PtBS

Bild von Lydia Kraft
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Was Normal ist, entscheiden politische Strukturen, wissenschaftliche Erkenntnisse und die Mode. Man kann davon überzeugt sein, sich daran gewöhnen oder man macht die Mode nicht mit. Noch sind wir so frei, daß jeder über seine Kleiderordnung selber bestimmen darf. Wer weiß, zu Königszeiten war das schon einmal anders und wir leben alle hauptsächlich von Wiederholungen.
Es zeigt sich aber, daß nicht nur unsere Kleider uns als Kinder unserer Zeit dastehen lassen, sondern auch das Smartphone oder unsere Autos. Bis hierhin ist alles normal, wir scheinen mit unseren Gewohnheiten keinen Fehler zu begehen und fallen im Alltag nicht aus dem Rahmen. Ist es doch einmal so muss man sehen, ob zu viel Drogen konsumiert wurden oder einfach nur die Freundin weggerannt ist. Bei letzterem greift man dann ein paar Tage ganz bewußt zum Alkohol und findet dann bei der nächsten Frau zu seinen Gewohnheiten zurück. Gelingt einem das nicht muß man zusehen, daß man die Form auch alleine bewahrt oder es kann passieren, daß man auffällig wird.
Dann gibt es nämlich auch ärztliche Diagnosen die Krankheiten attestieren, die manchmal Nahe legen, daß der Rahmen des Normalen gesprengt wird. Einige davon gab es in den siebzigern noch nicht. Zum Teil sind diese Krankheiten also, ein Ausdruck des Gesellschaftswandels (z.B. bei ADHS) zum anderen, erzeugte Krankheitsbilder die auf das Wirkungsprinzip des jeweiligen Medikamentes beruhen. Kurz gesagt, je mehr Pillen es geben wird, umso mehr Krankheiten wird es geben, bleibt die Frage, wer entscheidet wann wer krank ist.
Manchmal sind es also nur unbewusste Emotionen (wie beim erwähnten ADHS) manchmal sind es aber auch komplexe Verhaltensmuster, die erkannt und behandelt werden. So ist es z.B. wenn einen das Schrecken eines Traumas heimsucht.
Das heißt, eine Lebens gefährdende Situation, die du erlebt hast drängt sich immer wieder in dein Bewusstsein und lässt dich diese Szene noch einmal und noch einmal erleben. Jeder Autor eines Psychothrillers wäre wohl neidisch aber ständig Horror erleben ist nicht so angenehm wie es uns vor dem Fernseher vielleicht erscheinen mag.
Evolutionspsychologisch betrachtet soll uns dieses Szenario als Warnung gelten und wenn man es genau nimmt, sollen wir daraus lernen, diesen Fehler nicht zwei Mal zu machen. Das Dumme an der Sache dabei ist, das diese Warnung meistens völlig überflüssig ist, da sie aus einer Extremsituation herrührt, die für den gewöhnlichen Alltag eher störend als relevant ist.
Unter diesen Warnbildern leidet man wenn man PtBS diagnostiziert bekommt. Ausgesprochen heißt das Posttraumatische Belastungsstörung und diese Diagnose kann einen davor retten, als Schizophren erkannt zu werden (wer weiß, wie lange noch). Diese Diagnose können Unfallopfer bekommen aber darüber wird selten geredet. Wenn über diese Krankheit, in der Öffentlichkeit gesprochen wird dann weil Soldaten an dieser Störung leiden. Wahrscheinlich weil Soldaten, Helden unseres Landes sind, die auf fremden Gebiet unser Land und seine Interessen verteidigen, verdienen sie unsere Beachtung. Verkehrsopfer wären in privater Mission unterwegs, sie zu erwähnen scheint in der Öffentlichkeit nicht nötig zu sein, obwohl ihre Zahl jedes Jahr in die Tausende geht.
Wen wird es da also wundern wenn eine dritte Gruppe der Diagnoseträger, eigentlich überhaupt nicht in Erscheinung tritt. Die Rede dabei ist, von den Vergewaltigungsopfern, die es in Kriegs und Friedenszeiten gibt. Zu Friedenszeiten ist es ihr Privatvergnügen könnte ein reaktionärer Geist jetzt einwenden aber wenn man sich die Ursprünge der Vergewaltigung ansieht kann man doch noch zu einem ganz anderen Schluss kommen.
Denn es ist so, dass die Vergewaltigung eine der ältesten Kriegstaktiken ist und auch noch heute, als Taktik regen Zuspruch findet wenn man nicht nur die Gräueltaten im Kosovokrieg beachtet sondern auch, dass in unserem Land jede vierte Frau Opfer von Sexueller Gewalt ist. Ist es Krieg oder sind die Frauen eben doch nur eine, zu unterdrückende Masse. Die Hälfte der Menschheit die man verachten kann wenn einem das eigene Leben misslingt.
Aber zurück zum Krieg, einst wurden die Männer getötet und die Frauen durch diese Repression für die Gefangenschaft gefügig gemacht. Welches Ziel hatten die Massenvergewaltigungen im Bosnienkrieg, welche die in den libyschen Flüchtlingsgefängnissen? Welches Ziel hat sie in christlichen Betten? Den Feind gefügig machen? Oder ist es ein Zeichen der Herrschenden Macht und Überlegenheit?
Eine Krankheit, die Täter und Opfer, Soldaten und Zivilisten gleichermaßen treffen kann, die Ursache ist Krieg. Da der Friede nur für die Sieger existiert kann uns nur in Freiheit die Liebe gelingen. Es gibt noch viel zu tun.

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