Chester und die Feen - Page 2

Bild von Magnus Deweil
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andere unerklärliche Gestalten. Teilweise waren sie auch unheimlich und grotesk. Ein Wesen trug ein Diadem, komplett aus Staub, der immer weiter um ihr Haupt zirkulierte, während ihre Augen in sich gekehrt waren und sie eher grün schimmernde Haut hatte. Etwas anderes sah aus wie ein kleiner Teufel aus Stein, der immer im Kreis herum ging und alle paar Meter versuchte in die Luft zu springen, es aber nie schaffte. Chester bestaunte all diese Gestalten solange, bis er von einem grellen Licht geblendet wurde. Ein großer muskulöser Mann stand vor ihm. Er hatte silbernes Haar, spitze Ohren und strahlend blaue Augen. Er trug ein Gewand, das stetig von dunkel blau zu schwarz und dann zu golden wechselte. Mit gebieterischer Stimme sprach er „Ich bin Gwynn fab Nudd, König der Feen und Herr der Unterwelt. Möchtest du, ein sterbliches Wesen unter uns weilen und das Fest der Welten mit uns feiern?“ Chester wusste zuerst nicht was er sagen sollte, aber in die normale Welt, wollte so schnell nicht mehr zurück. „Ich würde gerne mir euch feiern, wenn das möglich ist?“ antwortete er. Die kleine, steinerne, gehörnte einem Teufel ähnelnde Gestalt sprang nun um ihn herum und plapperte hastig vor sich hin „Ich zeig ihm wo wir feiern, ich zeigs ihm, ich weiß es, wo wir feiern, weißt du wo wir feiern?“ Chester war ein wenig überfordert, bevor antworten konnte sprach der Feenkönig „So sei es, Grotic wird dir passende Kleidung geben und dich zum Fest geleiten“ Nun hatte Chester wenigstens schon mal einen Namen für den hastigen Stein, welcher sich unheimlich zu freuen schien, dass er ihn einweisen durfte. „Komm mit, mit mir mit, ich zeigs dir, aber zuerst..“ Grotic schnippte einmal mit seinen steinernen Fingern und Chester war von Kopf bis Fuß mit Gestein bedeckt. „Und wie gefällts dir? Ich finds schön, du auch?“ Chester wollte Grotic, der sich sehr über das, ihm ähnlich sehende Gewand zu freuen schien nicht kränken, trotz alledem erdrückte es ihn fast und er pustete mit aller Kraft ein „Doch doch, es ist wunderbar, aber hast du nicht etwas leichteres auf Lager?“ heraus. Etwas betrübt schnippten die Steinfinger erneut und Chester fand sich in einem dunkelroten Hemd mit einer schwarz milierten Weste darüber wieder. Die Hose war aus angenehm, weichem Leder gefertigt, er fühlte sich darin so gut wie schon lange nicht mehr. „Danke Grotic, das ist sogar noch etwas besser als das letzte“ Grotic freute sich wie ein kleines Kind „Juhu, ihm gefällts sogar noch besser“ Die beiden liefen nun durch eine Grotte, von den Wänden tropfte das Wasser, es war aber nicht kalt, oder unangenehm, es war genau richtig. Genau richtig um das Fest der Welten zu feiern. Welches alle 500 Jahre stattfand, wie Grotic dem Fremden Chester auf dem Weg dorthin erklärte. Was für ein Zufall dachte Chester, dass er ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt hier herkam. Es würde aber keine Rolle spielen wann jemand diesen Ort betritt, weil nämlich jeden Tag ein Fest statt finden würde „Gestern war das Sonnenfest und Morgen, Morgen da feiern wir Geburtstag vom König und vorgestern da war, da war Samhain, das Ende des Sommers“ Chester war überrascht. Jeden Tag eine Feier. Am Ende der Grotte war wieder eine Holztür. Grotic öffnete sie ohne mühen und bat Chester vor ihm durch die Tür zu gehen. Er trat hindurch und stand in einem Wald. Die Bäume wuchsen querdurcheinander. Manche Bäume wuchsen aus anderen Heraus, alle waren von grünen und saftigen blättern bedeckt. Die Sonne warf wärmende und erleuchtende Strahlen durch die Kronen. Der Waldboden war von Moss und Klee bedeckt. Wurzeln verrankten sich zu