Was uns der raffinierte Psychologe Schizophrenes rät

Bild von Alf Glocker
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Sagen wir's doch einmal frei heraus: „Wir leben heute in einer Zeit, in der es, außer uns normalen Menschen, eine unglaublich breite Masse von Geistesgrößen gibt, die ihr Handwerk (das der Geistesgröße) von der Pike auf gelernt haben. Immer wenn wir nicht mehr weiter wissen, dann dürfen wir uns getrost an eine dieser Geistesgröße wenden, und wir bekommen sofort genau den richtigen Rat. Darauf ist unbedingt Verlass!

Und da in immer mehr Arbeitsstellen – wie früher beim Militär – die Angestellten neuerdings wieder geschlagen werden dürfen, wenn sie nicht spuren, steigt der Bedarf an beratenden Geistesgrößen ungemein. Natürlich werden die Leute da nicht körperlich gezüchtigt, ganz einfach verprügelt also (jedenfalls noch nicht), aber es gibt schon Methoden die dem ohne weiteres ziemlich ähnlich sind. Das fängt beim Mitarbeitergespräch an und hört beim Pendeln nicht auf!

Ja, bereits der Weg zur Arbeit kann als Züchtigung empfunden werden. Nachdem heutzutage nahezu jede Stelle angenommen werden muss und wir ja auch, praktisch gesehen, über sämtliche Mittel verfügen, jede Arbeit machen zu können, dürfen wir uns dieser Mittal auch, nicht unbedingt zwanglos, bedienen. Der Zwang allerdings wird zunächst immer noch, genau wie früher, auch als solcher verspürt.

Und genau hier liegen die schier unbegrenzten Möglichkeiten des Schwachsinns, uns zu erklären was wir, jeder für sich, nicht die Unterdrücker, falsch machen ... Stellen wir uns einen Sklaven vor, der täglich 5 Peitschenhiebe bekommt, die ihn besser auf seine, ihn erwartenden Tätigkeiten, einstimmen sollen. Der Sklave ist, sofern er kein Masochist ist, traurig – das muss er aber gar nicht sein.

Denn hier rät die (geistesgestörte) Geistesgröße, in diesem Fall ein hoch studierter Psychologe, daß es nicht auf die Art der Bestrafung, sondern auf die Einstellung dazu ankommt! Der Sklave lässt sich ja nicht zum Spaß jeden Morgen, auf seine Arbeit „einstimmen“ ... aber warum eigentlich nicht? Er könnte doch ganz locker dazu übergehen die Hiebe als Erholung zu begreifen.

In der Zeit, wo die Peitsche den Körper trifft, muss er nämlich nicht unbedingt an seinen kurz bevor stehenden Diensttag denken. Die Peitsche lenkt ihn also von den obligatorischen Pflichten ab, sie verschafft ihm eine Spanne der Versenkung in ganz andere Welten. Er hofft, daß der Schmerz nun bald nachlässt und ist somit von allen anderen Sorgen befreit!

Mit der Zeit wird er also auf das alltägliche Morgenritual gar nicht mehr verzichten wollen! Er wird Kraft aus der Freude, noch nicht sofort malochen zu müssen, schöpfen und glücklich darüber sein. Dieser Umstand wiederum trägt ganz fundamental zu seiner seelischen Gesundung bei. Damit steigt aber wiederum auch das Bruttosozialprodukt, wenn man diese Methode bei alle anderen Sklaven ebenfalls anwendet.

Wir sind also, wie man deutlich erkennen kann, gehegt und beschützt von einem sinnreichen System, das sich in der verantwortungsvollsten Weise um uns sorgt, ohne auch nur einen Finger zur Beseitigung von den uns plagenden Missständen krumm machen zu müssen. Daß dies nicht jeder gewöhnliche Durchschnittsmensch umsetzen kann, ist nachvollziehbar! Dafür braucht man schon Geistesgrößen ... und zwar solche, die auch noch nach bestem Wissen und Gewissen an uns handeln!

*

In jedem Fall

Steh auf dem Kopf und wackel
mit dem Hinterteil adrett –
so bist du der perfekte Dackel,
du kannst ein Kunststück und bist nett.

Dann hol das Stöckchen, wedel
froh mit deinem Schwänzchen –
du bist kein Straßenköter, edel
geht der Mensch zum letzten Tänzchen.

Endlich ist es doch gelungen,
die arbeitende Bevölkerung –
die Ausbeutbaren, die gesunden Jungen,
die Menschen mit Begeisterung –

zurückzutreiben in das Joch!
Heureka, gute Leutchen überall –
die Seele sitzt im schwarzen Loch.
Sie fühlt sich wohl, in eben jedem Fall!

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Kommentare

04. Apr 2017

Positives Denken schärft die Knute -
Schön prügelt man so für das Gute!

LG Axel