Der Löwe - Page 2

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Früher dachte ich immer, dass Universitäten etwas Magisches an sich hätten, der Schlüssel zu einem glücklichen und erfüllten Leben sind oder so ein Scheiß. Immer wenn ich Studenten begegnete, fühlte ich mich minderwertig, weil sie so viel zu wissen schienen und sich eloquent auszudrücken wussten. Zudem dachte ich, sie können ständig ausschlafen, den ganzen Tag kiffen, chillen, Latte in angesagten Cafés trinken und sich so lange, wie es nur geht, vor ehrlicher Arbeit drücken. Was den Schlüssel für ein glückliches und erfülltes Leben angeht, habe ich mich getäuscht. Den trägt man in sich. Man muss nur irgendwie an ihn rankommen. Natürlich, Unis können einem dabei helfen, aber das können attraktive und intelligente Freunde/Freundinnen, die richtigen Kontakte mindestens genauso gut. Was den Teil mit dem Kiffen, Chillen usw. angeht, hatte ich Recht. Ich studiere jetzt im 5. Semester an der Philipps-Universität in Marburg Mathematik. Das bedeutet nicht, dass ich den ganzen Tag Bücher wälze oder mich irgendwelchen Lerngruppen anschließe, um für wichtige Klausuren zu pauken. Nein. Das bedeutet, ich stehe gegen elf Uhr auf, und nehme anschließend ein kurzes Bad. Dann, so gegen Mittag, begebe ich mich für gewöhnlich zur Uni. Ich bin mit diesem Uni-Lebenswandel nicht der Einzige, falls ihr das jetzt denkt. Am gegenüber von der Uni liegenden Supermarkt warten meist schon ein paar meiner Homies und trinken das erste Bier des Tages. Spätestens dann wird es Zeit schließlich in die Vorlesung zu laufen. Ich schätze, dass sich zwei Drittel der Studenten an den Unis regelmäßig etwas reinpfeifen. So wie auf der letzten Weihnachtsparty zum Beispiel. Nic Schrieb während ich das erzähle seine Geschichte zu ende. Anna wartet. Sie kocht sich Kaffee und setzt sich mit dem Kaffeebecher in der Hand ans Fenster im Wohnzimmer, von dem sie das Treiben auf der Straße beobachtet. Sie hat ihm eine Karte geschrieben:"Komm zu mir, bleib bei mir für immer." Diesmal hat sie keine E-Mail an ihn geschickt, wie sie es sonst mehrmals täglich tun. Marc hat die Attitüde eines einsamen Wolfes, der zu keinem Rudel gehören möchte. Sie erinnert sich so gerne daran, wie sie sich wiedergefunden haben, vor zehn Monaten, an einem Ort ihrer Jugend. Der Blitz hat eingeschlagen, als sie sich erblickten. Sie haben ein paar Worte gewechselt, an die sich keiner mehr erinnern kann, denn drei Minuten später hat er sie geküsst. Sie ist versunken in seinen Armen und war sich von diesem Moment an sicher, dass sie ihn nicht mehr loslassen möchte. Sie liefen hinaus in die kalte Nacht, küssten sich im Regen und haben sich nach vielen langen Gesprächen erst im Morgengrauen voneinander getrennt. Anna fühlte sich bis zu einer Zeit vor zwei Jahren immer als ein Kind des Glücks, hatte ihre damaligen Beziehungen immer in guter Erinnerung. Die letzte Beziehung, bevor sie Marc wiederfand, hat sie gebrochen. Am Ende Ihrer vorherigen Liebesgeschichte war sie wütend auf sich selbst, weil sie wohl zu naiv war zu merken, dass dieser Mann ihr nichts Gutes tat. Irgendwann entdeckte sie, dass immer wieder nach Bestätigung von anderen Frauen gierte. Das Ende war damals schmerzhaft, er wollte sie nicht gehen lassen, fluchte im Zorn, dass ihr das doch mit jedem Mann passieren würde. Mit Marc ist alles richtig; das sagt ihr Herz. Er erhellt ihr Leben. Wenn sie zusammen sind, ist es so, als würden sie auf Wolken schweben. Es ist fast so, als ob sie diese große Enttäuschung zuvor erleben musste, um das große Glück erst zu erkennen. Nur leider schlichen sich auch in die neuen Beziehung allmählich Zweifel ein. Marc musste nach Hamburg, um dort ein Interview für ein Modemagazin zu geben. Warum meldet er sich nicht? Trifft er sich dort mit einer anderen Frau? Als sie versuchte, ihn anzurufen und sich nur die Mailbox meldete, verstrickte sie sich in den allerschlimmsten Befürchtungen. Das Klingeln der Tür riss sie aus ihren Gedanken. Es ist Marc, er blickt sie strahlend an und hält ihre Karte in der Hand, umarmt sie stürmisch und sagt: „Ja, bei dir will ich bleiben, für immer". Nach einem langen Kuss erklärt er ihr endlich, was passiert ist. „Ich hab mein Ladekabel vergessen, ich hab den Job gemacht und wollte so schnell wie möglich zurück, war kurz daheim und wollte nur mein Zeug reinschmeißen und hab mich so über deine Karte gefreut. Endlich was Verbindliches von dir, du warst immer etwas zurückhaltend und ich wollte dich nicht bedrängen. Ich will dich für immer und das wusste ich schon damals, als wir uns das erste Mal gesehen haben". „Ich lass dich nie mehr los" sagte sie leise und versank glücklich in seinen Armen. Der Lehrer sagte plötzlich " So dann wars das heute bitte nicht vergessen die Mathe Prüfungen fangen bald an und wer interessiert ist kann sich draußen eine kostenlose Geschichte von unseren Lese Verein mitnehmen". Er verabschiedet sich. Nic nahm lustlos seine Sachen und packte ein währenddessen klingelte es und nahm sich bei dem Lese Verein ein kleines Buch mit und draußen auf einer Bank nahm er Platz. Und begann an zu lesen:" Es regnet. Die Regentropfen prasseln ans Fenster. Ich habe so oft gesagt dass ich dich hasse das ich mich frage ob ich mich selbst belüge. Die Musik läuft und dein bild geht nicht aus meinem kopf. Das was du mir angetan hast. Wie oft du mir wehgetan hast. Ich werde es nie vergessen. Doch ich spüre immer noch deinen ring. Deine Worte in meinem kopf. Und dein blick. Ich frage mich wie oft du mich belogen hast. Wie oft du mich geküsst hast und an sie gedacht hast. Haste mich überhaupt geliebt? Der druck kommt wieder doch ich habe es zu vielen versprochen. Zu vielen den ich nicht wehtun wollen würde. Ich nahm ein Blatt und schrieb. Über alles wie ich dich geliebt hab. Wie ich dich hasse. Wie du mir wehgetan hast. So dolle. Doch es geht nicht mehr. Warum? Was hat sie? Das du immer anderen weh tust für sie? Das du andere steh lässt? Ich werde nie eine antwort kriegen. Deine Sachen sind schon weg. Alles was mich

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