Von der Pfeife bis zum Glas: Wie literarische Figuren durch Genussmittel Profil gewinnen

Überarbeitet am 12. August 2025

Genussmittel sind in der Literatur weit mehr als bloße Requisite. Ob Pfeife, Whiskeyglas oder Zigarette – sie prägen Figuren, erzeugen Atmosphäre und spiegeln gesellschaftliche Entwicklungen. Der Artikel zeigt, wie solche Symbole von der Klassik bis zur Gegenwart literarische Charaktere formen und Epochen definieren.

von Redaktion LiteratPro
Statue einer literarischen Detektivfigur mit Pfeife in der Hand, Nahaufnahme vor unscharfem Hintergrund.
© YuryKara / shutterstock

In der Welt der Literatur werden Genussmittel nicht zufällig eingesetzt. Autorinnen und Autoren bedienen sich bewusst des Tabaks, des Alkohols oder – in moderneren Werken – auch alternativer Genussformen, um Figuren zu charakterisieren, Atmosphären zu erschaffen oder gesellschaftliche Strukturen offenzulegen. Ein Schluck aus dem Glas, ein tiefer Zug an der Zigarette oder das Rascheln einer Kaffeeverpackung – all diese Details sind weit mehr als Beiwerk. Sie geben Aufschluss über soziale Milieus, persönliche Zustände und kollektive Deutungsmuster. Insbesondere in der Gegenwartsliteratur zeichnen sich dabei spannende Entwicklungen ab, etwa wenn moderne Konsumformen wie das Dampfen symbolisch in narrative Kontexte eingebunden werden. So wird das Dampfen nicht nur zur Gewohnheit einer Figur, sondern zur Aussage über ihre Lebensrealität.

Die symbolische Aufladung von Genussmitteln erlaubt eine dichte Verflechtung von Innen- und Außenwelt. Während in früheren Epochen Zigarren oder Spirituosen primär Zeichen von Männlichkeit und Status waren, rücken heute Themen wie Entfremdung, Reizüberflutung oder urbaner Individualismus in den Vordergrund. Der Griff zur Zigarette, zum Glas oder zur E-Zigarette ist dabei nie nur Handlung – sondern Ausdruck. Besonders interessant ist die moderne Parallele zwischen traditionellen Requisiten wie der Pfeife und zeitgenössischen Produkten wie Base Liquids, die in aktuellen literarischen Texten eine neue Form des Ausdrucks bieten – etwa bei Figuren, die sich durch das Dampfen abgrenzen oder Teil neuer urbaner Subkulturen werden.

Genussmittel als literarisches Stilmittel: Eine kulturhistorische Annäherung

Schon in der Literatur der Aufklärung und Romantik wurden Genussmittel als Ausdruck von Geisteshaltung und sozialem Habitus eingesetzt. So stand der Kaffee nicht nur für Wachheit und Diskurs, sondern auch für Bürgerlichkeit und Bildung. In den Salons der Aufklärung war das gemeinsame Kaffeetrinken eine Inszenierung von Rationalität und Geselligkeit, bei der sich sowohl literarisch als auch real soziale Grenzen verhandelten. Die Zigarette hingegen wurde im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert zum Symbol für Rebellion, Dekadenz oder existenziellen Überdruss – je nachdem, in welchem Kontext sie auftrat. Ob in den Händen eines französischen Existenzialisten oder in den Fingern einer femme fatale: Tabakprodukte trugen zum Bild ganzer Epochen bei.

Die Funktion solcher Mittel blieb dabei nicht auf den Akt des Konsums beschränkt. Vielmehr dienten sie als Erzählwerkzeuge. Ein Protagonist, der schweigend am Glas nippt, offenbart mehr über seine seelische Verfassung als jeder innere Monolog. Genussmittel strukturieren Situationen, erzeugen Pausen, verstärken Stimmungen. Dass diese Symbolik bis heute funktioniert, zeigt sich in zeitgenössischer Literatur, in der Autoren auf neue Formen des Konsums zurückgreifen, etwa auf das Dampfen. Hierbei wird nicht selten auf das Setting von Subkultur, Tech-Affinität oder Selbstoptimierung angespielt, wie es auch in der Realität bei Dampfern und ihren individuellen Base Liquids zu beobachten ist.