Tischen, Bänken und Stühlen, die einen Kreis bildeten, in dessen Mitte ein kleiner See war, umgeben von Blumen in allen erdenklichen Farben. Vögel zwitscherten, Frösche quakten, Hirsche, Rehe, Füchse und Hasen tranken aus dem kleinen See. Schon viele Gäste waren da. Chester und Grotic waren welche der letzten. Grotic hüpfte, schwerfällig zu einem Tisch, Chester lief ihm fassungslos und begeistert von der Schönheit dieses Ortes hinter her. Jedes Wesen an dem er vorbei lief, verneigte sich vor ihm. Sogar die Hirsche, Rehe und Hasen. Grotic zog einen Wurzelstuhl vom Tisch und bot Chester, wie ein Diener den Platz an. Gerade als er sich setzte, standen alle anderen die schon saßen vom Tisch wieder auf. Ein leichter Luftstoß kam über die Gäste und die Kronen der Bäume öffneten sich, so dass die Sonne Chester direkt ins Gesicht schien. Gwynn fab Nudd schwebte, von oben, durch die Baumkronen hindurch und landete leichtfüßig auf dem mit Moss bedeckten Waldboden. Direkt hinter ihm zwei hübsch anzusehende weibliche Gestalten. Die eine mit goldenem Haar und tiefblauen Augen wie der König selbst. Die andere etwas jünger, mit schwarzem Haar und dunklen, braunen Augen. „Freunde, ich heiße euch willkommen zu unserem Fest der Welten. Heute haben wir wieder einmal einen Fremden in unserer Runde, begrüßt ihn als einen der unseren“ Chester konnte seinen Blick zunächst nicht von den dunklen Augen der jungen Feengestallt abwenden, bis Grotic ihn hastig ansprach „Du, Du, das bist du, der König meint dich, dich meint er“ Er fing die Blicke aller Anwesenden die ihm freundlich zu nickten. Zunächst war es ihm unangenehm, aber er begriff schnell, dass er hier willkommen war, er nickte ebenfalls freundlich und zufrieden in die Gesichter der Anwesenden. „Lasst uns nun feiern meine Freunde, wie wir es gewohnt sind“ Die Tische füllten sich aus dem nichts mit Wein, Bier und Speißen. Es gab salziges, süßes und deftiges zu Essen. Der König und die Dame mit dem goldenen Haar gingen an einen Tisch, um den die Tiere herumstanden. Die Dame mit dem schwarzen Haar kam direkt auf Chester zu, er wurde etwas nervös. Sie hatte ein lächeln auf den Lippen und sprach zu Grotic „Na mein kleiner Glücksstein, willst du mich nicht deinem Freund vorstellen“ Grotic wurde etwas verlegen, was in seinen Worten aber nicht zu spühren war „Natürlich, Natürlich, das ist die Prinzessin, Prinzessin Maarath, Sie ist die Prinzessin, die Tochter vom König“ Die Prinzessin musste schmunzeln und wandte ihren Blick zu Chester „Und du musst also Chester sein, der Fremde?“ Chester wurde etwas rot im Gesicht, er sprach nun schließlich mit einer Prinzessin. Und nicht mit irgendeiner, sondern mit der der Feen „Ja, stimmt, ich bin Chester und ihr Name war Maarath, wenn ich recht gehört habe?“ Die Prinzessin musste etwas mehr lachen „Ja, ihr habt recht gehört Chester. Darf ich mich zu euch setzen?“ Chester sah suchend nach rechts und links auf den Boden und antwortete „Ja, ich denke, wir haben hier noch Platz“ Sie setzte sich also zu Chester und Grotic an den Tisch und goss sich und ihm etwas Wein in einen Holzkelch. Während Chester überlegte was er nun zu Maarath sagen könne erblickte er einen kleinen Vogel, ein Rotkelchen, welches hoch über ihnen flog. Nachdem die Prinzessin einen Schluck Wein und ein paar Trauben zu sich genommen hatte, wies sie auf das Rotkelchen hin „Das ist Taliesin, der Barde, er sorgt für die Unterhaltung“ Chester verstand nicht ganz was sie meinte, ein Vogel kann singen ja, aber ist das Musik zum Feiern fragte er sich. Im selben Moment folg das Rotkelchen in einem Sturzflug zu Boden und verwandelte sich in einen jungen Mann, einen jungen Musiker mit einer Laute. „Das hätte ich mir ja denken können“ sagte Chester lachend. Maarath lächelte mit „Ja, hättest du. Es ist aber nicht ganz so wie bei den anderen Zaubern die hier gelten. Taliesin war einst auch ein Mensch, sowie du. Er war Diener einer Zauberin und naschte von einem ihrer Tränke, der ihm die Gaben der Dichtkunst, der Poesie und der Gestaltenwandlung verlieh“ Chester hörte ihr gespannt zu. Maarath und Grotic klärten Chester einige Zeit über allerlei Legenden auf. Sie erzählten von den Göttern Belenus, wie er Kranke Seelen heilte und von Camulos dem Krieger nach dem Artus später seine Burg Cammelot benannte. Und auch die wichtigen Feste waren Thema „Jeden Tag findet ein Fest statt, hat Grotic vorhin erzählt“ erwähnte Chester, die Prinzessin antwortete bedacht „Ja, das stimmt, aber das Fest der Welten ist etwas besonderes. Nur bei diesem Fest, dürfen Wesen aus anderen Welten anwesend sein“ Chester überlegte kurz „Na dann hab ich wohl doch Glück gehabt“ Maarath blickte Chester mit ihren dunklen Augen tief in die seinen „Nein, das hat nichts mit Glück zu tun. Genau anders herum, es hat mit Unglück zu tun. Nur der den das Glück verlassen hat, wird hierher geführt. Du hattest einen Traum oder? Der hat dich hierher geführt, weil du bereit dafür bist und weil das Glück zu dir zurück kehren wird“ Chester merkte wie er immer müder und schwächer wurde, er nahm ihre Worte noch gerade so wahr, bevor sich seine Augen schlossen. Ein nervendes und lautes Piepen riss Chester aus seinem Schlaf. Er fand sich in seinen alten Kleidern, in seinem Bett wieder. Der Wecker klingelte zur selben Zeit wie immer. Es war wohl doch nur wieder ein Traum, der sich echter anfühlte als sonst, aber sowas soll wohl vorkommen dachte sich Chester. Er ging nach draußen und Fuhr mit dem Bus zum Amt, er musste sich Arbeitslos melden. Er stieg an der Haltestelle nahe des Amts aus und begab sich in Richtung des Gebäudes. Vor dem Amt fiel ihm ein kleiner, breit gebauter Kerl auf, seine Haare ragten an der Stirn, rechts und links wie Teufelshörner empor. Der Kerl erblickte Chester und ging in schwerfälligem Gang auf ihn zu „Hey, Hey, suchst du einen Job, einen Job? Suchst du einen?“ Chester war etwas verdutzt, der Kerl ähnelte Grotic, dem Steinmensch aus seinem Traum „Äh ja, woher weißt du das?“ Der Kerl begann zu lachen „Na, Na was machst du denn sonst hier, hier, hier vor dem Amt? Ich bin George, ich heiße, heiße George und du?“ Er streckte Chester die Hand entgegen „Chester, freut mich, kennen wir uns vielleicht?“ George grinste hämisch „Jetzt, jetzt kennen wir uns, kennen wir uns“ Chester hätte fast vor Freude platzen können, er dachte an seinen Traum und daran, dass es vielleicht doch alles wahr sein könnte „Was hast du für einen Job?“ George freute sich noch mehr, als Chester ihm diese Frage stellte „Nun, ich, ich bin, bin Schriftsteller und, ich schreibe, schreibe Bücher über Legenden und Mhyten hier von, hier von der Insel, Von der Insel und, und“ Eine Frauenstimme unterbrach George „Du schreibst die Geschichten nicht allein George“ Chester drehte sich um und hinter ihm stand eine junge Frau, mit schwarzem Haar und dunklen braunen Augen „Hey, ich bin Mary, ich schreibe auch mit Geschichten und wir bräuchten jemand, der uns mit dem ganzen drum herum hilft“ Chester musste Lachen, war es ein Traum? Oder doch Real? „Bei was kann man euch genau Helfen?“ Die beiden überlegten kurz „Hmm, beim Vetrieb, beim Buchdruck und beim Binden der Bücher“ Chester platzte nun noch mehr vor Glück „Ja, Bücher binden kann ich“.

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Kommentare

16. Aug 2020

Im Traum - oder am Ende - schließt sich der Kreis,
spannend erzählt!

Lieben Gruß, Monika

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