Der Job als freie Texterin / freier Texter: Tipps und Erfahrungen

28. Oktober 2020
Inside Beruf

Seit dem Jahr 2020 (Ausbruch der Corona-Pandemie) fragen sich vermehrt »schriftstellerisch« begabte Personen, ob sie ihr Talent nicht online vermarkten können. In der Tat hat der Boom der Onlinewirtschaft auch der Berufsgruppe der freien Texter einen großen Aufschwung verschafft – die Nachfrage nach Texten im Netz ist gigantisch, aber kann man auch davon leben?

von Redaktion LiteratPro
© Undrey / shutterstock

Diese Art des sehr vielseitigen Journalismus gab es natürlich schon immer. Freie Online-Texter schreiben im Prinzip über die gleichen Themen wie die Reporter von Tages- und Wochenzeitungen. Sie spezialisieren sich nur höchst selten auf wenige Fachgebiete. Damit ist (neben dem handwerklichen Können) schon die wichtigste Voraussetzung genannt, um als freie/r Texter/in bestehen zu können: Man muss sich praktisch für alles interessieren und einen schnellen Zugang zur jeweiligen Materie finden.

Freier Texter / freie Texterin werden

Hier die wichtigsten Fakten zu diesem Beruf im Überblick:

  • Es ist möglich, vom Job als Online-Texter/in zu leben.
  • Der Verdienst ist nicht sehr hoch.
  • Es gibt immer Aufträge. Mit Stand Ende 2020 handelt es sich um einen Markt, in welchem die Nachfrage das Angebot übersteigt.
  • Freie Texter können daher rund um die Uhr arbeiten und machen das auch, wenn sie von dieser Tätigkeit leben wollen. Das liegt am relativ geringen Verdienst.
  • Online-Texter beziehen ihre Informationen fast ausschließlich aus dem Internet und fügen gelegentlich eigene Erfahrungen hinzu.
  • Neben der Fähigkeit, ohne jede Schreibhemmung Texte mit exakter Rechtschreibung und Grammatik sowie halbwegs eleganter Stilistik zu schreiben, benötigen Online-Autoren zwei weitere sehr wichtige Fähigkeiten: a) Verfassen von SEO-Texten und b) schnelle Recherche im Internet.

Was bedeutet „Verfassen von SEO-Texten“?

Die Texte im Internet sind zu 99 % marketinggetrieben. Das ist ein wichtiger Unterschied zu Zeitungstexten, obgleich die Inhalte und die Stilistiken beider Bereich praktisch identisch sind. Die Texte im Internet werden dafür geschrieben, dass ein User sie aufgrund einer bestimmten Stichworteingabe (sogenanntes Keyword) findet. Dieses Keyword (meistens mehrere davon) muss im Text in einer genügend hohen Dichte auftauchen. Das ist für den Texter nicht immer leicht unterzubringen, auch wenn ihm technische Tools beim Zählen der Keywords helfen. Ein zweiter, sehr relevanter Punkt für SEO-Texte bzw. sämtliche Texte im Internet ist der sogenannte unique content (einzigartiger Inhalt). Um zu unterbinden, dass Webseitenbetreiber einfach die Texte von Konkurrenten kopieren und in die eigene Homepage einfügen, strafen die Suchmaschinen solche Plagiate mit einem Herabstufen im Suchindex ab. Die Online-Texter suchen sich aber ihre Vorlagen im Internet, wo sollen sie diese auch sonst finden (eine Übernahme aus gedruckten Publikationen wäre viel zu aufwendig). Also gilt es, im Interesse von unique content jede Wiederholung von rund vier bis sieben Worten im Satz einer Vorlage zu vermeiden. Das lässt sich durch Umstellen der Worte in einem Satz realisieren. Beispiel:

  • Vorlage: »Am 27.10.2020 verabredeten die Bundeskanzlerin und die Ministerpräsidenten der Länder weitere Einschränkungen des öffentlichen Lebens, um die Corona-Pandemie in den Griff zu bekommen.«
  • Text als unique content umgeschrieben: »Am 27. Oktober 2020 verständigten sich die Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten der Bundesländer darauf, das öffentliche Leben für einen begrenzten Zeitraum weiter einzuschränken. Die Corona-Pandemie sei anders nicht einzudämmen, wie es aus Regierungskreisen hieß.«