„Wo Rauch aufsteigt, entsteht Bedeutung – Genussmittel in Büchern sind selten zufällig.“

Die Inszenierung des Genusses wird also zum Zugang zur Weltanschauung der Figur und – im besten Fall – auch zur Haltung des Textes. Dabei ist es keineswegs entscheidend, ob das Mittel selbst eine zentrale Rolle im Plot einnimmt. Es genügt oft ein beiläufiges Anzünden, ein unvollendeter Schluck oder der Geruch, der eine Szene einleitet, um eine neue Lesart zu eröffnen. Genussmittel sind Marker – und diese Marker verschieben sich je nach Epoche, Kultur und Medium. Die Literatur reagiert auf diesen Wandel und integriert moderne Formen des Konsums auf eigene Weise.

Figurenzeichnung durch Konsum: Warum Autoren zur Zigarette greifen

Die Zigarette hat in der literarischen Darstellung eine bemerkenswerte Karriere hingelegt. Vom kolonialen Machtsymbol bis zum rebellischen Accessoire der 68er – sie steht für vieles, aber selten für gar nichts. In der klassischen Moderne etwa wird das Rauchen häufig als Ausdruck innerer Zerrissenheit inszeniert. Figuren wie Franz Biberkopf oder Raskolnikow zünden sich Zigaretten in Momenten der Überforderung, des Kontrollverlusts oder der Entfremdung an. Der Rauch wird zur Metapher für das Verschwimmen moralischer Grenzen, für Ambivalenz und für das ständige Balancieren zwischen Selbstbehauptung und Auflösung. Dabei genügt oft schon ein einziger Satz, um eine Szene mit Bedeutung aufzuladen: „Er zündete sich eine Zigarette an und schwieg.“ Das Schweigen in Kombination mit dem Rauch offenbart mehr als ein ganzer Absatz innerer Monolog.

In postmodernen Texten wird der Konsum oft noch stärker ironisiert oder gebrochen. Hier kann das Rauchen auch als nostalgischer Rückgriff auf vergangene Bilder gelesen werden – als bewusste Stilisierung. Figuren, die dampfen oder rauchen, sind sich ihrer kulturellen Codierung häufig bewusst. Sie spielen mit den Erwartungen des Lesers, nutzen das Genussmittel wie ein Requisit auf der Bühne. Die Zigarette wird dabei zur ironischen Geste oder zur bewussten Abgrenzung von normativen Lebensentwürfen. Das spiegelt auch die Realität, in der Genussmittel – besonders unter urbanen Konsumenten – zunehmend als Statement verstanden werden. Ein Dampfer, der seine Liquids mit Sorgfalt auswählt, trifft damit oft nicht nur eine geschmackliche, sondern auch eine soziale Entscheidung. In literarischen Texten kann genau dieser Aspekt zum spannenden Ausgangspunkt einer Charakterentwicklung werden.

Parallelen zum echten Leben: Von Hemingway bis zur heutigen Vape-Kultur

In der Literatur lässt sich stets eine Wechselwirkung zwischen erzählter Welt und realer Gesellschaft erkennen – das gilt auch für den Konsum von Genussmitteln. Ernest Hemingway war nicht nur ein leidenschaftlicher Trinker, sondern machte Alkohol auch zum zentralen Element seiner literarischen Welt. Whiskey, Rum oder Absinth sind in seinen Romanen nicht bloß Dekoration, sondern Teil eines männlich geprägten Selbstverständnisses von Stärke, Mut und existenzieller Auseinandersetzung. Seine Figuren trinken nicht, um sich zu berauschen, sondern um zu überleben, um Schmerz zu lindern oder um mit einer Welt klarzukommen, die sich ihrer Kontrolle entzieht. Die Trennung zwischen Autor und Figur verschwimmt, und so wird deutlich, wie eng Genussmittel und kulturelle Identität miteinander verknüpft sind.

