Gedankenkette zum Tod einer Mücke

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Heut hab ich die erste Mücke derschlag'n,
derschlag'n, das blutrünstige Muttervieh!
Diese eine wird mich nun nie mehr plag'n –
das war jetzt ausgesprochnes Pech für sie!

Und wie sehnt man sich doch den Sommer herbei ...
dabei ist der Winter wenigstens mückenfrei.

Dass ich die eine erschlug, hindert Generationen am Werden,
schon lang gibt es ja nicht mehr Vögel genug,
und unter Totschlag leidet hier auf Erden
jede Spezies, seit Kain den Abel erschlug.

Eines beschäftigt mich aber dabei:
Waren Insekten damals etwa ... vogel-frei?

Wie war das wohl damals im Urparadies?
Wovon wurden Vögel in Urzeiten satt?
Kann es sein, bevor Eva in den Apfel biss,
dass ein Vogel als Erster gemordet hat?

Zu der Zeit hat's bereits alles Leben gegeben –
durften damals auch Mücken in Ewigkeit leben?

Und: Saugen die Biester seit damals erst Blut?
Adam samt Weib zeigten Mengen an Haut ...
Wenn das ganze Geschehen auf Wahrheit beruht,
hat der Sündenfall uns auch den Schlaf versaut.

„Wachset und mehret euch“ brachte Verderben,
denn es heißt neben „gebären“ auch „leiden“ und „sterben“ ...

© noé/2018

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Kommentare

08. Apr 2018

ja, das triffts mal wieder!

08. Apr 2018

Der Leser macht die Mücke nicht -
Gar gut gefiel ihm Dein Gedicht!

LG Axel

08. Apr 2018

ja die biblischen Märchen sind in uns tief verwurzelt. In den Generationen
nach uns nur noch bei einer Minderheit.
Dein Gedicht gefällt mir sehr gut.
Und gestern hab'n se den Willy derschlag'n.
lG
ulli