Ich bin bei dir

Bild von Anita Zöhrer
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Sanft strich ich ihm über seine Wange. Alles hatte er verloren – seine Arbeit, seine Wohnung, seine Frau und sogar seine Freunde. Niemand wollte es mit einem Versager wie ihm zu tun haben. Niemand außer mir.

„Ich bin bei dir.“ Und würde es auch immer sein, so versprach ich es ihm. Was auch in seinem Leben schief gelaufen war, es hatte keine Bedeutung für mich. Nicht seine Fehler sah ich in ihm, sondern sein warmes Herz.

Verunsichert wich er vor mir zurück. Er wolle mir nicht weh tun, behauptete er, doch ich fürchtete mich nicht davor. Mein Leben hatte mich gelehrt, mich an viele Enttäuschungen zu gewöhnen. Jeden einzelnen seiner Fehltritte würde ich ihm verzeihen. Keiner könnte jemals so schlimm sein wie das, was man mir bereits an Schmerz zugefügt hatte.

Seine Augen funkelten im Schein einer Laterne. Eine Träne verriet mir seine Rührung. Ich streckte meine Hand nach ihm aus. Sehnsucht nach seiner Nähe erwachte in mir; ich liebte und begehrte ihn wie noch keinen anderen Menschen zuvor.

Zaghaft berührten sich unsere Lippen. Mit einem Male gab es nur noch uns beide; alles andere um uns herum wurde nebensächlich. Gänsehaut überkam mich. Mein Platz war hier an seiner Seite, keinerlei Zweifel hegte ich daran.

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