Bücher über Poker

17. August 2021
Strategien und Schattenseiten

„Die eigentliche Universität unserer Tage ist eine Büchersammlung,“ soll der schottische Historiker, Mathematiker, Philosoph und Schriftsteller Thomas Carlyle schon im 19. Jahrhundert gesagt haben.

von Redaktion LiteratPro
Bild zeigt Bücher über Poker
© Valeriy Karpeev / Shutterstock.com

Wie recht er hatte, stellen heute noch ungezählte Menschen Tag für Tag fest. Bücher unterhalten, erstaunen, rütteln auf, belehren, bewegen. Das gilt für Romane genauso wie für Sachlektüre aller Art, inklusive Büchern über Poker. Wer das leicht zu erlernende, aber ungleich schwieriger zu beherrschende Spiel wirklich verstehen will, muss zu der Praxis auch die Theorie kennen, und diese umfasst auf den ersten Blick verblüffende Mengen an Mathematik und Psychologie. Erfahrene Zocker wissen, dass ihr Gegner in erster Linie die anderen Menschen am Spieltisch sind und weniger deren Blätter. Die besten Pokerspieler widmen sich dem Studium des Kartenspiels mit der gleichen Konzentration und Hingabe wie jedem anderen Fach, in dem man es übers Mittelmaß hinaus bringen will.

Je nach Vorkenntnissen und persönlichen Neigungen gibt es zum Glück jede Menge Fachliteratur, in denen unter anderem Pokerprofis Strategielektionen erteilen, Wahrscheinlichkeiten aufschlüssen und die psychologischen Aspekte beleuchten. Pius Heinz, der als erst 22 Jahre alter Student 2011 in Las Vegas bei der World Series of Poker zum ersten Weltmeister im Poker aus Deutschland gekürt wurde, hat seine millionenschwere Poker Erfolgsgeschichte in Tagebuchform festgehalten und unter dem Titel „Meine Hände auf dem Weg zum Poker“ veröffentlicht.

Speziell für Anfänger hat der Anwalt, Autor und Online-Pokerspieler Jan Meinert, der die gleichen psychologischen Erkenntnisse wie beim Poker in seinem Berufsalltag als Jurist anwendet, ein Buch über die Grundlagen geschrieben. Der Titel „Die Poker-Schule: Texas-Hold’em-Poker für Anfänger und Fortgeschrittene – ohne Limit spielend Geld verdienen“ ist dabei Programm, obwohl es wie überall im Leben keine Garantien gibt, dass jeder Leser der ideale Schüler für Meinert ist. Ergänzt wird das Buch von „Das Poker-Workout: Das Arbeitsbuch für alle, die ihr Spiel trainieren und spielend Geld verdienen wollen“.

„Texas Hold’em – Poker mit System, Band 1: Angefänger und Fortgeschrittene. Ein Lehrbuch über Theorie und Praxis im Online- und Live-Pokerspiel“ von Pokerspieler, Autor und Musiker Eike Adler ist ebenfalls für Neulinge geschrieben, die das Spiel von Grund auf erlernen möchten. Dabei liegt die Betonung auf der Kombination von Theorie und Praxis. Nur wer das Erlesene auf die echte Probe stellt, wird feststellen, ob er es begriffen hat und wo seine Schwächen liegen. Wer sich zudem jeden einzelnen Spielzug notiert, selbst wenn er gleich am Anfang gefoldet hat und nur seine Mitzocker studiert, kann mit ausreichend Daten hinterher vergleichen, wo er den Ratschlägen aus der Theorie gefolgt ist und wo nicht.

Für Zocker, deren Vorkenntnisse gerade in Sachen Poker-Wahrscheinlichkeiten und Psychologie der Kontrahenten das Anfängerstadium hinter sich gelassen haben, gibt es eine wachsende Auswahl unter Fachlektüre für ein intensiveres Studium.

