Will ich diese Tür öffnen?
Ich habe sie so lange geschlossen gehalten,
dass ich nicht mehr weiß,
was mich dort erwartet.
Nur ein dumpfes Gefühl von
„Besser nicht…“
Jetzt stehe ich vor ihr
Immer wieder
Lieber morgen.
Sie zieht mich magisch an
Durchs Schlüsselloch kann ich nichts erkennen
Lege meine Hand auf die Tür und spüre
Dahinter lebt es
Angst
Wieder hier
Todesmutig die Klinke gedrückt
Eine Monsterwelle überrollt mich
Beine weggerissen
durchgewirbelt
Brocken um mich herum
Als sie abebbt
Bin ich völlig durchspült
Atemlos, überrascht und verwirrt
Neugeboren und orientierungslos.
Taumel rüber zu meinem Sofa.
Unsagbares Staunen
Ich bin nicht gestorben!
Ich habe es überlebt.
Traue ich mich?
Bin wieder ruhiger,
habe die Erfahrung in meinem Körper.
Was kann schon passieren?
Ich weiß, dass ich es überleben kann.
Ich will wissen, was mich da überrollt hat.
Nochmal.
Klinke runter
Diese Welle ist nicht groß
Sie umspült mich
Aber ich kann bleiben
Immer noch heftige Kräfte
Als sie abebbt
Fühle ich mich stark
Sehe den Boden hinter der Tür
Schlamm, Müll und Pfützen.
Ich lasse sie offen stehen
Kein Zwang
Nur die Option
Irgendwann aufzuräumen,
sauber zu machen
und den Raum wieder
mit Leben
füllen zu können.
Wie viele Türen wohl noch auf mich warten?
16.09.2019
Kommentare
Solche Gedichte müssten im Applaus der Menge ersticken. Grandios !!!
HG Olaf