XX. Jahrhundert

Bild von Andrea Kupkow
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Pflastersteine brennen unter den Füßen
mitten im Winter
schnell ich will nach Hause
Sitze fett im Abschiedslicht
über mir die Decke
Eine Badewanne trunken
doch keiner wird sich ertränken
Wir wollen leben um jeden Preis
unseren Kopf aus den Körpern strecken
doch nicht ohne Halt
manchmal ist es eine Laterne oft die
Glut einer Zigarette
Andere legen Papier in Brand ohne Feuer
Mancher Seufzer im Halblaut feige
zurückgeschreckt
Unter mir der Boden
Ein Kind spielt Klavier spielt mit den
Tasten als wären es Bauklötzer
Spaghetti jeden Tag der Hausflur
verspricht es für Morgen und den
nächsten Morgen am Abend werden sie
mit Rotwein gefeiert
Tanz Vogel tanz dass wir uns im Kreise drehn
Schrei für die Gehörlosen die Stummen
für die Messer die Tinte
das Wasser den Revolver
Der Zylinder fällt leicht im Flug
Tanzen wir für Nerval für Laure für
alle die ihre Schminke unter die Bettkante
gelegt für die Masken die verschwinden im
Schnee für die Farben im Blut im Wein
den Wänden der Ruinen für das Warten
auf unsere Geburt für die Mütter und
Schwestern die wir vergessen müssen
und deren Gräber wir schaufeln

Ich verlor die Geduld auf dem Kudamm
so wie man sein Portemonnaie verliert
nicht wichtig aber brauchbar
Meine Hand legte ich vor die Augen
doch die Blendung reichte aus
Dann verlor ich meinen Schuh und
gab Gas Ein belgisches Konfekt
schmolz in der Manteltasche ich
lächelte und holte mir die Callas ins Ohr

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