Gustav „Gus“ Hansen hat mit „Hand für Hand – Poker“ ein Buch mit mittlerem Schwierigkeitsgrad geschrieben, in dem der dreifache Titelträger der World Poker Tour und Bracelet-Gewinner der Wold Series of Poker auf lebendige Weise die Grundprinzipien von Turnierstrategie erläutert und diese durch Beispiele aus seiner eigenen Laufbahn anschaulich macht, Dabei gewinnen die Leser gründlichen Einblicke in Hansens persönlichen Pokerstil, der ihm immerhin Gewinne in Höhe von mehr als 11,25 Millionen US Dollar eingebracht hat. Dem stehen allerdings auch hohe Verluste gegenüber – der Däne hat nie ein Hehl daraus gemacht, dass er sich als echten Zocker sieht, der große Risiken eingeht.

Diese Schattenseite des Glücksspiels lässt sich häufig auch in Romanen und Biographien finden, in denen die Tiefen des Spielerdaseins mindestens genauso oft geschildert werden wie die Höhen.

Auf einer wahren Geschichte beruht die von Stardrehbuchautor und -regisseur Aaron Sorkin verfilmte Biografie „Molly’s Game“. Der Insiderbericht über die Pokerrunde der Stars: Von Affleck bis DiCaprio – Hollywoods Poker-Königin erzählt ihre Geschichte. Hinter dem Titel verbirgt sich der Aufstieg und Fall der jungen Frau, die nach dem unfallbedingten Scheitern ihrer olympischen Träume in Los Angeles erst bei privaten Pokerrunden hinter der Bar stand und diese schließlich selbst für reiche Gäste organisierte. Doch Mollys Turniere zogen nicht nur die Größen der Filmwelt an. Auch die Unterwelt fand Gefallen an der jungen Frau und ihrem Spielsalon, der rasch aus der legalen Grauzone in die Illegalität abrutschte und unter anderem zu Geldwäsche missbraucht wurde. Das FBI machte dem Treiben schließlich ein Ende, und Molly fand sich als Angeklagte vor Gericht.

Eine wahre Geschichte, die wie ein atemberaubender Krimi klingt, liegt „Blood Aces: The Wild Ride of Benny Binion, The Texas Gangster Who Created Vegas Poker“ zugrunde. Autor Doug J. Swanson erzählt darin, wie der Mobster und verurteilte Mörder kurz nach dem Zweiten Weltkrieg aus Texas flüchten musste, als er nicht mehr mit Schutz durch eine korrupte Verwaltung rechnen konnte. Binion machte daraufhin Las Vegas in Nevada als den einzigen Staat, wo Glücksspiel legal war, zu seinem neuen Standort und eröffnete das „Binion’s Horseshoe Casino“. 1970 lud er sechs Pokerspieler zu einem Turnier in No Limit Texas Hold’em ein. Im Jahr darauf entstand daraus die World Series of Poker. Binion, der das Organisieren von Pokerspielen dem eigentlichen Zocken bevorzugte, wurde 1990 posthum in die „Poker World“ of Fame aufgenommen.  

Kaum ein Roman- und Filmheld wird so viel mit Glücksspiel in Verbindung gebracht wie Ian Flemings Superagent James Bond. Zu verdanken haben die Fans das der Leidenschaft des ehemaligen Geheimdienstlers und Schriftstellers für das Zocken und seine Detailtreue, die mehr als ein halbes Jahrhundert nach den Romanen noch immer nervenverfetzende Spannung erzeugen können. Nirgends wird das deutlicher als in dem 2006 mit Daniel Craig verfilmten „Casino Royale“, wo 007 am Pokertisch versucht, den Bösewicht Le Chiffre in den finanziellen Ruin zu treiben. Sogar Nicht-Pokerspieler werden es schwer haben, sich der Spannung im Film und im Buch zu entziehen, aber wer das Spiel kennt, wird erst recht mitfiebern, selbst wenn fraglich ist, ob Thomas Carlyle Flemings Werke als bildend einstufen würde.