Dank an das Meer

Bild von Willi Grigor
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Wie das erste Gedicht von allen entstand,
2013 am Carrickalinga-Strand.

Ich ging wohl zwanzig Male
den Sandstrand auf und ab,
versuchte hundert Male
die Worte, die ich hatt',
in Vers und Reim zu zwingen.
Es wollte nicht gelingen.

"Du hast zu viele Worte"
weich flüsterte das Meer,
"von dieser falschen Sorte,
die legen sich nur quer.
Sie gleichen wilden Stieren,
du musst sie aussortieren"

Ich tat es, aussortieren,
die Worte wurden rar.
Der Rest ließ sich formieren
zu Versen, sonderbar.
Ich habe sie gefunden
am Strand, nach vielen Stunden.

Ich hörte Wellensingen
vom blauen, warmen Meer
und Worte aus mir dringen
zu ihm hin: "Danke sehr!"

© Willi Grigor, 2018
Aus dem Leben

Das Ergebnis:
Die Woche verging, es war eine Freude.
Die Reise geht weiter und zwar nach Ad'leide
für Gullan und mich, für uns alle beide.
Danach glückte mir noch ein weiteres "Werk" mit ganzen sieben Zeilen:
Erst ging er im Sand nur hin und her.
Der Strand war meistens menschenleer.
Dann ging er entschlossen ins Wasser:
Er ist gewiss kein Wasserhasser.
Er schwamm und er fauchte, er lag und er tauchte
Er freute sich so sehr, so sehr,
Der alte Mann im warmen Meer.
Ich hatte dieses Verlangen, wusste aber nicht warum. Mein ganzes Berufsleben hindurch hatte ich nie nach einem Reim gesucht.
Und noch etwas merkwürdiges: Nur eine Woche später, am 14. Februar, hatte ich betreffend "Dichten" ein nächtliches Schlüsselerlebnis in Hobart, Tasmanien.
Siehe:
literatpro.de/prosa/040416/au-2013-schluesselerlebnis-in-hobart

Interne Verweise

Kommentare

21. Mai 2018

Du hast die Worte noch gefunden; sie sind gut und schön ...
So feine Worte hat das Meer gewiss noch nicht gesehn.

Liebe Grüße,
Annelie

21. Mai 2018

... und alle sind wahr, nichts ist erdichtet :-)

Ich danke Dir recht herzlich, Annelie
Willi

21. Mai 2018

Rührend und berührend, dies Ringen um treffende Worte, um im Finden das Glück und die Dankbarkeit zu enzünden. So schön!

LG Monika

21. Mai 2018

Ja, dieser Tag hat etwas in Gang gesetzt.

Ich danke Dir für den freundlichen Kommentar, Monika.

LG
Willi

21. Mai 2018

Recht hat es, das Meer:
Weniger ist manchmal mehr ...

LG Axel

21. Mai 2018

Die Natur hat vieles zu sagen - schweigend.
Der schwedische Dichter Erik Gustaf Geijer hat das einmal so ausgedrück (meine Übersetzung)t:

Wälder sprechen, Wellen sprechen,
am schönsten spricht der Bach.
Tiere, Berge, Täler sprechen,
meist doch spricht der Mensch.
Drum schweige, du, sei einer,
der nicht auf andre hört!
Das Klügste nämlich sagt dir keiner.
Klug ist bloß der, der die Stille versteht.

Liebe Grüße auch an Dich, Axel
Willi

21. Mai 2018

Danke für dieses Gedicht, Willi

LG Marie

22. Mai 2018

Wie schön, lieber Willi! Ich weiß, dass man am Meer solche Erlebnisse haben kann und ich kenne auch die tiefe Dankbarkeit für diese Erlebnisse. Dir danke ich, dass Du dieses Gefühl in Worte gefasst hast.

Liebe Grüße, Susanne

22. Mai 2018

Vielen Dank auch an Euch, Marie und Susanna, für Eure freundlichen Kommentare.

Herzliche Grüße
Willi