Läuterung 021 : Gut und preiswert

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Am Tag, als wir erfuhren, dass der Kölner Autor Jürgen Becker den Georg-Büchner-Preis zuerkannt bekommen hatte, knapp 82 Jahre alt, in den sechziger Jahren war er mal ein respektierter Avantgardelyriker gewesen, dann WDR-Redakteur und Leiter des Suhrkamp Theaterverlags, auch noch Leiter der Hörspielabteilung vom Deutschlandfunk, daneben Lektor bei Rowohlt, fragten wir uns, wem, wenn schon nicht mir, man diesen Preis wohl besser verliehen gehabt gekonnt hätte.

Einzig ein Name konnte fallen! Daniel Kehlmann, der sich machtvoll nach vorne schreibende kommende österreichisch-deutsche Nobelpreisträger für Literatur. Wie Daniel Kehlmann war auch schon der Schriftsteller Jürgen Becker viele Jahre lang übergangen worden, wann immer die Georg-Büchner-, National- und Deutschen Buchpreise (2009: Katrin Schmidt: „Du stirbst nicht“) ausgeschüttet wurden.

Albert Ostermaier hatte seinen Bertolt-Brecht-Preis zwar wirklich erhalten. Und den Welt-Literaturpreis 2011. (Mit „Welt“ ist das besagte rechtsradikale Revolverblatt gemeint.)

Alissa Walser hatte sich den Ingeborg-Bachmann-Preis mit einem George-Konell-Preis teilen können. (George Konell ist dieser bekannte Wiesbadener Reisebuch-Autor.) (Und Alissa Walser ist mit Sascha Anderson verheiratet, dem, zusammen mit Jürgen Fuchs, Preisträger des Thomas-Dehler-Preises des Bundesministers für Innerdeutsche Beziehungen, 1987. Anderson, der also Schwiegersohn ist von Martin Walser, letzter Preis: Internationaler Friedrich-Nietzsche-Preis 2015. Ihn wiederum haben auch Durs Grünbein und Rüdiger Safranski schon bekommen.)

Andreas Marber hat die Fördergabe des Schiller-Gedächtnis-Preises vom Land Baden-Württemberg erhalten.

Annette Pehnt war eine Trägerin des Hermann-Hesse-Kulturpreises. Außerdem noch Professorin bei der PH Freiburg. Außerdem war sie ausgezeichnet worden durch den Solothurner Literaturpreis, den Kulturpreis Baden-Württemberg und den Thaddäus-Troll-Preis. Es gibt, wir werden das sehen, regionale Preis-Nester und jetzt gerade sind wir im Südwest-Nest.

Arno Geiger trug den Johann-Peter-Hebel- und den Preis der Konrad-Adenauer-Stiftung davon. 2012 noch den Anton-Wildgans-Literaturpreis der Österreichischen Industrie. (Den Deutschen Buchpreis hatte er 2005 für „Es geht uns gut“ bekommen.)

Benjamin Lebert hat bei der New York University Kurse erteilt. (Für Kreatives Schreiben.)

Bodo Kirchhoff poliert seit 2008 an der Carl-Zuckmayer-Medaille herum, ab 2018 an der Goethe-Plakette der Stadt Frankfurt. (So was klingt stark nach Martin Mosebach. Hat er? Ja, schon seit 2015. Zusammen mit Sven Väth.)

Burkhard Spinnen denkt still lächelnd oft an den Aspekte-Literaturpreis für „Dicker Mann im Meer“. Damit hatte 1991 alles angefangen. (Und war 2008 mit dem Rheinischen Literaturpreis Siegburg still versackt.)

Charlotte Roche war 2008 zur „Bestsellerin des Jahres“ (Media Control) erklärt worden. Es war nicht das Ende ihrer Fahnenstange. 2012 war sie die „Journalistin des Jahres“.

Der Wilhelm-Raabe-Preis war unter all den vielen Preisen und Auszeichnungen Christian Kracht immer noch der liebste. (Und „Imperium“ war 2012 schon erschienen, jedoch erst im Jahr 2017 auf die Longlist zum Dublin Literary Award geklettert.)

Christoph Peters hat den Aspekte-Literaturpreis bekommen, davor den Martha-Saalfeld-Preis und hinterher den Düsseldorfer Literaturpreis. (Weiß jetzt vielleicht nicht jeder, wer Christoph Peters ist, aber sein Roman „Das Tuch aus Nacht“ (2003) wurde ins Chinesische übersetzt.)

Daniel Kehlmann begnügt sich vorerst mit dem Welt-Literaturpreis und genoss ebenso den Kleist-, den Thomas-Mann- und den Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg vor der Höhe. Am Deutschen Buchpreis ist er haarscharf vorbeigeschrammt. Aber, wie oben schon gesagt, der Nobelpreis ist ihm heute bereits sicher, falls er es bis über die Achtzig noch mitmacht.

David Wagner hat den Martha-Saalfeld-Preis sowie den Preis der Leipziger Buchmesse.

