Acxiom wartet im Park

Bild von Britta von Kornblum
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Da sitze ich voll inspiriert im Park, lasse mich von der Februarsonne bescheinen und mir eine frühlingshafte Poeten-Aura verpassen, will meine dichterische Quelle in digitale Worte fassen, da macht mir der Laptop aber so dermaßen einen Strich durch die Rechnung, dass fast nichts mehr geht. Er lässt mich nicht rein! Hallo?! Ich will doch nur ein Blatt Papier und einen Cursor! Was ist daran so schwierig? Wie? Kein Internet? Ja, wofür denn? Dass Ihr sogar meine innersten Gedanken noch in Werbung umsetzen könnt? Wird sogar die Hardware jetzt so produziert, dass Big Brother auch noch das watchen kann, was ich privat in mein digitales Künstler-Tagebuch schreibe? Schon mal was von Gedankenraub und GEMA gehört? Ich weiß, ich bin naiv, aber das verstehe sogar ich, dass ich zu gutgläubig in dieser digitalen Welt mich und mein Gedankengut preisgebe. Aber was ist die Alternative? Wieder Bleistift und Kladde? Das entspricht leider nicht mehr meiner Arbeitsweise. Ich liebe es, am Laptop mit den Worten zu spielen, sie relativ nah am Gedankentempo in die Tasten zu hämmern, zu verwerfen, zu löschen, auszubessern und hinterher kein Wortchaos und tausendmal gestrichene und überschriebene Bleistiftschichten auf dem durchgekratzten Papier zu haben. Oder die Worte dem Papier und Platz unterzuordnen, einige nicht zu schreiben, weil es logistisch gerade nicht passt. Aber verflucht nochmal, es muss doch eine elektronische Kladde mit Tastatur geben können, auf die eben nicht vom Internet aus zugegriffen werden kann. In welcher Welt leben wir denn? Bin ich alt genug, dass mich das so dermaßen aufregt? Werden meine Kinder das womöglich gar nicht mehr hinterfragen? Kennen die „Big Brother“ tatsächlich nur als Daily Soap ohne zu wissen, woher der Titel kommt und was er eigentlich bedeutet? Die wissen doch gar nicht, was Intimsphäre überhaupt ist! Doch klar, im Kinderzimmer schon, wenn ich mich erdreiste einzutreten und das Aufräumen fordere. Da sind sie ganz klar, was privat und ihres ist. Aber mit dem Handy und Internet, Alexa oder Smarthome gehen sie derart naiv um, wie ich mit der Vorstellung einer digitalen Kladde…

"Grusel und Horror" trifft es auch.
Siehe Youtube-Video
10.02.2020

Video:

Hymn of Acxiom (Vienna Teng), Coastal Sound Youth Choir

Interne Verweise

Kommentare

11. Feb 2020

Brittali Pelü,
ich sehe dich auf dem Menü
des meinigen PC!
DDas tut mir gut statt weh!

Na, du weißt schon, wie ich´s meine.
LG Uwe

11. Feb 2020

Liebster Uwe,
Dich lasse ich doch gerne reinschauen!
Liebe Grüße von Britta

12. Feb 2020

Hallo Britta,
ja Big Brother ist überall, ob im Internet, in Verkehrskameras oder Dashcams und Handys.
Trotzdem hat das Vernetzen ja auch sein Gutes, denn sonst könnten wir unsere Texte nicht posten und uns austauschen. :)
Etwas Vorsicht und Schutz kann aber sicher nicht schaden, um es Datenhändlern wie Acxiom nicht allzuleicht zu machen.
LG
Manfred

12. Feb 2020

Hallo Manfred,
da hast Du natürlich recht. Ich bin sehr dankbar für die Möglichkeiten, die sich uns bieten. Und wenn ich mich bewusst entschließe, etwas zu posten, ist das auch okay. Trotzdem überkommt mich eine Gänsehaut, wenn ich mich sicher in meinem Zuhause wähne und hinterrücks feststelle, dass ich doch nicht alleine bin...
Danke für Deinen Komentar!
LG Britta