Am Anfang
– so sagt die heilige Schrift –
waren Sturm und Durcheinander:
ein Gewirbel der Elemente,
ein Gewirbel menschlicher Gefühle, Interessen und Gedanken.
In Wirrwarr hinein sprach Gott sein Wort:
gütig und liebevoll ordnend.
Gab Sturm und Durcheinander eine neue Richtung,
stellte Hinweisschilder auf seinen neuen Weg:
Wertschätzung, Respekt, Anerkennung.
Und schrieb groß das Ziel an den Horizont:
Frieden – schlicht Frieden –
für jeden Mann und jede Frau
und alle Kinder dieser Erde.
Viele betraten den neuen Weg.
Staunend, zögernd manchmal, neugierig auch,
so folgten sie dem neuen Gebot:
gaben dem Streit nicht das letzte Wort,
begannen die Welt mit Augen der anderen zu sehen.
Teilten Brot und Wein,
Kleidung und Unterkunft,
schauten, was nötig ist für das Miteinander,
wurden einander zum Segen auf diesem Friedensweg.
Gott voll Güte und Zuneigung segne
alles Tun und alles Lassen,
das zum Frieden führt
heute und morgen,
hier und allen anderen Orten.
Überall, wo Menschen
sich auf den Weg machen,
um mit- und füreinander
zum Licht des Friedens
zu werden,
da segne sie
Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.
Kommentare
Liebe Angelika, Dein Gedicht hat mich sehr beeindruckt. Es hat mich erinnert an ein Gedicht von Agnes Miegel, eine Ballade, die ich in der Schule auswendig lernen musste. Sie heißt: "Wagen an Wagen", 1949 geschrieben. Da heißt es u.a.:
Von Norden, von Osten kamen wir,
Über Heide und Ströme zogen wir,
Nach Westen wandernd, Greis, Frau und Kind.
Wir kamen gegangen, wir kamen gefahren,
Mit Schlitten und Bündel, mit Hund und Karren,
Gepeitscht vom Wind, vom Schneelicht blind, —
Und Wagen an Wagen.
Und ich erinnerte mich plötzlich an die Erzählungen meiner Mutter von ihrer Flucht aus Stettin Richtung Hamburg, im Zweiten Weltkrieg vor den Russen - wie friedlich - trotz allem - die Menschen nebeneinander herzogen und sich gegenseitig halfen, als habe es erst Krieg geben müssen, um ein friedliches Miteinander untereinander zu erzeugen. Jedenfalls sei die Solidarität und die Hilfsbereitschaft unter den Flüchtenden enorm gewesen, und es sind auf diesen Fluchtwegen Freundschaften fürs ganze Leben entstanden. Das fiel mir für "Frieden" ein im Krieg, das fiel mir, nicht ganz konform, beim Lesen Deines Textes ein. Etwas weit hergeholt, aber so schweifen halt die Gedanken. Danke für Dein gutes Gedicht.
Liebe Grüße,
Annelie
Liebe Annelie,
das ist ja schön, wenn Erinnerungen an Gelesenes, Gesagtes angestoßen werden. Bei mir war der Auslöser nur ein (dienstlicher) Gruß zum Friedensfest heute in Potsdam.
Alle miteinander an einem Tisch: Essen, Gespräche, Diskussionen, Initiativen, Musik der vielen Verschiedenen. Beim Dir antworten fällt mir noch ein Lied ein "Aus den Dörfern und aus Städten, von ganz nah und auch von fern..." Ich suche mal, ob ich das noch finde.
Liebe Grüße
Angelika
Voila, liebe Annelie:
Aus den Dörfern und aus Städten, von ganz nah und auch von fern, mal gespannt, mal eher skeptisch, manche zögernd, viele gern, folgten sie den Spuren Jesu, folgten sie dem, der sie rief, und sie wurden selbst zu Boten, das der ruf wie feuer lief:
Refr.: Eingeladen zum Fest des Glaubens, eingeladen zum Fest des Glaubens. Eingeladen zum Fest des Glaubens, eingeladen zum Fest des Glaubens.
Und so kamen die in Scharen, brachten ihre Kinder mit, ihre Kranken, auch die Alten, selbst die lahmen hielten schritt. Von der Staße, aus der Gosse kamen Menschen ohne Zahl, und sie hungerten nach Liebe und nach Gottes freudenmahl.
Refr.: Eingeladen zum Fest des Glaubens, eingeladen zum Fest des Glaubens. Eingeladen zum Fest des Glaubens, eingeladen zum Fest des Glaubens.
Und dort lernten sie zu teilen Brot und Wein und Geld und Zeit; und dort lernten sie zu heilen Kranke, Wunden, Schmerz und Leid; und dort lernten sie zu beten, dass dein Wille, Gott, geschehe; und dort lernten sie zu leben, dass das leben nocht vergehe.
Refr.: Eingeladen zum Fest des Glaubens, eingeladen zum Fest des Glaubens. Eingeladen zum Fest des Glaubens, eingeladen zum Fest des Glaubens.
Aus den Dörfern und aus Stödten, von ganz nah und auch von fern, mal gespannt, mal eher skäptisch, manche zögernd, viele gern, folgten wir den spuren Jesu, folgten wir dem, der uns rief, und wir werden selbst zu Boten, dass der Ruf der gilt, der lief:
Refr.: Eingeladen zum Fest des Glaubens, eingeladen zum Fest des Glaubens. Eingeladen zum Fest des Glaubens, eingeladen zum Fest des Glaubens.
Danke, liebe Angelika, für Deine engagierten Erläuterungen zu meinem bescheidenen Kommentar.
Liebe Grüße und Dir einen schönen Tag,
Annelie
Hallo liebe Angelika,
so wie du schreibst, sehe ich viele Bibeltexte an: Als Leitfaden für die Gesellschaft für ein friedvolles Miteinander. Klar, man muss es "modernisiert" lesen ( denn vielfach ist die Frau noch nicht wirklich eingeschlossen), aber es war ein Anfang, damals. Raus aus dem uralten "Zahn-um-Zahn" und rein in Respekt, Achtung, Wertschätzung.
Viele sagen "so lange es Menschen gibt , wird es Kriege geben", aber es gibt sie auch, die Menschen aus deinem Gedicht, die ihr Licht in die Welt tragen und ihren Marsch für und in Frieden antreten.
Möge es so sein wie du schreibst.
Liebe Grüße,
Anouk
Liebe Anouk,
Du hast da völlig Recht finde ich. Wir Heutigen sind aufgerufen, es zu machen wie die Menschen vor uns. Ob zu biblischen Zeiten, zu Luther oder der Zeit der sozialen Fragen, immer weiter am Miteinander zu feilen und nicht müde werden, wenn vergebliche Mühen ihr "Umsonst" rufen.
Wir hoffen hier, dass unser "Die Welt kocht" ein kleiner Baustein ist, der "Seht doch, es geht" allen Zweiflern entgegen ruft.
Liebe Grüße
Angelika