Dieter Wellershoff ist erschreckend alt geworden (zwei Jahrgänge vor Martin Walser, 2018 gestorben), doch war ihm der Büchnerpreis nicht zuteil worden. Wellershoff musste sich mit dem Kritikerpreis, dem Heinrich-Böll-Preis und dem Friedrich-Hölderlin-Preis von der Stadt Bad Homburg vor der Höhe begnügen.

Dietmar Dath hat es zwei Mal zum Kurd-Laßwitz-Preis für Science Fiction gebracht. Befanden wir uns in einer Zeitschleife?

Dorothea Dieckmann schaut auf den Marburger Literaturpreis stolz zurück, sonst hat es immer nur zu Stipendien gelangt. Immerhin, leben ließ sich davon. (Zuletzt Land Oberösterreich, Salzstadel Linz, 2 x Salem [Bodenseekreis und Upstate NY].)

Eckhard Henscheid hat den Italo-Svevo- (sowieso), den Jean-Paul- (geht in Ordnung) und - wegen seiner touristikbefördernden Auswirkungen (genau) - auch den Kulturpreis der Stadt Amberg bekommen. Sonst jedoch mehr oder weniger nie etwas! Der Mann war faul und drückte sich vor all den steifen Vergabe-Feierstunden.

Elisabeth Plessen (Lebenspartnerin von Peter Zadek) hatte einen Droste-Preis von der Stadt Meersburg und einen Kritikerpreis (siehe oben: Dieter Wellershoff) auf sich vereint.

Elke Heidenreich war eine Zeitlang pausenlos von irgendwem für irgendwas ge- und verehrt worden. Die Kalbacher Klapperschlange (Frankfurt) wie den Markgräfler Gutedelpreis hat man Frau Heidenreich zuerkannt.

Ernst Augustin hat einen Kleist- (siehe bei: Kehlmann), Mörike-, Hesse- und (Münchner) Tukanpreis, jedoch - trotz beängstigend fortgeschrittenen Alters (identisch mit dem von Martin Walser) - sind Ernst Augustin (siehe: Wellershoff, Lenz, Bichsel, Harig) Georg-Büchner- wie Deutscher Buchpreis nicht vergönnt gewesen (von irgendwem, der es wissen muss).

Eva Menasse hat ihren Heinrich-Böll-Preis wie auch den Rolf-Heyne-Debut-Preis und ab 2019 auch noch einen Ludwig-Börne-Preis. (Und ist die Schwester von Robert Menasse.)

Feridun Zaimoglu bekam den Hugo-Ball-Preis von der Stadt Pirmasens. Letztlich war das vorhersehbar. Dazu noch den Preis der Literaturhäuser. (Welchen? Na, einfach: „den Preis“!)

Franz Hohler kann kontern mit Johann-Peter-Hebel-, Kasseler und Solothurner Literaturpreis und mit dem Schillerpreis der Zürcher Kantonalbank.

Friedrich Ani hat den Tukanpreis der Stadt München, war ja klar. Sowieso kriegt Herr Ani fast jedes Jahr den Deutschen Krimi-Preis angedichtet.

Gerold Späth hatte vor vielen, vielen Jahren seinen eleganten Bogen geschlagen: vom Conrad-Ferdinand-Meyer- zum Alfred-Döblin-Preis. (Wollte sagen: „Der neue Grass!“) Seither war er ewig nur noch leer ausgegangen. (Er lebt aber noch, auch wenn seit Jahren keine Bücher und keine Preisnachrichten mehr ankommen.)

Alfred-Döblin-Preisträger war aber auch der Österreicher Gerhard Roth. Außerdem Bruno-Kreisky- und Jakob-Wasserträger-, halt: -Wassermann-Träger.

Gion Mathias Cavelty hat mehr oder weniger nur diesen kleinen Zürcher Journalistenpreis. Ach.

Hans Keilson bekam den Welt-Literaturpreis (siehe: Kracht wie Kehlmann), aber erst mit 100 Jahren. Außerdem Bundesverdienstkreuz Erster Klasse. Jetzt ist er tot und Büchnerpreis geht nicht mehr.

Hanns-Josef Ortheil räumte beim Georg-K.-Glaser-, Elisabeth-Langgässer-, Stefan-Andres- sowie dem Nicolas-Born-Preis ab.

Harry Rowohlt war einst Träger des Göttinger Satirepreises „Elch“.

Helmut Krausser war Deutscher Backgammon-Meister (im Jahr 2011). Mit Literaturpreisen lief es nicht so rund (1998: Hörspiel des Jahres). Der Münchner Tukan-Preis 1993. Fett war im Süden die Welt.

Herbert Achternbusch war Tukanpreisträger, Bundesfilmpreisträger sowie Träger des Kasseler Literaturpreises für grotesken Humor.

Hermann Kinder ist ähnlich lange vergessen wie Gerold Späth. Einstmals Bodensee-Literaturpreis und Literaturpreis der Landeshauptstadt Stuttgart. Danach schwarze Funkstille. (Berthold-Auerbach-Literaturpreis der Stadt Horb 2018)

Ilja Trojanow zeigte als Brüder-Grimm-Professor in Kassel, wie man dermaßen gute Bücher

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Kommentare

14. Sep 2019

Gern gelesen !
HG Olaf

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