GINA

Bild von ego
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DER LIEBE ZARTE DÜFTE
HAT STETS DEIN FELL ENTBEHRT …
DEIN ATEM, HUNDSSPEZIFISCH,
WAR MEHR ALS GOLD MIR WERT …

DU SCHLIEFST AN MEINER SEITE,
WO RUHTE EINST MEIN GLÜCK,
HATT' ES MICH LÄNGST VERLASSEN,
DU BLIEBST BEI MIR ZURÜCK!

FEIN GLEIßENDES GESCHMEIDE
WAR LEBENSLANG DIR FREMD -
EIN STRUPPIG' FELL, KAUM SAUBER,
WAR DIR DEIN SEIDENHEMD.

DER MENSCHEN EITLE SPRACHE,
STILISTISCH RAFFINIERT,
HAST HÄUFIG DU VERSTANDEN …
DOCH SELBST SIE ZU BENÜTZEN
HAST DU DICH WOHL GENIERT.

DOCH KONNT' DEIN FREUDIG BELLEN -
HÖCHST SCHLECHT ARTIKULIERT -
MIR MANCHE STUND' ERHELLEN,
UND AUCH DEIN EHRLICH' KNURREN
HAT STETS MIR IMPONIERT … !

Das Gedicht hatte ich im Dezember 1999 in wesentlichen Teilen „vorgeträumt“, um es im Wachzustande sofort zu notieren und zu überarbeiten. Als es zu Papier gebracht war, dachte ich mir: „Das klingt ja beinahe wie ein Abschiedsgedicht! So ein Unsinn!“ Nun, Gina war zwar 12 Jahre alt, aber sie wirkte - bis auf kleine Bewegungseinschränkungen beim Laufen – recht gesund. Ein paar Tage später erschien sie nicht wie gewohnt beim Mittagessen. Ich rief ihr – sie kam nicht. Ich schaute nach ihr und fand sie nebenan im Wohnzimmer. Sie lag ruhig auf dem Teppich, ich redete sie an … streichelte sie … sie schaute mich an. Da kam unsere andere Hündin „Sunny“. Sie leckte ihr über die Schnauze und Gina schlief ein. Urplötzlich hatte mein „unsinniges“ Gedicht seinen Sinn bekommen – aber mir wird es immer ein Rätsel bleiben, wieso es Tage zuvor – ohne anscheinend echten Anlass – hatte entstehen können.

Zur Gestaltung dieses (Auflicht)-Tiffany-Wandbildes vom Januar 1995 verwendete ich hochwertige, gemaserte und geflammte Glassorten, um damit (und durch die zarte Linienführung der Lötnähte) die Struppigkeit des Fells darstellen zu können.

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Rezitation: gelesen am 25.2.2017