Liebe - ohne Ziel und Maß ...

Bild von Annelie Kelch
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Du bist mein herbstlich Irrsal, luftgesponnen ...
Ich bin wie 's Kälbchen unter deiner scharfen Klinge.
Schweigeminute: ich, die aus dem goldnen Rahmen fiel
Und flehend um Verlängerung dich bittet.

Du bist das Frührot, lässt dich zur gewohnten Stunde
Nimmer blicken, des Schlafes Liebesarmen selig zugetan.
Ich bin die Schwäre, du wühlst in der offnen Wunde,
Du: mein Blind Date; ich bin – dein Kriminalroman?

Vergangen: deine Traumgestalt im Schmerz der Sprache;
Ich lös den Knoten; denn im Tal des Nackens herbstet es.
Noch wärmt das Haupthaar wie ein Schal aus Seide, warme
Fäden, vertäut am Scheitel und an meinen Schläfen.

Du bist der Schatten meiner Seele, willst nicht weichen;
Ich übe jeden Tag mich im Darüberspringen ohne Hass.
In meinem Herzen, digital, erblüht dein Wasserzeichen;
Als gäb 's wahrhaftig Liebe – ohne Ziel und Maß.

Als gäb 's wahrhaftig Liebe – ohne Maß und Ziel
Und hing an einem Augenaufschlag unser beider Leben.
Oft ist die Liebe nicht viel mehr als eitel Spaß und Spiel,
Die kommt und geht und endet – ohne großes Beben.

Interne Verweise

Kommentare

28. Aug 2018

Liebe Annelie, wie sehr bin ich angetan von deinem Gedicht. Für mich eine Klimax, absoluter Gipfel die letzte Strophe... wie alles darauf hinarbeitet, mitsamt der Wiederholung...
Man ist ja die tollen Vergleiche und Wortbilder "gewohnt" von dir, aber wiedermal übertriffst du dich hier selbst.
Grandios , nicht nur die Worte sondern der Sinn den sie so schön gewanden.

Alles Liebe von
Anouk

28. Aug 2018

Liebe Anouk, vielen Dank für Deinen lobenden Kommtar. Ich habe mich sehr über Deine Worte gefreut, zumal Du ja Weltmeisterin bist im Schreiben von Liebesgedichten. Ich wünsch Dir Liebe - ohne Ziel und Maß und ohne Leiden.

Liebe Grüße und einen schönen Abend,
Annelie
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28. Aug 2018

Oh Traumgestalt
du Schatten hoher Liebe
lass Wasserzeichen
rosig blühn in deiner Tiefe
die auch im kahlen Herbsteswind
kaum ihresgleichen findt!

Herrlich, Annelie, finde auch ich...

LG Yvonne

28. Aug 2018

Dank Dir, Yvonne, sehr hochpoetisch kommt Dein schöner Kommentar daher;
von dem von Anfang an ich wusst, woher er kam - fiel mir nicht schwer;
die Unterschrift: Ich braucht sie nimmer lesen mehr.

Liebe Grüße und einen schönen Abend,
Annelie

Ingeborg Henrichs
28. Aug 2018

" Du bist der Schatten meiner Seele.. und " als gäb`s ..- ohne Ziel und Maß..." sind für mich die besonderen Aussagen Deines wunderbaren Gedichtes über die Liebe, phantastisch bildreich verdichtet; auch Melancholie lese ich heraus, doch wer glaubt nicht an die Liebe... Herzliche Grüße Dir, liebe Annelie - Ingeborg

28. Aug 2018

Danke, liebe Ingeborg, für Deine lieben, einfühlsamen Zeilen und für das Lob, über das ich mich sehr freue.

Liebe Grüße in Deinen Abend,
Annelie

28. Aug 2018

Hallo Annelie,
in dem Bild
"Ich lös den Knoten; denn im Tal des Nackens herbstet es.
Noch wärmt das Haupthaar wie ein Schal aus Seide, warme
Fäden, vertäut am Scheitel und an meinen Schläfen."
steckt die ganze Kraft eines sich dem Leben hingebenden Menschens.
Gern gelesen und LG
Manfred

28. Aug 2018

Danke, lieber Manfred, Deine Worte haben mir gut getan. Ich nehme sie mit in die Nacht und freue mich, dass Dir mein Gedicht gefallen hat.

Liebe Grüße,
Annelie

29. Aug 2018

Liebe Annelie,

hier wurde so viel treffendes über Dein Gedicht geschrieben, dem ich mich gerne anschließe. Der tiefe reiche Inhalt Deines Gedichtes berührt mich, vor allem finde ich es aber faszinierend, mit welchen Wortkombinationen Du jonglierst. Es ist wunderbar zu lesen.

Liebe GRüße

Mara

29. Aug 2018

Danke, liebe Mara, für Dein freundliches Lob, über das ich mich ganz besonders gefreut habe, weil auch Deine Gedichte mir noch nie gleichgültig waren und mir oft sehr nahe gehen, mitten ins Herz treffen.

Liebe Grüße,
Annelie

29. Aug 2018

>Oft ist die Liebe nicht viel mehr als eitel Spaß und Spiel,
Die kommt und geht und endet – ohne großes Beben.<
Wie beruhigend und überaus klug mir dieser Grundgedanke erscheint, nach aufregender und schillernder Wortgewandtheit
durch den Liebestaumel, kein endloses Leiden... Eine wahrhaft friedfertige Schlussfolgerung. Danke, liebe Annelie.

Liebe Grüße
Monika

29. Aug 2018

Danke, liebe Monika, Du hast mir mit Deinem Kommentar eine ganz neue Sicht geschenkt - was die Liebe betrifft. Ich interpretiere Deine Worte folgendermaßen, nachdem ich längere Zeit darüber nachgedacht habe. War die Liebe eher eitel Spaß (nach dem Motto: Ich brauche unbedingt ein Gegenüber, um meine Eitelkeit zu stillen, weil ich nicht alleine sein will, weil ich lieber ständig wechselnde PartnerInnen habe, als allein zu sein), dann wird die Beziehung wohl ohne größeres Beben irgendwann zerbrechen. Zerbricht jedoch eine Liebe, die aus anderen, tiefer gehenden Gründen geschlossen wurde oder endet sie durch den Tod eines Partners, wird es wohl ein mehr oder weniger starkes Beben geben, sofern man so ein Ende überhaupt schadlos überstehen kann. Endloses Leiden, liebe Monika, kann es bei tiefer Liebe wohl geben, wenn ich da an den obdachlos gewordenen Mann in Hamburg denke, der Tag und Nacht an jener Stelle verbrachte, wo seine Frau durch einen Unfall ums Leben kam - bis auch er dort starb. Kaum zu glauben, aber wahr.

Liebe Grüße,
Annelie

30. Aug 2018

"Ich übe jeden Tag mich im Darüberspringen ohne Hass" - eine Übung, die ich kenne.
Ein besonders gutes berührendes Gedicht, liebe Anne Li ...

liebe Grüße - Marie

30. Aug 2018

Danke, liebe Marie, für Deinen freundlichen Kommentar.

Liebe Grüße,
Annelie