Im umgeschriebenen Text wiederholen sich nicht mehr als drei bis maximal vier Worte der Vorlage. Das wird von den einschlägigen Online-Tools wie CopyScape, die das Netz ständig auf duplicate content scannen, als unique content anerkannt. Dabei hat sich am Sinn der Aussage praktisch nichts geändert. Wie viele Worte wiederholt werden dürfen, hängt von den Einstellungen in CopyScape oder sonstigen Tools dieser Art ab. Es können drei, vier oder auch sieben bis acht Worte sein. Ab welcher Wiederholungsrate Google duplicate content identifiziert, ist nicht genau bekannt. Es ist hierbei zu beachten, dass es bei bestimmten Texten (technischen Texten, aber auch Allerweltstexten, deren Themen schon mehrere Millionen Mal im Netz behandelt wurden) sehr schwer ist, duplicate content zu vermeiden. Wer noch nie als Online-Autor gearbeitet hat, schüttelt nun vielleicht den Kopf: Das soll Journalismus sein? Es ist in der Tat viel reines Handwerk dabei.

Wo sind Jobs als TexterIn zu finden?

Es gibt Webseitenbetreiber, die einzelne Aufträge in einschlägigen Foren ausschreiben. Von der Annahme solcher Aufträge eines einzelnen Kunden ist abzuraten. Der Kunde wird nicht viel bezahlen, aber möglicherweise endlose Änderungswünsche haben. Auch kann er den Text zwar gern entgegennehmen, aber den Texter nicht bezahlen. Grundsätzlich wird beim Onlinetexten wie am Fließband gearbeitet – sehr schnell und für wenig Geld. Das funktioniert nur gut mit Agenturen wie textbroker.de, contentworld.com, texterjobboerse.de, oder auch content.de, auf denen zahllose Kunden Texte in Auftrag geben. Der Autor sucht sich seine Texte und seine Kunden (!) aus.

Welche Verdienstmöglichkeiten ergeben sich für Freie Texter?

Gute Autoren verdienen brutto (nach Mehrwertsteuer) rund sieben bis acht Euro pro Stunde. Diese Aussage ist handfest belegbar.

Kann man wirklich davon leben?

Es funktioniert nur, wenn die Autorin / der Autor praktisch rund um die Uhr texten, und zwar auch auf Reisen. Das ist problemlos möglich, es kann sogar Spaß machen. Der wichtigste Vorteil ist das Homeoffice. Die Entlastung vom täglichen Arbeitsweg oder auch den kleinen Reibereien mit Kollegen ist gigantisch. Allerdings ist das Homeoffice für eine jüngere Person mit Familie im Haus nicht unbedingt der ideale Arbeitsort. Singles oder etwas ältere Autoren ohne Kinder im Haus kommen damit deutlich besser zurecht.

Wie sollte man sich als Freier Texter versichern?

Angesichts des relativ geringen Verdienstes als Autor oder Künstler, kommt neben einer privaten Krankenversicherung mit möglichste hoher Selbstbeteiligung auch die Künstlersozialversicherung infrage.

»In der Künstlersozialversicherung gilt als Publizist, wer als Schriftsteller oder Journalist tätig ist. Darüber hinaus zählt jede Tätigkeit hinzu, die sich textlich an die Öffentlichkeit richtet bzw. zur öffentlichen Kommunikation beiträgt, wobei die Art der Teilöffentlichkeit und die Zahl der daran Teilnehmenden nicht ausschlaggebend sind. Wortautoren gelten hiermit grundsätzlich als Publizisten im Sinn der KSK, sofern Ihre Texte eigenschöpferisch sind.« Auszug Bundesministerium für Wirtschaft und Energie

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Autoren sind selbstständig?

Natürlich, das erschließt sich ja aus dem Berufsbild »freie/r Texter/in«. Sie sind Freiberufler praktisch ohne Kosten. Die einzigen Kosten wären diejenigen für einen Rechner und den Internetanschluss. Diese Kosten hat heutzutage jede Privatperson. Doch vor der Selbstständigkeit als Online-Texter, also dem vermeintlichen Mangel an finanzieller Sicherheit, muss sich niemand fürchten: Es sind immer genügend Aufträge da.

Online-Autor in Corona-Zeiten

Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie sind Online-Autoren und andere Berufsgruppen, die schon immer ausschließlich im Homeoffice gearbeitet haben (darunter Programmierer, Webdesigner etc.), froh und dankbar. Diese Freiberufler kennen das Homeoffice schon seit vielen Jahren. Für sie hat sich nichts geändert. Auch die Auftragslage hat nicht nachgelassen, im Gegenteil.