Wir sind schwer damit beschäftigt, Regenwälder anzuzünden oder zu roden, wir bohren immer tiefer nach Wasser und Öl, oder umgekehrt, wir machen ein Bergwerk nach dem andern auf, immer größer, immer ertragreicher, immer unvernünftiger … Aber wir sind beschäftigt, falls wir uns eine dieser sehr sinnvollen Beschäftigungen gesucht haben. Noch trifft das auf eine erkleckliche Anzahl von Menschen zu, für die immer genug Zerstörungsarbeit da ist.
Und was wenn nicht – wenn uns gar nichts einfällt, wie man die Welt noch schneller zerstören kann? Dann suchen wir uns eine Geldmine aus …richtig, Geld-, nicht Goldmine! Wir gucken uns um und versuchen herauszufinden, wer fleißig arbeitet und dabei total ausgebeutet wird, wem man erzählt, daß die Renten nicht reichen und öffentliche Einrichtungen, die dem Wohl des Volkes dienen sollen, geschlossen werden müssen, weil die Mittel dafür fehlen.
In diesem Fall haben wir es mit einem Haufen Minderbemittelter Allesglauber zu tun, die sehr viel leisten können und nur das Mindeste dafür zurückerhalten. Dann schlagen wir zu! Wir sagen: „Euch geht es viel zu gut, ihr habt euch auf Kosten der übrigen Weltbevölkerung durchgefressen – jetzt ist es Zeit für euch, alles davon wieder abzugeben!“ Dann lachen wir uns ins Fäustchen! Das dürfen sogar alle hören, denn wir genießen Narrenfreiheit!
„Mein Claim“ schreiben wir denjenigen auf die Stirn, die, vor lauter Toleranzbereitschaft, in ihrer Schleimerei ertrinken, weil sie nicht unangenehm auffallen wollen … und wir lassen uns etwas einfallen: Wir stöbern in der Geschichte. Natürlich ist auch wichtig, zu gewährleisten, daß sich die Angeklagten in spe nicht wehren können/wollen. Finden werden wir auf alle Fälle was wir brauchen, denn jeder hat schließlich Dreck am Stecken.
Doch auf wen können wir all den Dreck abwälzen? Die Römer haben ihn auf die Karthager abgewälzt, die Griechen auf die Perser, die Hunnen auf die Goten, die Japaner auf die Ainus, die Dings auf die Bums und die Bums auf die Dings. Man muss halt immer gut aufpassen, daß man einen Tüchtigen erwischt, der sich gerade aufgerappelt hat, der sich aber trotzdem, respektive genau deshalb, nicht besonders großer Beliebtheit erfreut!
Nun ist es Zeit zuzuschlagen – die Geldmine muss erschlossen werden! „Du hast Schulden bei mir!“ brüllen wir aus Leibeskräften. Und den Betroffenen wird nichts anderes übrig bleiben als die Sozialabgaben der Armen an den Staat weiter zu erhöhen, um uns mitzufinanzieren. Allen, denen das deutlich auffällt, können wir dann entgegenschleudern: „Ihr menschenverachtenden Verbrecher, die von menschenverachtenden Verbrechern gezeugt worden sind!“
Und die menschenverachtenden „Verbrecher“, die weder „menschenverachtend“ noch verbrecherisch sind, sondern sich lediglich ein kleines bisschen Selbsterhaltungstreib bewahren wollten, werden erschrocken vor sich selbst (und natürlich vor uns) zurückweichen und herausrücken, was wir von ihnen eingefordert haben. Dann ist alles gut. Beide Teile sind zufrieden – jeder hat, was er braucht. Man muss nur ein wenig aufpassen, daß die Bittsteller nicht zu zahlreich auftreten.
Das kann eine Zeit lang gutgehen – bis unsere Geldmine erschöpft ist. Dann müssen halt auch wir wieder Regenwälder abbrennen, große Bergwerke in den Boden graben, so groß, daß sie allein ausreichen würden, um die Erde mit unserem Abraum zu vernichten. Oder wir ziehen uns auf den Glauben zurück, der dem die besten Dienste erweist, der sonst nichts kann, als auf einen Gott zu vertrauen, der sich eigens anschickt, ausgerechnet an uns diese Welt zu verschenken.
Ob es dann noch Wasser, Öl, oder sonstige Bodenschätze gibt, kann uns egal sein. Wir überleben auf jeden Fall. Schließlich haben wir aus dem Vollen geschöpft. Als unsere Geldminen-Bewohner noch eifrig am Schuften waren, haben wir uns, auf ihre Kosten, eifrig vermehrt, was ja wiederum ihr schlechtes Gewissen, das wir ihnen zum Glück einreden konnten, beruhigte. Folglich ist viel von uns und fast nichts von ihnen übrig geblieben. Das ist doch wirklich sehr schön – holdrio!