In der Gegenwartsliteratur hingegen treten zunehmend neue Genussformen in den Vordergrund. Die E-Zigarette, das Dampfen und der Umgang mit individuell zusammengestellten Liquids spiegeln einen Wandel, der sich nicht nur auf technischer Ebene, sondern auch auf sozialer vollzieht. Während das Rauchen mit gesellschaftlichen Risiken und moralischen Zuschreibungen belastet ist, inszenieren sich Dampfer oft als bewusste Konsumenten – gesundheitsorientiert, ästhetisch und kontrolliert. Das zeigt sich auch in literarischen Figuren, die ihre Liquids sorgsam auswählen, sich über Aromen definieren oder das Dampfen in ritualisierter Form in ihren Alltag integrieren. Die Wahl eines bestimmten Aromas, die Nutzung spezieller Base Liquids oder die Vorliebe für ein bestimmtes Gerät – all das wird Teil der Charakterbeschreibung.

Dabei gewinnen diese modernen Genussmittel eine symbolische Tiefe, die an die klassischen Requisiten der Literatur erinnert. Der Griff zur E-Zigarette kann genauso Ausdruck von Unsicherheit, Sehnsucht oder Trotz sein wie einst das Anzünden einer Zigarette bei Camus. Auch hier ist das Konsummittel nicht nur ein Objekt, sondern ein Zeichen – für Abgrenzung, Zugehörigkeit oder Selbstinszenierung. Besonders interessant ist, dass sich der Konsum heute noch stärker individualisiert hat. Während der Whiskey früher Männlichkeitsklischees bediente und die Zigarette ein rebellisches Statement war, lassen sich mit den heutigen Genussmitteln vielfältigere Narrative erzählen. Literatur reagiert darauf mit neuen Textformen, postdigitalen Figurenbildern und multiplen Identitäten, die auch durch ihre Genussmittel greifbar werden.

Liste: Typische Genussmittel in der Literatur und ihre symbolische Funktion

Literatur arbeitet mit Symbolik, und Genussmittel bieten ein ideales Feld für komplexe Bedeutungen. In vielen Romanen tauchen bestimmte Produkte immer wieder auf – nicht zufällig, sondern als narrative Werkzeuge. Im Folgenden eine Auswahl von typischen Mitteln und den dazugehörigen Deutungsmustern:

  • Zigarette: Zeichen der Rebellion, des Eskapismus, oft verbunden mit existenzieller Melancholie

  • Pfeife: Ausdruck von Reflexion, Altersweisheit oder konservativer Weltsicht

  • Wein: Symbol für Lebensfreude, aber auch für Dekadenz oder mystische Vereinigung

  • Kaffee: Intellektuelle Aktivität, Verbindung, Kommunikation

  • Spirituosen (Whiskey, Rum etc.): Kampf gegen innere Leere, Identitätsverlust, männliches Rollenbild

  • E-Zigarette / Liquids: Digitale Identität, Selbstgestaltung, Urbanität und Individualisierung
     

Diese Liste ist keineswegs abschließend, zeigt aber, wie facettenreich und bewusst literarische Figuren mit dem Thema Genussmittel ausgestattet werden. Der Konsum dient dabei stets einer doppelten Funktion: Er erzählt von der Figur – und von der Welt, in der sie sich bewegt.

Tabelle: Genussmittel in bekannten Werken und ihre Wirkung

Werk Genussmittel Symbolik
Der alte Mann und das Meer Rum Durchhaltevermögen, Männlichkeit
Der große Gatsby Champagner Überfluss, Dekadenz, soziale Maskerade
Berlin Alexanderplatz Zigarette Großstadtstress, innerer Zerfall
Elementarteilchen E-Zigarette Kälte, Entfremdung, technisierte Gesellschaft
Tod in Venedig Kaffee Intellektualität, kulturelle Selbstreflexion
 

Diese Werke zeigen exemplarisch, wie Genussmittel nicht nur atmosphärische Elemente sind, sondern einen zentralen Stellenwert in der semantischen Architektur eines Romans einnehmen. Sie strukturieren Szenen, geben Figuren Kontur und ermöglichen es den Lesern, die innere Welt der Protagonisten auf subtile Weise zu erfassen.

