Gute Nacht! Der Wecker klingelt vom Angstturm her und ich verstehe die Welt viel mehr. Der Wetterbericht verkündet: Funkwellen in 666 x 666 Hertz. Ich schlafe ein! Schlafwandlerisch setze ich mich, nach der Toilette ins Auto und warte auf Rot, um losfahren zu können. Das Fieberthermometer zeigt 14 Uhr 69! Ich habe nichts vor ...
Mein verstorbener Großvater hat gestern geheiratet – ich besuche meine Stiefmutter im Kindergarten, bevor ich auf den Friedhof zum Feiern gehe. Die Kalaschnikow habe ich griffbereit. Salut! Am Ende des Weges steht mein Grab am See, Orangenbaumblätter duften vor sich hin und meine Taschen sind ohne Geld. Der Papst hat es den Dieben gegeben, nachdem er zum neuesten Querzug aufgerufen hat, damit nicht alles so wirklich ist.
Der Zug nach Nirgendwo steht auf dem Abstellgleis, aber die Fahrgäste strömen und strömen und strömen aus den Abteilen, denn sie wollen sich von allem etwas abteilen. Draußen stehen die Winkmäuse mit transparenten Transparenten und singen: „Wir haben einen Kloß im Hals, wir haben einen Kloß im Hals – das ist nicht schlimm, denn was hätten wir schon andernfalls?“ Aus den Wahlurnen am Straßenrand stinkt es nach verbrannter Zukunft, ich aber gehe in mich, da um mich kein Platz mehr ist.
Der Beliebtheitsgrad des gegenwärtigen Regimes beläuft sich auf viele Milliarden Taler, was wiederum sämtliche, als Wachpersonal angestellten Hells Angels an die Heilsarmee glauben lässt. Armut ist nirgends spürbar! Obdachlose Großverdiener bekommen einen Sonderobolus, damit sie etwas in den Opferstock werfen können, dann werden sie angezündet und verschwinden in einer Versenkung am lebendigen Meer aus Fragmichnicht, oder Sagbloßnix.
An meinem Arbeitsplatz schmeiße ich den Computer an und checke die Mails. Gott hat mein ganzes Postfach mit Liebesbriefen zugemüllt! Er schreibt: „Ich bin barmherzig, ich liebe dich, ich verstehe dich, ich habe einen Platz im Paradies für dich reserviert, bitte stirb doch bald, damit ich dir meine Referenzen erweisen kann“. Es sind insgesamt 1000 Nachrichten! Die ganz wichtigen Informationen gehen dabei klammheimlich an meiner Aufmerksamkeit vorüber.
Die Notizen aus dem staatlichen Vermessungsamt habe ich geflissentlich überlesen. Darin wäre aber erwähnt worden, daß die größten Parzellen, von jetzt an, nur mehr an Leute gehen, deren IQ unterhalb der Zimmertemperatur in den Plenarsälen liegt. Die Irrenanstalten haben Hochkonjunktur! Den dortigen Ärzten ist inzwischen endlich Redeverbot erteilt worden, um den „natürlichen Evolutionsprozess“ nicht zu gefährden ...
Vor meinem Fenster zieht gerade ein Zirkus vorbei. Der Direktor verkündet per Megaphon, er habe eine ganz neue, sehr abenteuerliche Nummer geplant ... hundert weiße Sklaven, die er auf dem Naschmarkt von Melmak-City erstanden hat, tanzen heute Abend zu den Klängen der Maultrommeln von Lumbaborahuschhusch-Männern. Ich freue mich schon. Vielleicht darf ich mitmachen.
Das 3-D-Fernsehen ist ja auch bald interaktiv, heißt es überall. Jeder, der bereit ist, sich zu entmaterialisieren, bekommt eine Freikarte fürs Affenhaus. Ballknall- und andere Spiele sind dort erlaubt und der heiliggesprochene Obergorilla gibt Rauschbonbons aus, während sich die kreischende Horde mit Sprengmitteln aller Art die Langeweile vertreibt. So habe ich mir mein Leben vorgestellt: Ich schlafe und wandle und wandle ins Glück! Das Nirwana lässt grüßen!
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Das Schizo-Lied
Schlaff, Findelkindlein, schlaff,
dein Onkel Ekel ist Giraff' -
er schummelt sich ins Städtelein,
es muss genau das deine sein,
schlaff, Findelkindlein, schlaff!
Sing, Findelkindlein, sing,
dein Muttern ist ein Ding,
es wurde gestern grad verkauft,
wo man sich alle Haar rauft,
sing, Findelkindlein, sing!
Strib, Findelkindlein, stirb,
der Brotteig ist schon mürb,
in deinem Hirnlein kocht die Brühe,
und darum gib dir keine Mühe -
stirb, Findelkindlein stirb!