Dass ich zur Welt kam, wundert mich noch immer.
Ich glaub, dem Zufall war es zuzuschreiben.
Von dieser Welt hatte ich keinen Schimmer.
Nun war ich da, und musste demnach bleiben.
Zur Nachkriegszeit turnte ich in den Trümmern.
Wenn ich's bedenke war's ne schöne Zeit,
Denn meist durft' ich mich um mich selber kümmern.
Die Kinder heute tun mir wirklich leid.
Die Schule kam, und auch die großen Ferien.
Wir blieben aber jedes Jahr zu Haus'.
Schauten dafür im Zoo in die Terrarien.
Als Kind macht einem das recht wenig aus.
Dann kam Gerd Müller, Hoeneß und Konsorten
Auch Andy Warhol. den kaum wer verstand.
Und neue Kriege an sehr fernen Orten.
Es knisterte, auch hier in unsrem Land.
Es kamen Frau, die Kinder und die Hunde.
Damals fing ich wohl mit dem Dichten an.
Und in manch stiller, damals selt'nen Stunde,
Gelang's mir auch, zumindest dann und wann.
Nun zähle ich in Kürze siebzig Lenze,
Liebe das Leben sehr und werde doch nicht schlau:
Wann ist wohl Schluss ? Ich seh' noch keine Grenze.
Dass heißt, so manches Mal zeigt sie mir meine Frau.
Ich muss ja auch nicht alles hinterfragen.
Solang ich dichten, lieben, reisen kann,
Werde ich mir wohl immer wieder sagen:
Ich lebe weiter, bis... na ja, bis dann...
© Horst Fleitmann 2021