Weil sie so sind.

Bild von Bruno Schulz
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Eine Liebeserklärung an die Frauen. Als erster Mann durfte ich im Oktober 2014 meine „Stimme“ in der BRIGITTE-Leserkolumne erheben. Mein Thema: die Frauen. Natürlich. Was ich an ihnen liebe. Und warum für mich (fast) nichts über den weiblichen Hintern geht.

Weil sie so sind.

„Es ist, wie sie schlafen.“ „Was?“ „Ja, es ist die Art wie sie schlafen.“ Kai schaut mich mit großen Augen fragend an. „Ich liebe es, ihnen dabei zärtlich zuzusehen, ihnen zuzuhören, sie zu spüren, warm und weich. Und freundlich. Ihren Atem. Ruhig, regelmäßig. Wie sie duften. Meine Hand auf ihren Hintern zu legen …“ „… Du liebst Frauenhintern …“ „…aber ja Kai, und wie! In Frauenhintern liegt das Glück der ganzen Welt. Naja, sagen wir, mein Glück der ganzen Welt. Versuche es. Wenn Deine Liebste neben dir schlummert und dir ihren wundervollen, schläfrigen Hintern entgegenrekelt. Und der Hintern Deiner Liebsten ist immer wundervoll: ob groß, klein, dick oder dünn, es ist immer der beste Hintern der Welt. Du legst sanft Deine Hand auf und spürst es sofort: dieses tiefe, vertraute, innige Gefühl, dass Dir jetzt nichts wirklich schlimmes widerfahren kann. Zumindest für diesen Moment. Ein Wärmekissen für die Seele. Erdung. Pure Magie.“ „Das ist alles?“ „Ja. Naja fast.“

„Du spinnst!“ Ich liebe diese Diskussionen mit meinem Freund Kai. Wir kennen uns seit bald 35 Jahren. Und der Beginn unserer wunderbaren Freundschaft fällt so ziemlich genau auf den Zeitpunkt, als die Frauen wie ein Asteroidenschauer ungebremst in unsere kleine, heile, beschauliche Welt hineinhagelten. Uns erschütterten. Auch hormonell. Seither sind sie unser Thema. Verdammt zentral. Irgendwie hatten wir nie Zeit für Fussball. Auch an Autos und Motorrädern konnten wir nur bedingt Gefallen finden. Essen mochten wir schon immer. Und Trinken. Und Musik. Weil. Ja, weil … mit den Frauen. Und immer „mit“ den Frauen. Nicht „über“. Die Lust, das Seil „auf Zug“ zu ziehen. Am Austausch. Und nicht nur von Körperflüssigkeiten. Es ist das ganze Spannungsfeld - the space between! Modelliert mit Charme, Witz, Geist. Mal stotternd und mal eloquent. Mal mit roten Wangen, fiebrig, panischaufgeregt und dann wieder souverän, intelligent, spielerisch. Ja, Spiel. Und Ernst. Und überhaupt.“

„Und die Haarfarbe?“ „Hm, die ist mir auch mal aufgefallen. Meistens aber erst im Nachhinein. Haben tolle Frauen eine Haarfarbe? Wohl kaum.“ Superinteressantes Ding auch, das mit dem Beuteschema. Ganz kleines Kästchen. Stammtischvortrag von Kerlen, die gar keine Frauen kennen, oder nicht leiden können oder beides. Subjektiv. Es ist wie die Sache mit der Größe, dem Gewicht, dem Mund, der Körbchengöße und der Cellulite. „Cellulite? Ist das ein Kriterium?“ „Cellulite ist kein Kriterium, sondern eher ein Mysterium. Ich denke ja, dass man Cellulite vor allem im Kopf hat. Ich habe sie noch an keiner meiner Frauen gesehen.“ „Du liebst sie ja auch.“ „Unbedingt. Alle. Und immer noch. Ein bisschen. Es ist ja eher chronologisch. Die Erlebnisse und Erfahrungen mit den Frauen kommen mir in Summe so vor wie die Jahresringe an Bäumen. Manche sind eben, homogen, gleichmäßig. Und in den wilderen Zeiten haben sie was von expressiven Skizzen. Toll, oder? Echtes Leben halt.

