Gutes tun

Bild von Alf Glocker
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Wer sich viel davon verspricht, wenn er etwas Gutes tut, der sollte vorher darüber nachdenken, inwieweit und warum das, was er tut, überhaupt gut ist – und für wen! Wer seinen aufrichtigen Gefühlen folgt und meint, er habe damit bereits etwas Gutes getan, der sollte vorher darüber nachdenken, welche Gefühle das sind und wie sie sich auswirken, bevor er sie empfindet, spätestens aber, nachdem er sie empfunden hat! Allerdings ist das nun auch wieder unwichtig, denn nicht viele Menschen sind intelligent genug, um die Wahrheit – und sei es nur ansatzweise – herausfinden zu können. Folglich bleibt nur noch ein einziger gangbarer Weg: wir stecken uns einen Schlüssel in den Rücken und lassen uns von jemanden aufziehen. Der Stärkste, der Bösartigste, der Frechste darf daran drehen – und schon funktionieren wir reibungslos ... wir tun Gutes und haben aufrichtige Gefühle.

Ist es da nicht NOCH sinnvoller, wenn wir weder Gutes tun, noch aufrichtige Gefühle empfinden wollen, sondern nur ganz einfach den natürlichen Vorgaben folgen? Wir hören nicht in uns hinein, sondern leben uns aus! Wir sind nun mal wie wir sind. Wir wollen uns verlieben, unseren Lebensunterhalt verdienen, Nachwuchs großziehen und sterben. Das genügt! Wenn wir das gut oder besser, oder gar am besten machen, können wir uns „höherwertig“ verlieben, mehr zu unserem Lebensunterhalt verdienen und ganz viel Nachwuchs großziehen (lassen). So einfach ist das. Intelligenter, rücksichtsloser, effizienter! Jeder erfolgreiche Geschäftsmann kann ein Lied davon singen. Er empfindet aufrichtig den irgendwie erzielten Profit als gut! Das ist wenigstens ehrlich. Ob er nun über den Tellerrand hinaussieht, ist völlig egal!

Weiter zu denken als von der riesigen Hand in das große Maul ist nicht nur ein Luxus, den sich nicht jeder leisten kann, sondern im Extremfall auch interpretationsfähig. Sobald ein sehr erfolgreiches Subjekt daherkommt und zu quasseln anfängt, ist der Erfolglose aufgeschmissen! Keine S... wird ihm glauben, wenn er nichts vorweisen kann, womit sich seine Theorien als lebenstauglich, will (nicht) sagen „real“ und auch (nicht) „gewinnbringend“ erwiesen haben. Seit Millionen Jahren gibt es nun schon das Prinzip des reinen Überlebens – das heißt, wir stammen eigentlich alle ausnahmslos von Gangstern ab – warum sollten wir jetzt plötzlich anders denken und handeln?! Wir geraten dabei doch nur in Gefahr, uns selbst zu zerstören!

Das Komische ist: Wir zerstören uns auch so! Es ist egal wie wir denken! Wenn wir glauben, Gutes zu tun, und aber nicht ganz genau wissen, was das ist, das „Gute“, dann zerstören wir uns charakterlich. Und wenn wir sogenannte „aufrichte Gefühle“ empfinden und nicht einmal ahnen, woher sie kommen (aus einer Perversion z.B.?) dann zerstören wir uns ebenfalls charakterlich. Wir haben also die Wahl. Die Art der charakterlichen Selbstzerstörung steht uns völlig frei! Klar: Wr könnten natürlich auf Leute hören, die uns fundiert erklären könnten, was auf der Welt WIRKLICH, also nicht nur vorgespiegelt, geschieht – aber wäre das gut? Auf keinen Fall! Das schadet lediglich unserem Ego, das beim Denken Schmerzensschreie ausstoßen würde, und es deshalb gerne vermeidet. Merke: Ein Untergang nach „eigenem“ Gusto ist immer noch mehr wert, als einem anderen den Erfolg zu gönnen! Das empfänden wir wenigstens als aufrichtig, wenn wir es wären!

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Kommentare

24. Okt 2016

Der Text ist gut -
Ganz absolut!

LG Axel

24. Okt 2016

Lieber Alf, ich sehe das mit dem "Gutes tun" unkomplizierter. Gutes tun? Was ist das? Ständig herumlaufen mit dem Gefühl, mir fehlt noch die gute Tat vom Tag, sonst bin ich nur ein halber Mensch? Gutes tun als Zwang? Das wäre ein ungesundes Helfersyndrom. Bringt nichts, macht auch keinen Spaß. Jeder normale Mensch hat aber einen gewissen Trieb, seinen Artgenossen beizustehen, das stammt aus uralten Zeiten, da war man darauf angewiesen. Das Christentum kennt das Gebot der Nächstenliebe, da heißt es aber nicht nur, „liebe deinen Nächsten“, sondern auch „wie dich selbst“. Sei dir deiner selbst sicher, akzeptiere dich, dann gibst du auch gerne etwas ab. Ich sehe darin nichts Zwanghaftes. Gesetze dieser oder ähnlicher Art braucht unsere Gesellschaft, sonst fällt sie auseinander. Mit tut es gut, wenn ich mich „für meine Nächsten“ interessiere, ihnen Passendes schenke, ihnen beistehe. Und ich bekomme erstaunlicher Weise unaufgefordert ganz viel dafür zurück. Ich habe mein Leben zum Teil mit Kindern zwischen dem sechsten und dem zehnten Lebensjahr verbracht. Ich mochte diese Kinder, habe ihnen sicher viel gegeben – aber, aus meiner Sicht, noch viel mehr dafür zurück bekommen. Ich bin der Meinung, beim „Gutes tun“, wenn’s spontan ist und von Herzen kommt, bekommst du mehr zurück, als du gegeben hast.

24. Okt 2016

Vielen Dank lieber Axel

LG Alf

Liebe Marie Mehrfeld -
das stimmt im Prinzip...

Viele Grüße A.G.