ALLES FÜR DIE KATZ?

Bild von ffolcus
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Ach, lieber Leser, der Dichter hat wieder ein Problem! Es ist zwar reimgemäß völlig korrekt, wenn man - ein Kätzchen lobhudelnd - in einem formvollendet formulierten Zweizeiler etwa schreibt:

„Der Katz entwich oft böses Fauchen.
Doch sonst war sie recht lieb zum Frauchen.“

Gut, nicht wahr? Aber Obacht! Lesen sie es sich einmal laut vor! Und da wird es schon recht eng, denn hier gibt es einerseits ein hart guttural auszusprechendes „ch“ und andererseits ein sammetweiches. Im Schriftbild kein Problem, es scheint sich freilich zu reimen. Tut's auch, aber wehe, man beginnt, den sonst so pointierten und gekonnt formulierten Zweizeiler zu rezitieren. Heiliges Kanonenrohr!

Es ginge dann wohl nur, wenn man das „Frauchen“ schwyzerdütschgemäß guttural ausspricht? Aber dann müsste man „entwich“ und „recht“ vermutlich konsequenterweise auch gutturalisieren. Stellen Sie sich „entwich“ guttural vor! Im nichteidgenössischen Rezitationsterritorium! Da laufen Ihnen doch gleich die Hörer fort!

Andererseits könnte man natürlich auch alle „ch’s“ weich aussprechen. Was aber wäre dann mit dem „Fauchen“, wenn es nicht das Fauchen der Katze nachahmte? Eine Katze, die weich faucht, fast schon flauschig fau(s)cht??? Da lachten sich die Mäuse ja schon von selber tot!

Klar, natürlich ist eine Katze flauschig, ohne Zweifel und ohne Katzen noch schöner und kuscheliger machen zu wollen als sie es ohnehin schon sind. Aber beim Gutturalgefauche der Felidae ist dies dem derart Angeblafften wurscht, wie pelzchenlieblich das Stubentigerlein sich im Allgemeinen auch gibt: er geht in Deckung.

Würde jedoch die Katze tatsächlich nur fau(s)chen, wäre zumindest für sie selbst das beabsichtigte Ziel verfehlt. Weit verfehlt, fragen Sie nicht, wie weit! Und sich extra auszuziehen, um als schrecklich anzuschauende Nacktkampfkatze (felis skinheadiensis) ohne verharmlosenden Flausch dazustehen und sich das Gutturale zu ersparen, welche Katze nähme solche Mühe schon auf sich? Wenn wir ehrlich sind: keine!

Ja, was machen?

Die einzige Lösung, die ich sehe, ist, den Zweizeiler geschickt und sinnerhaltend zum Vierzeiler zu machen. Etwa so:

Der Katz entwich oft böses Fauchen:
„Frauchen, hör auf mit dem Rauchen!“
Doch sonst war sie recht lieb zum Frauchen,
der Krallenviertatz von Miauchen!

Ich fände das als eine gute Alternative. Auch unter der Prämisse, dass der Miezekater am Schluss kosewörtlich nicht so ganz doll dabei abschneidet.

Aber immer noch besser, der Schnurrkönig des Salons ist vorübergehend beleidigt als mein Ruf als Dichter für alle Zeiten perdu ...

vcj