Das Maß der Betroffenheit

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Um die Schließung der Schengengrenzen mache ich mir seit heute keine Sorgen mehr. Genauer: seit die Wirtschaft dagegen aufbegehrt.
Denn eine Schließung dieser Grenzen würde ja bedeuten, dass die "just-in-time"-Kultur außer Kraft gesetzt würde.

Seit sich die Wirtschaft die teure Vorratshaltung abgewöhnt hat, weil die benötigten Ressourcen jederzeit lieferbar sind und auf Abruf zur Verfügung stehen, würde eine solche innere Grenzschließung ja bedeuten, dass es zu Lieferverzögerungen kommen könnte.
Ja klar, durch die Grenzkontrollen, die man ja wirtschaftsfördernd dauerhaft abgeschafft glaubte. So könnte es tatsächlich zu Verzögerungen von bis zu zwei Tagen kommen, mit allen negativen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt - man stelle sich vor!
Und selbstverständlich müssten die dadurch entstehenden Mehr-Kosten an den Verbraucher weitergereicht werden.

Wenn DAS keine wirksame Drohung ist! Ein Griff ins Portemonnaie des Bürgers!
Also, das würde doch neue Protestmärsche generieren, dagegen ist doch Pegida ein Besuch im Bällchenbad!

Ach ja: Die Griechen sollen doch bitte ihre Hausaufgaben machen! Also jetzt, bitte!
Einfach weiter sinkende Nussschalen, vollgestopft mit flüchtenden Menschen, aus dem Meer fischen! Ohne Obergrenze! Nein, liebe Griechen, SO geht das ja nun nicht!
Seht doch einfach dabei zu, wie sie ertrinken ... und vergesst nicht, die Strichlisten zu hüten wie eure Augäpfel. Als Beleg.
Welche Strichlisten? Na die, auf denen ihr vermerkt habt, dass das Kontingent an Flüchtenden jetzt erfüllt ist, natürlich!

Ja, das Baby im gestreiften Strampler darf noch an Land - aber die Mutter, der Vater und die Großmutter samt der restlichen Enkelchen werden wieder ins offene Wasser geschleppt.
Oder befördert das Boot mit einem Fußtritt wieder hinaus, das vereinfacht die Sache enorm und entspricht ja auch der neuen Denkungsart ...
Ich zitiere Karl Ernst Thomas de Maizière [də mɛˈzjɛʁ] (* 21. Januar 1954 in Bonn), deutscher Politiker (CDU) und seit Dezember 2013 Bundesminister des Innern (hört er sich eigentlich selber zu? Wie satt und selbstzufrieden muss man sein, um so etwas - ohne zu stocken - in die Kamera zu formulieren? Lassen Sie es sich auf der Zunge zergehen):

"Solidarität darf sich nicht am Maß der Betroffenheit orientieren."

(mitgeschrieben am 25.01.2016 beim Anschauen der "heute-Nachrichten" im ZDF)

noé/2016

Kommentare

25. Jan 2016

Was hatte der nicht (bis zuletzt)
An Ämtern mit sich fehl - besetzt!
[Eventuell da steckengeblieben ist er -
Und denkt, er sei noch Kriegsminister...]

LG Axel

27. Jan 2016

Du hast noch Erdogan, den neuen Sultan vergessen, der aus eroberungstechnischen Gründen seine Glaubensbrüder massenweise ins Wasser schickt, weil er ganz richtig annimmt, daß wir ein viel zu weiches Herz haben. Wir gehen doch lieber selber unter, als den mal zurechtzuweisen!