Aufsatz über meinen Freitod

Bild von Mick Haesty
Bibliothek

Aufsatz über meinen Freitod
Es war klar, dass ich mich eines Tages umbringen würde.
Diese Widerlichkeit schwang immer mit mir mit.
Ich war schon lange dabei, mich selbst zu zerstören.
Manchmal schrie ich mein Begehren ins Nichts
und hielt mich mit meinem Silber nicht zurück.
Dann war ich ein heulender Hund, ein elendes
schreiendes Übel, welches nach Aufmerksamkeit lechzte.
Ich kann mich nicht erinnern, jemals glücklich gewesen zu sein.
War ich jemals ein guter Mensch? War ich überhaupt jemals
ein Mensch?
Auf diese Frage gab es keine Antwort.
Jedenfalls nicht von mir.

Als ich die Liebe geben wollte, die in mir schlummerte, wurde ich belächelt.
Immer wieder war da diese Hoffnung auf etwas Rückhalt durch Liebe,
doch man liess mich jedes Mal fallen.
Und jedes Mal, verreckte ich an meinen Gefühlen.
Ich denke, man überhörte mich, denn in meinen Worten erkannten sie
mich nicht. Dabei schrie ich meine Gefühle doch oft genug in die Welt
hinaus.

Ich war ein Gedicht, welches keiner verstand.

Existierte ich überhaupt?

Vielleicht war ich eine Fledermaus, die ihren Schmerz an eine Wand schmiss
und alles nur als Echo zurückbekam.
Als ich mir dann das Leben nahm, habe ich mich nicht mehr gesehen.
Ich ging von mir und spürte nichts. Ich warf mich ins Dunkle und kam
nie wieder zurück.

Es war keine bewusste Entscheidung. Der Teufel hatte mich längst im Griff
und währe die Kombination Rausch und Einsamkeit nicht schon genug gewesen,
war da diese Gleichgültigkeit, die an mir nagte.

Es waren übrigens Schlaftabletten, in Kombination mit einem Rausch,
der nicht von dieser Welt schien.
So fiel ich in einen Nachtschaden. Und die ewige Düsternis hatte mich,
und endlich für sich.

© by Mick Haesty L’Artyrik CH/D www.mickhaesty.ch