt vor, höre ich mich denken, ich bin versumpft. Aber es gibt keine Alternative! Freund P. Ist inzwischen im nahen Flüsschen schwimmen gegangen. Sein Hund P. schwimmt Seite an Seite mit ihm – er hat 22 Ohren und 500 Augen!

Auf einmal kommt die goldige Blondine durch die Luft geflogen und zieht mich mit sich, nach Hause, wo sie dann aber diesmal sofort verschwunden ist. Ich sitze plötzlich allein vor dem PC, bin aber frisch gebadet und angekleidet.

Erschrocken springe ich auf und renne vor den Spiegel, aus dem mich ein Monster angrinst. Es hat einen riesigen Schädel, ganz im Gegensatz zu mir lange schlanke Gliedmaßen – und es ist auf seine Weise schön.

Seine Weise ist eine ganz andere Weise als ich nicht schön bin, auf meine Weise, und ebenfalls, wie die heutigen Ereignisse, erschreckend. Es ist Zeit, daß ich mich hinlege! Wieder aufgestanden, fühle ich mich erfrischt und befreit!

Ich lache über mich selbst und freue mich gleichzeitig über den, stets vielfältigen Reichtum meiner Traumbilder. Zufrieden gehe ich zum PC und entdecke, als ich den Ordner „Allerlei Geschichten“ aufrufe, daß ich die Story bereits eingetippt habe, die ich zu schreiben gedachte.

Veröffentlicht / Quelle: 
auf anderen webseiten

Interne Verweise

Kommentare

18. Sep 2016

Der Brief kam auch beim Leser an -
Gut, wenn man Träume lesen kann!

LG Axel

19. Sep 2016

manchmal vermischt es sich
in unseren Köpfen lieber A und liebe N

LG Alf