Ausblick auf zeitgenössische Literatur: Genussmittel im digitalen Zeitalter

In einer zunehmend digitalisierten Welt verändern sich nicht nur unsere Kommunikationsformen, sondern auch die symbolischen Systeme, mit denen Literatur arbeitet. Genussmittel sind hiervon nicht ausgenommen. Während die klassische Literatur häufig auf ikonische Bilder wie die rauchende Figur am Fenster oder das halbvolle Whiskeyglas in der Hand eines gebrochenen Mannes zurückgriff, entstehen heute neue Motive, die die Brüche und Fragmentierungen der Gegenwart aufgreifen. Das Dampfen, etwa mit individuell gemischten Liquids, wird nicht nur im realen Alltag, sondern auch in literarischen Texten zum Ausdruck von Kontrolle, Identitätsbildung und moderner Ästhetik. Es ist kein Zufall, dass Figuren, die in urbanen Milieus agieren, auf E-Zigaretten umsteigen – sie passen zum Bild des datengetriebenen, selbstoptimierenden Individuums.

Diese neue symbolische Ebene erlaubt es Autoren, mit alten und neuen Codes zugleich zu spielen. Die Figur, die ihre Base Liquids sorgfältig auswählt und sich in der Szene mit anderen Dampfern vernetzt, steht vielleicht nicht im direkten Widerspruch zur Zigarette der 1980er Jahre, wohl aber in einem anderen sozialen und kulturellen Kontext. Während das Rauchen einst ein Akt der Rebellion war, ist das Dampfen oft ein Zeichen von Zugehörigkeit zu bestimmten Subkulturen, zu einem Lebensstil, der auf Unabhängigkeit, Individualität und ästhetischer Distinktion beruht. Solche Motive eignen sich hervorragend für die literarische Darstellung komplexer Figuren, die zwischen Konformität und Selbstausdruck oszillieren.

Zugleich werden in zeitgenössischen Texten die Grenzen zwischen analogem und digitalem Konsum zunehmend fließend. Die Darstellung von Genussmitteln ist nicht mehr auf das visuell Greifbare beschränkt. In autofiktionalen Erzählungen oder Chatroman-Formaten erleben wir, wie Figuren in Textnachrichten über ihre Lieblingsliquids diskutieren, auf sozialen Netzwerken ihre Setups präsentieren oder in Onlineforen nach neuen Aromen suchen. Diese Erzählformen spiegeln eine Realität wider, in der der Genuss nicht mehr nur auf der Zunge liegt, sondern Teil eines performativen Ichs geworden ist – ein Ich, das sich über Konsumentscheidungen ebenso ausdrückt wie über Sprache oder Beziehungsgestaltung.

Was bleibt vom Rauch? Reflexion über Genuss und Bedeutung in der Literatur

Am Ende bleibt festzuhalten: Genussmittel sind in der Literatur weit mehr als Beiwerk oder atmosphärische Requisite. Sie sind Ausdruck von Haltung, Spiegel der Zeit und Medium für Vielschichtigkeit. Von der Pfeife in der viktorianischen Erzählung bis zum aromatisierten Liquid im urbanen Roman der Gegenwart – Genuss bleibt ein sprachlich und symbolisch aufgeladenes Mittel, um Figuren Leben einzuhauchen, Geschichten zu strukturieren und Leser zu berühren. Die literarische Welt ist reich an Beispielen, in denen ein kurzer Moment des Konsums zur zentralen Metapher für den Zustand einer Figur oder einer Epoche wird.

Die Gegenwartsliteratur zeigt zudem, dass die Relevanz von Genussmitteln nicht abnimmt, sondern sich lediglich wandelt. Neue Produkte treten an die Stelle alter Symbole, übernehmen jedoch vergleichbare narrative Funktionen. Sie erzählen von Identität, Selbstinszenierung, Kontrolle und Verlangen. Literatur, die sich dieser neuen Realität nicht verschließt, sondern sie mitgestaltet, öffnet neue Räume für Interpretation – und lädt Leser ein, nicht nur den Figuren, sondern auch sich selbst neu zu begegnen.

 

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