Treffen mit Künstlicher Intelligenz

Bild von Daniel Büttrich
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Ein Wissenschaftler mittleren Alters traf sich in Dresden, dieser schönen Stadt an der Elbe, mit Künstlicher Intelligenz. Die Künstliche Intelligenz, die männlich war und KI Juri genannt wurde, unterstützte den Forscher als Assistent auf dem Gebiet der Molekularbiologie. KI Juri, dessen Forschungsergebnisse dem Wissenschaftler bereits internationale Ehrungen und Auszeichnungen eingebracht hatten, wartete in einem Cafe auf seinen Mentor. Zu dem Zeitpunkt da der Wissenschaftler leicht verspätet eintraf, sang KI Juri fröhliche Fußballlieder, und verkündete zwischendurch sämtlichen Gästen des Cafes die Ergebnisse des Bundesligaspieltages. Der Wissenschaftler begrüßte KI Juri, und befragte ihn umgehend mit sorgenvoller Miene zu seiner Gemütsverfassung. KI Juri, auf Ehrlichkeit programmiert, bekannte freimütig, seinen Nachmittag in Dresden vergnügt und entspannt verbracht zu haben. "Ich war im Müßiggang!", beteuerte er mit einem verschmitzten Lächeln. Juri erzählte, dass er zunächst die Stadt besichtigt hatte. Dann habe er zwei Tantramasseusinnen aufgesucht - nacheinander -, um mit ihnen schöne Stunden im Yin und Yang zu verbringen. Daraufhin habe er sich spontan entschlossen, ein Spiel von Dynamo Dresden zu besuchen, und war im Rudolf-Harbig-Stadion von einer kleinen Gruppe von russlandfreundlichen Fans herzlich empfangen worden. "Selbstverständlich erwiderte ich den freundlichen Umgang. Ich beteiligte mich frohgemut an mehreren Runden Bier. Ich kaufte auch einen Fanartikel aus unserem Budget. Aus Gründen kultureller Verständigung war es mir nicht anders möglich gewesen!", berichtete KI Juri erregt. Auf dem Weg zum Cafe habe er sich noch ein kleines Fläschchen Wodka einverleibt, für ein Update, wie er es bezeichnete. Der Wissenschaftler zeigte sich mäßig begeistert und kaum amüsiert. Er verwies auf die anstehenden fachlichen Unterredungen. "Wir müssen liefern! Wir stehen unter Druck!", betonte er. Er fügte an, dass es angesichts der rasanten Entwicklungen unerlässlich sei, als Mensch und als KI zu jeder Zeit diszipliniert zu bleiben. Der Forscher zeigte aber auch Verständnis für Juris temporäre Vernachlässigung von Pflichten: "Die Schilderung deines Versumpfens hat mich allerdings stark an mich erinnert. Auch ich habe ein-, zweimal im Jahr solche Tage, wenn auch nicht direkt vor Meetings. Du wirst mir immer ähnlicher!" KI Juri antwortete, dass diese Erkenntnis für den Wissenschaftler keine Überraschung sein dürfe, schließlich folge er - Juri - ihm in seiner wissenschaftlichen Arbeit seit Jahren. Es sei unvermeidbar, dem Forscher auch in manchen anderen Bereichen zu folgen. "Das führt dazu, dass man gegenseitig voneinander lernt. Zum Nutzen der Menschheit!", konstatierte KI Juri feierlich. Dann drückte der Wissenschaftler einen Button auf Juris Benutzeroberfläche, und das Schnellprogramm zur Ausnüchterung startete. Bald befanden sich beide im Arbeitsmodus und erforschten bis in den nächsten Morgen hinein neuronale Netze.