Schön ist, dass sie alle irgendwie bei dir bleiben …“ „… wenn Du das zulassen kannst. Nochmal zurück zur Körbchengröße …“ „hahaha. ich wußte es. Und? Ist die wichtig?“ „Nö, eigentlich nicht.“ „Eigentlich ist ein doofes Füllwort. Ich denke mal, dass es auf alles ankommt. Die Mischung. Ich meine, zu Beginn unserer Karriere waren unsere Sender und Empfänger ja noch ziemlich grob eingestellt. Da war es toll, wenn Mädchen freiwillig mit uns gesprochen haben. So ganz ohne Eis und so.“ „Ja, super, am besten mit Händchenhalten und tiefroten Ohren.“ „Mit den Jahren haben wir dann ja zum Glück etwas üben dürfen. Die Wahrnehmung schärfen. Seismographischer werden.“ „Du und Deine Schwingungen.“ „Lernen, darstellen, begreifen, vertiefen …“ „… die Wanderjahre. Und jetzt?“ „Man wird gelassener. Und damit wird vieles nochmal besser. Man lernt die eigenen Unzulänglichkeiten erkennen, manche sogar zu schätzen, auf alle Fälle mit ihnen zu leben …“ „… und schaut auch bei anderen nicht mehr so genau hin?“ „Vielleicht sogar genauer, interessierter, wohlwollender, offener, ehrlicher. Weil man die kleineren Klippen, Strömungen und Strudel entspannt umschippern kann und will. Man geht einfach ein paar Schritte zurück. Und plötzlich hat man so unglaublich viel mehr auf der Karte. Mehr Übersicht. Toll ist das. Man wird sicherer im Sujet. Bekommt einen Blick für all diese liebenswerten Details. Die große Bandbreite der wundervollen, weiblichen Eigenschaften und Besonderheiten. Ihr Spiel. Die Mimik, die feminine Geste. So viele Dinge passieren in meinem Kopf. Er ist immer in Bewegung.

Wenn ich sie sehe. Meine Fantasie dreht sehnsuchtsvoll. Ich sehe mich im Dialog, spazierengehen, im Park, im Café. Worüber sprechen wir, was sind die Themen? Und welche Filme schauen wir uns an? Hören wir Musik? Was liest sie? Ist sie kreativ? Was macht sie? Was essen wir? Ich liebe es. Darf ich ihre Hände halten und wie sehen die aus? Wie fühlen sie sich an? Sind sie warm? Sicher sind sie wunderbar weich und angenehm. Wie riecht sie? Was sagt sie? Kann ich sie zum lachen bringen? Trinkt sie einen Crémant mit mir an der Bar? Ich sehe uns durch die Stadt gehen und reden. Nebeneinander. Sie lacht und der Wind geht ihr durch die Haare. Da sind diese Grübchen. Der Glanz in den Augen, braun, grün, blau, grau, vollkommen egal. Sie strahlt und ich liebe dieses Strahlen. Ich glühe für diesen Moment. Und wenn ich mag, Ruhe und Muße finde, füllen diese zarten, phantasievollen Miniaturen ein ganzes Drehbuch. Natürlich immer und unbedingt mit Happy End. Das ist das schöne am Träumen. Von den Frauen und mit den Frauen.“

„Du und die Frauen - sie sind Dein Universum.“ „Weißt Du Kai, früher suchte ich viele Frauen im Universum. Heute finde ich das ganze Universum in einer Frau.“

© September 2014 Bruno Schulz

Veröffentlicht / Quelle: 
BRIGITTE "Stimmen", Oktober 2014

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