Ich gehe durch helle Straßen, überquere verschneite Plätze, hinterlasse weiße Abdrücke. Schnee knirscht, mein Atem gefriert. Wolken wattieren den Himmel. Vor mir der See unsichtbar verborgen, still und trügerisch, trägt eine Eishaut. Pulverschnee funkelt im Sonnenlicht, hinter mir der steinerne Körper der Stadt.
Am Ufer dies Bild: Leute füttern Möwen, Feuer lodert neben einer Tonne, die Luft vibriert, es riecht nach Bratwurst, Glühwein, schneidender Kälte. Sonne streicht warm wie ein Handschuh übers Gesicht. Spaziergänger auf dem See, Kinderwagen werden übers Eis geschoben, Schlittschuhläufer drehen Pirouetten. Ein Mann schippt Eisstücke, ein anderer hackt mit der Axt ein Loch in gefrorene Wellen.
Ich vermisse den Klang des Wassers, sein Plätschern, Spritzen und Gurgeln, ich vermisse die sanfte Bewegung des Wogens. Leute kommen, spähen hinüber, gehen fort, kommen wieder, klettern über Absperrungen. Weite zwischen den Ufern. Was staut sich so erregend an über dem See? – „Ich gehe auf Wasser“, schreit einer.
Abends, die Nachrichten – ein Mann brach ein. Die Eishaut vernarbt an den Rändern. Der Mann ist nicht mehr; ist eine Erinnerung, unbeschreiblich.
Februarregen, grau der See, kein Mensch auf dem Eis, das Areal wie betoniert. Ödland, Risse, hellgrünes Wasser umspült den Steg. Vogelgezwitscher, frischer Klang. Tags darauf Tauwetter, die Oberfläche trägt nicht mehr, verbirgt nichts, löst sich auf in der lauen Luft. Der See erneuert sich aus der Tiefe. Sein Atem ist Klang.