Mombis Lust oder Diese Scheiß-Marsmenschen

Bild von Alf Glocker
Bibliothek

Mombi hat uns die ganze Erde gegeben. Alles unter dem Himmel ist Unseres! Und wir haben sie ewig lange bewohnt, bevor diese Scheiß-Marsmenschen kamen. Woher sie kamen ist uns egal. Wir haben das nicht erforscht. Wir beschäftigen uns entweder mit Tanzen, mit Massenaufmärschen, oder mit Totschlagen. Und – damit wir trotzdem nicht aussterben – mit Poppen. Das hat uns Mombi befohlen. Mombi ist weise und gerecht.

Natürlich hat uns Mombi auch gesagt, wir sollen diese Scheiß-Marsmenschen ausrotten, und das hätten wir auch beinahe geschafft. Wir haben sie zusammengedrängt, auf dem kleinsten Kontinent der Erde – denn bei Gleichheit der Waffen siegt immer der Primitivere!

Doch dann haben sich diese Scheiß-Marsmenschen erfolgreich zur Wehr gesetzt und ihre Gedanken-Waffen erfunden. Sie haben uns über den ganzen Globus verfolgt, wo sie einfach ihre Gebiete absteckten um uns auszusaugen.

Damals wussten wir noch nicht, daß dies alles Mombis Werk war. Er hat sie uns geschickt, damit wir lernen, wie man Dinge gebraucht, die man selbst nicht erfinden kann – nicht in 100 000 Jahren! Denn Mombi liebt Pink, unsere Hautfarbe. Marsmenschengrün hasst er wie die Pest. Und deshalb hat er alles so wunderbar eingerichtet.

Denn die Gene der Scheiß-Marsmenschen sind schwach! Immer wenn sie sich mit uns paaren, kommt einer in Pink dabei heraus. Alles, was mit der Farbe Grün zusammenhängt, ist rezessiv, alle Anlagen aus Pink dagegen dominant! Auch das haben sie uns beigebracht, obwohl uns das gar nicht interessierte. Uns ist nur wichtig, daß wir etwas damit anfangen können und sie nicht!

Als wir es aufgaben, Kriege mit ihnen zu führen, da wussten wir noch nicht, wie schön friedlich sich unser Problem mit ihnen einmal lösen würde. Zugegeben – zwischendurch sprengen wir immer mal wieder ein paar von diesen Scheiß-Marsmenschen, mit ihren eigenen Bomben in die Luft, aber das ist kein offener Konflikt. Sie wollen ja nicht glauben, was wir klar vor uns sehen: ihre Gedanken-Waffen kehren sich nun gegen sie selbst, weil sie vor allem gute Geschäfte mit uns machen wollen.

Wir lachen ihnen ins Gesicht, reden dabei aber in ihrem Jargon, denn wir wollen ja kein Misstrauen bei unseren Opfern säen. Und Mombi rät: lasst euch Zeit, ihr müsst sie nicht sofort bekehren. Bleibt einfach was ihr seid – pink nämlich. Der Rest wird sich von selbst ergeben, denn diese Scheiß-Marsmenschen werden aus Überzeugung immer weniger, je mehr Arbeit ihr ihnen abnehmt.

Wir grinsen sie an und wickeln mit ihren Pfeffersäcken deren Transaktionen ab. Später schlagen wir ihnen die Köpfe vom Leib. Das ist ganz einfach. Während dies passiert, sind wir natürlich unheimlich fleißig. Wir stellen uns scheinbar zur Verfügung, ersetzen nach und nach einen dieser Scheiß-Marsmenschen nach dem anderen. Ihr Gesetz, das einmal eine ihrer Gedanken-Waffen war, schützt nunmehr vor allem uns, und der gewöhnliche Scheiß-Marsmensch hat das Nachsehen. Er bildet sich immer noch ein, seine Lebensbedingungen müssten sich stetig verbessern. Mit Glaubensregeln jeglicher Art lässt er sich nicht mehr abspeisen.

Davon haben sie einmal alle profitiert. Damals, als wir noch nicht – dank Mombis Hilfe – kapiert haben, wie man richtig Länder für sich einnimmt. Sogar die Frauen bekamen ihre Rechte. Auch sie wollten eben nicht mehr leiden: ihr Bauch gehörte fortan ihnen. Bei uns gehört er ausschließlich Mombi! Mit der Emanzipation der Frau haben wir nichts am Hut! Aber, bei Frauen gefällt uns komischerweise Grün am besten. Grüne Frauen, die wir schwängern können, sind auch keine Scheiß-Marsmenschen mehr. Sie sind Marshmellows!

Wenn uns Mombi weiterhin beisteht – und davon gehen wir aus – dann haben wir bald nicht nur unsere Bräuche über alle Gebiete unter dem Himmel verteilt, dann kommen wir uns selbst ins Gehege. Der große und gütige, der allwissende Mombi, wird uns dann schicken, wofür wir gekämpft haben – eine völlig aus den Fugen geratene Welt!

Die meisten von uns werden den Scheiß-Marsmenschen in die ewigen Jagdgründe nachfolgen, aber ein paar Pinkige erben das Paradies. Sie werden (jeder von uns) 95 000 alte Jungfern bekommen, einen eigenen Hochofen, ganz neue blaue Einheitskleidung und das Himmelreich der Werktätigen, die frohen Glaubens, den Herrn dienen, die schlau genug sind aus allem ihren Gewinn zu schlagen.

Es wird fast so schön bei uns ein, wie es diese Scheiß-Marsmenschen immer haben wollten, nur halt ganz genau auf unsere Bedürfnisse zugeschnitten! Alles wird gut!

©Alf Glocker

Veröffentlicht / Quelle: 
In Atzhologien und auf Webseiten