Im unschuldigen Blick
rehbrauner Augen treten
verirrte Gedanken
im dünnen Bettelhemd
meiner verlorenen Träume
aus dem Schatten
schwarzer Gewässer
meines gelebten Ichs
und umfangen mich,
zwei graue Schwäne
ziehen mit gesenkten Schnäbeln
ihre Bahnen,
zornig und laut
rufen sie meinen Namen
in die Stille der Nacht,
die Wortzeichen
fremder Sprachen ritzen
ihre roten Lettern
tief in meine Seele,
wie ein Kind plappere ich
sie mehrfach nach,
so klar sind sie,
dass kein Zweifel mehr ist
ganz tief in mir,
die Tür halt ich Dir auf,
tritt ein, Liebe, umschling mich
mit Wärme und bring
die kreischende Säge
des Verlassenseins in mir
zum Schweigen.
Kommentare
Ein sehr gutes Haiku-Ketten-Gedicht mit viel Tiefgang, liebe Marie, auch ohne Foto. Es ließe sich auch gut als Gedicht in normaler Versform lesen.
Liebe Grüße zu dir,
Annelie
Guten Abend, liebe Annelie. Ein dazu passendes Foto kann ich mir nicht vorstellen. Aber ich meine auch, es muss nicht unbedingt als Kettengedicht gelesen werden. Ich danke für deine Zeilen und grüße dich herzlich zurück.
Marie
Sehr starke Bilder, voller Macht,
Treten gleichsam aus der Nacht ...
LG Axel
Sie sind auch nicht am Tag entstanden -
nachts war die Phantasie vorhanden ...
LG und danke -
Marie
Was der helle Tag nicht sieht, krabbelt in der Nacht heraus.
Innige Zeilen, liebe Marie.
Herzliche Grüße
Soléa
Danke, liebe Soléa, krabbelt in der Nacht heraus - freut mich.
Liebe Grüße - Marie