Es war einmal im Himmel 7

Bild von Alf Glocker
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Es gab auch einmal eine Zeit, in welcher der Liebe Gott sogar ein bisschen stolz auf sich selber war. Die Menschen trugen Blumen im Haar, sie liebten frei und sie gingen nach San Francisco, der guten Stimmung wegen. Und seine Freude fand Ausdruck in einer romantischen Musikwelle.

Überall wurde der Anspruch laut, nun endlich das richtige Leben erleben zu wollen, nicht nur ein Dasein unter erpresserischem Druck! Ganz nebenbei machten sich, bei den Bürgern der zivilisierten Nationen, Strömungen bemerkbar, die offen das Establishment kritisierten. Sowas hatte der Globus noch nicht gesehen!

Die Menschen "drohten" erstmals Menschen zu werden. Ein bisschen eingebildet waren sie vielleicht noch, aber das durfte man jederzeit diskutieren. In den bereits zitierten "zivilisierten" Nationen hatten die Frauen die gleichen Rechte wie die Männer.

Auf einmal war alles offen! Fantasie machte sich breit – die Menschen träumten einem fiktiven Zeitalter der Erlösung entgegen und es sah beinahe so aus, als könnte einfach alles erreicht werden. Sogar die Sektierer ließen sich gegenseitig in Ruhe.

Egal welcher heidnischen Strömung sie auch angehörten, ob sie sich Christen, Hindus, Moslems, oder Teufelsanbeter nannten, jeder wurde von jedem geduldet. Missionarische Bemühungen belächelte man milde und der wahre Glaube hatte eine zunehmende Anhängerschaft.

Der "wahre Glaube", das wusste damals nicht nur der Liebe Gott, ist ja nichts weiter als die unbefleckte Suche nach ihm. Eine Bemühung darin also seine Spuren zu finden. Und nachdem er niemals ein Buch geschrieben hatte, respektive Schriftrollen verfasst, konnte diese Suche nur in der Erweiterung des Bewusstseins liegen.

Zugegeben, das verstand eine große Anzahl "vernunftbegabter Wesen" nicht völlig richtig. Das waren jene, die sich durch den Konsum von Drogen, die Klärung eines trüben Geistes versprachen. Doch ihr stand eine durchaus verständige Mehrheit gegenüber.

Außer dem Heidentum der sogenannten "großen Weltreligionen" gab es aber auch Strömungen, deren Gefährlichkeit ebenfalls weit unterschätzt wurde. Dabei handelte es sich um die verordnete Beschränktheit durch den notwendigen Broterwerb. Sie spülte die Massen direkt in die Arme skrupelloser Machthaber.

Überall begann es in den Oberen Etagen zu gären! Der Freiheitsdrang jugendlicher Querdenker konnte nicht länger geduldet werden! Die regierenden Speichellecker der Hochfinanz mobilisierten die Staatsmacht, zuungunsten der neuen Intelligenz: es fielen Schüsse!

Gerade, als der Liebe Gott drauf und dran war, sich noch einmal, als Lebenspilger auf der Erde sehen zu lassen, startete die Gegenreformation rücksichtsloser Verfechter einer Ordnung, die in Wirklichkeit gar keine war. Die Demonstrationen der denkenden Träumer, oder auch der träumenden Denker wurden auseinander gespritzt und/oder niedergeknüppelt.

Resigniert kehrte der Liebe Gott deshalb wieder um und machte es sich lieber in seinem Himmel bequem, denn das viel zu frühe Einsetzen geistig unbegrenzter Möglichkeiten schien nicht nur ein fulminantes Ende zu finden – es endete definitiv!

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Kommentare

22. Mai 2016

Wenn sich der Liebe Gott VERSteckt -
Dann hat der Mensch was ausgeheckt ...

LG Axel

22. Mai 2016

Als hätte der Schöpfer selber den Text kreiert. Schön, märchenhaft, informativ, lesenswert.
Ein Ausschnitt, der mir besonders gefällt: Der "wahre Glaube", das wusste damals nicht nur der Liebe Gott, ist ja nichts weiter als die unbefleckte Suche nach ihm.
LG Monika

22. Mai 2016

Ich finde es schön verstanden zu werden!
Vielen Dank, liebe Freunde!

LG Alf

Und im Vertrauen: ich habe "Stimmen" gehört! ;-)