Fritz Langs Meisterwerk: 90 Jahre Metropolis

23. Februar 2017

Der monumentale Stummfilm „Metropolis" (D 1927) von Fritz Lang wurde am 10.01.1927 in Berlin uraufgeführt. Lesen Sie in diesem Beitrag die wichtigsten Eckdaten zum Stummfilmklassiker.

von Literat Pro
Old rusty analog rotary film movie projector at outdoor
Old rusty analog rotary film movie projector at outdoor
Copyright: Aris Suwanmalee

Der monumentale Stummfilm "Metropolis" (D 1927) von Fritz Lang wurde am 10.01.1927 in Berlin uraufgeführt. Der Science Fiction-Film war der aufwändigste und teuerste deutsche Film der bis dahin gedreht wurde. Produziert wurde er von den Ufa Studios in Babelsberg, die dadurch in eine ernsthafte finanzielle Krise gerieten. Vor allem technisch setzte der Stummfilm-Klassiker Maßstäbe und war seiner Zeit weit voraus. In Metropolis sind Dinge zu sehen, die es damals noch nicht gab, z.B. Hochhäuser, schwebende Autos, Bildtelefone. Regisseur Fritz Lang und sein Team erfanden bis dato nie dagewesene Effekte, Tricks und Methoden. Viele zeitgenössische und spätere Filmemacher ließen sich von "Metropolis" inspirierten. Der Film gilt als Langs Meisterwerk und gehört seit 2001 zum Weltdokumentenerbe der UNESCO.

Die Dreharbeiten

Die Produktionsfirma Ufa verkündete bereits während der Dreharbeiten von "Metropolis" sensationelle Nachrichten: 36.000 Menschen auf dem Set, 3.500 Paar Schuhe und 50 avantgardistisch designte Autos kamen zum Einsatz. Der Filmarchitekt Erich Kettelhut ließ ein Miniaturmodell der Zukunftsstadt erstellen. Für die Massenszenen wurden aufwändige Kulissen gebaut. Kameramann Eugen Schüfftan entwickelte eine spezielle Effekttechnik, das Schüfftan-Verfahren. Dabei wird ein Spiegel im Winkel von 45 Grad zur Kamera aufgestellt, so dass das verkleinerte Modell im Spiegel erscheint. Teile der Spiegelschicht wurden entfernt und die Darsteller durch den Spiegel hindurch gefilmt. Die Dreharbeiten dauerten fast 18 Monate und kosteten die ungeheure Summe von bis sechs Millionen Reichsmark.

Die Story

Metropolis, die Stadt der Zukunft, besteht aus zwei unterschiedlichen Bereichen: Die "Herrenmenschen" leben in futuristischen Hochhäusern, die Arbeiter wohnen in der unterirdischen "unteren Welt". Arm und Reich sind streng voneinander getrennt. Herrscher und Kontrolleur über allem ist der Industrielle Johann Fredersen. Sein Sohn Freder verliebt sich in Maria, die Anführerin der Unterdrückten, und revoltiert gegen die Herrschaft seines Vaters. Fredersen beauftragt den Erfinder Rothwang mit dem Bau eines Maschinenmenschen in Gestalt Marias'. Das Vorhaben gelingt und die falsche Maria verführt die Arbeiter dazu, die Maschinen zu zerstören. Dabei lösen sie eine große Flut aus, die beinahe die "untere Welt" vernichtet. In letzter Sekunde gelingt es Freder und der echten Maria, die Katastrophe zu stoppen und die Kluft zwischen Herrschern und Arbeitern zu überbrücken ...

Der Regisseur

Fritz Lang wurde 1890 in Wien als Sohn eines Architekten und Bauunternehmers geboren. Er studierte an der Technischen Hochschule in Wien Architektur, Kunst an der Akademie der Graphischen Künste und an der Staatlichen Kunstgewerbeschule Julius Diez in München. Während des 1. Weltkriegs verfasste er erste Drehbücher. Der Filmproduzent Erich Pommer holte ihn nach Berlin. 1922 heiratete Lang die Autorin Thea von Harbou. Gemeinsam mit ihr realisierte Lang mehrere bedeutende Stummfilme, z.B. "Der müde Tod", "Dr. Mabuse, der Spieler" und "Metropolis". Seine Amerikareise nach New York und Hollywood (1925 - 1926) inspirierte Lang zu dem utopischen Film "Metropolis". "M" (1931) war Langs erster Tonfilm. 1933 ging er ins Exil nach Paris und ließ sich von Thea von Harbou scheiden. In den 1950er Jahren arbeitete Lang in Hollywood und kehrte später nach Berlin zurück, wo er "Der Tiger von Eschnapur", "Das indische Grabmal" (1959) und "Die 1000 Augen des Dr. Mabuse" (1960) schuf. 1976 starb er schließlich in Beverly Hills (USA).

Die Premiere

Am 10. Januar 1927 fand die Premiere von "Metropolis" im Ufa-Filmpalast am Zoo in Berlin statt. In den Kritiken findet der Film ein gemischtes bis negatives Echo. Eigentlich seien es zwei Filme, schrieb der Regisseur Luis Bunuel."Was uns hier erzählt wird, ist trivial, schwülstig, schwerfällig und von überkommenem Romantizismus" urteilt er über die Story. Jedoch, wenn man auf die Bilder schaue, wie die Filmbilder Objekte in ihrer Bedeutung steigerten, so würde "'Metropolis' alle unsere Erwartungen übertreffen und uns als das herrlichste Bilderbuch begeistern, das man sich nur ausmachen kann".

Das Schicksal des Films

Die Filmkopie von "Metropolis" wurde mehrfach verstümmelt und bis zu einem Viertel gekürzt. Der Film ist Teil des sogenannte „reichseigenen Filmvermögens“. 1945 wird das Filmvermögen von den Alliierten beschlagnahmt und 1953 an die Bundesrepublik Deutschland zurück gegeben. Kurz darauf verabschiedet der Bundestag ein „Gesetz zur Abwicklung und Entflechtung des reichseigenen Filmvermögens“ und sieht eine rasche Privatisierung vor. 1956 wird der Filmstock an die Bavaria Filmkunst und die Universum Film übergeben und landet schließlich beim Bertelsmann Verlag. Letzterer will den Filmstock in die USA verkaufen. Nach intensiven Gesprächen zwischen Bertelsmann, der Bundesregierung und der Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) wird 1966 die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung gegründet, die den gesamten Filmstock bis heute archiviert, pflegt und verwaltet.

Zu Beginn der 1960er Jahre beginnen die Filmarchive "Metropolis" zu restaurieren. 1984 kommt "Metropolis" als Tonfilm mit der Musik von Giorgio Moroder in die Kinos. Als erster Film überhaupt wird "Metropolis" 2001 in das Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommen. Nach einem sensationellen Fund im Filmarchiv Buenos Aires beginnt 2008 eine der bedeutendsten Restaurierungen und Rekonstruktionen der Filmgeschichte. Parallel in Berlin und Frankfurt feiert die restaurierte Fassung der Murnau-Stiftung im Februar 2010 eine weltweit beachtete Doppelpremiere. Seit 2012 ist "Metropolis" in einer nahezu vollständigen Fassung wieder verfügbar.