Über den Negativismus

Bild von Alf Glocker
Bibliothek

„Der Vater allen Fortschritts ist der Negativismus!“ Während ich das einfach so hinschreibe schleicht sich ein Lächeln in mein Gesicht – das jedoch sofort vereist, als mir die Tragweite dieser Behauptung klar wird.

Wie kam ich darauf?

Ich muss verrückt geworden sein! Verrückt? Dabei fällt mir der Urmensch ein: Nein nein, der war nicht verrückt, der war pragmatisch! Und zwar auch was Gefühlsdinge angeht.

Vor meinem geistigen Auge entsteht nun ein Bild: ein Urmann leidet unter massivem Hormonstau! Er erblickt eine Urfrau und stürzt sich – unter Gefahren – auf sie! Die Urfrau kreischt, gibt sich dann aber geschlagen hin. Der Urmann tut alles um seinen Hormonstau loszuwerden und alles für die entsprechende Abwicklung.

Die Urfrau wird schwanger und braucht Hilfe. Urmänner, die jetzt nicht einspringen, sterben genetisch aus, denn ihr Nachwuchs hat mit der Mutter allein, keine großen Überlebenschancen. Urväter die sich um die Urfrauen und deren Brut kümmern, geraten nun unter die Fittiche des selben Negativismus, den sie bei ihrer rücksichtslosen Befruchtung angewendet hatten. Denn sie werden, wenn sie von der Jagd kommen, immer häufiger den Satz „Das ist nicht genug“ hören.

Da sie jedoch künftig,eher gefahrlos ihre Hormonstaus loswerden wollen, brauchen sie dafür die, zumindest sporadisch auftretende, positive Gesinnung einer Partnerin. Wenn sie niemals lächelt, wird sie nur demonstrativ widerwillig tun was er möchte. Vielleicht wird sie ihn, im Gegenteil, sogar auslachen, oder sich an einen anderen, tüchtigeren Urmann heranmachen, um dessen Befriedigung, für ihre durchaus legitimen Ziele mobil zu machen.

Auch dort hilft ihr ein vorwiegend griesgrämiges Gesicht und der Satz „Das ist nicht genug“ gelegentlich weiter. Urfrauen, die das besonders gut können und deshalb nicht ausschließlich nur griesgrämig sind, erreichen damit eine gesunde Nachkommenschaft, sowie den gesellschaftlichen Aufstieg, denn nicht nur äußerliche Attraktivität ist für weibliche Urmenschen ausschlaggebend, sondern auch Raffinesse!

Männer, die sich darauf einlassen, können alsbald machtbestrebt, fleißig, erfolgreich, ja sogar erfinderisch werden – nur um den wachsenden Ansprüchen ihrer Hormone und ihrer Familien zu genügen. All dies erfordert jedoch auch wiederum einen gesunden Negativismus, denn Rivalen müssen unterdrückt, ausgeschaltet, körperlich und/oder geistig übertroffen werden.

Und auf einmal leben die Urmenschen dann, ein wenig verfeinert, in Wolkenkratzern, fliegen in atemberaubenden Blechkisten durch den Himmel, führen die ekelhaftesten Kriege und gestehen ihren wunderschön gewordenen Antreiberinnen: „Ich liebe dich!“ Bis zu einem gewissen Punkt geht also alles gut mit dem kreativitätsfördernden Negativismus. Dann sollte man auch ihn dringend hinterfragen…außer man erkennt die aufgetauchten Probleme nicht.

Wundervolle Lösungen haben mittlerweile der Islam und der asiatische Kommunismus parat. Beide entledigen sich geistiger Flexibilitätszwänge durch die Entrechtung der Frau, oder noch besser, beider Geschlechter. In diesen Fällen kommt es – außer auf das System – auf nichts mehr an. Die Lehre entwickelt sich zur Leere, in welcher der Mensch, Ur- oder nicht, völlig frei von natürlichen Evolutionsbestrebungen, der Stagnation nachgehen darf. Sie ist erquickend und labend!

Was er braucht kommt von außen. Man kann es entweder nachbauen, oder ganz einfach annehmen, ohne dabei die eigene, über allem stehende, Moral verletzen zu müssen. Wichtig ist nur, daß der verdorbene Lieferant von Ideen und Waren – der ja immer noch dem Negativismus huldigt – unwissend bleibt.

So drückt sich die Überlegenheit andersartiger Überlebensphilosophien aus! Während die eine Seite keine Vorwürfe zulässt und beide Geschlechter, selbst unter den größten Belastungen, zu fortwährendem Lächeln zwingt, eliminiert die andere Seite aufdringliche Ansprüche des, zum Freudespenden vorgesehenen Parts, in dem sie Wünsche durch Dienstbarkeit und Gejammer durch hirnloses Gejohle ersetzt – immer dort, wo es eben vorgeschrieben wird.

Das Ergebnis ist in beiden Fällen, ein durchaus komplikationsloses Zusammenleben. Man muss es halt nur pflichtgemäß mit-empfinden!

Negativismus ist so auf sinnvolle Art und Weise, durch Positivismus ausgemerzt worden. Und dieser Positivismus soll – wie alle Kräfte des Guten, auf lange Sicht, oder aber über kurz oder kürzer – die ungehorsamen Kinder des Zorns zwischen den Fronten erdrücken. Jene, die sich immer noch nicht beherrschen können und, nach der Eroberung der Welt, nun auch noch, indirekt und unbewusst deren Untergang fördern, indem sie sich als „völlig normal“ betrachten.

©Alf Glocker

Veröffentlicht / Quelle: 
Auf anderen Webseiten

Interne Verweise

Kommentare

27. Dez 2014

Wenn alle Wünsche befriedigt sind, gibt es kein Streben und keine Entwicklung mehr, nur noch Stagnation. Das ist der eigentliche Antrieb zum Fortschritt, der Wunsch, Wunschbefriedigung zu erlangen. Mann gierig - Frau Ofer ist, denke ich, zu kurz gedacht. Abgesehen davon, dass "damals" der Zusammenhang zwischen Kopulation und Befruchtung wohl eher noch nicht bekannt war, lebten damals Großfamilien, die sich zu Sippen mauserten und nur im Zusammenhalt stark waren, alle für alle. Da man obigen Zusammenhang noch nicht kannte, wurde wohl jede Verstärkung der Sippe eher begrüßt als verdammt. In ganz früheren Sippen - bis "der Mann" das anders bestimmte -, galt noch das Matriarchat, also gänzlich andere Regeln, in denen ich keinen (ausgeprägten) Negativismus erkennen kann. Ich denke einfach, dass das Thema, wie es von Dir angegangen wurde, zwar verführerisch, aber so zu vordergründig behandelt wurde. Das ist natürlich nur meine eigene Meinung.

27. Dez 2014

Harharr! deine Einwände sind bedingt richtig - wäre die Geschichte jetzt nicht eher abstrakt gemeint... bestimmte Grundhaltungen bringen bestimmte Ergebnisse!