Gleich und Gleich gesellt sich gern - oder ziehen sich etwa doch die Gegensätze an?

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Das ewige Dilemma! Doch was stimmt denn nun? Und weshalb muss man sich denn immer für eine der beiden Seiten entscheiden?Im Grunde gibt es niemanden, der es einem dankt, wenn man sich blitzartig für eine der Theorien entscheidet. Doch bevor man wieder im Grunde sucht... oftmals tendieren Mensch wie Tier zu Gleichgesinnten, schließlich stößt man in deren Breiten am ehesten auf Verständnis und gemeinsame Interessen. Allein chemisch betrachtet geht diese subtile Gleichung auf: Gleiches löst sich in Gleichem!

Das ständige Austarieren zwischen zwei Extremen kann mitunter kraftraubend und nervtötend werden, doch es sollte immer ein und dieselbe Kategorie unter die Lupe genommen werden.
Während auf dem Wochenmarkt also eher Äpfel mit Birnen verglichen werden, sollte man der untersuchten Kategorie loyal gegenüberstehen bleiben.
Ein Bungee-Jumper mit Vorliebe für Punkrock und feucht-fröhliche Rauschexzesse würde bei diversen Partnerportalen (dazu sei an dieser Stelle mal dezent nichts weiter gesagt...) höchstwahrscheinlich nicht mit einem klassikaffinen Nachtschattengewächszüchter gematcht werden. Es existiert eine klaffende Gruft zwischen den beiden, doch auch mindestens ebenso viel Gesprächsstoff sowie die dringende Anwesenheit von Akzeptanz, Toleranz und Kompromissbereitschaft.
Andererseits können neurale bzw. nahezu deckungsgleiche Bekanntschaften zu einer gähnenden Öde führen.
Beide Beispiele können sich also entweder abstoßen oder miteinander harmonieren.
Es kann und darf also keine Pauschalaussage getroffen werden!
Eine Vereinheitlichung und das zwanghafte Pressen von Einzelfällen in eine Kategorie (Baumstamm) ist eine gängige Vorstellung und Handhabung, um Diagnosen zu erstellen und vollkommen an der Realität vorbeigedacht.
Viel zu viele - damit einhergehende - Individualfaktoren spielen eine gewichtige Rolle. Stellt man sich einen Baumstamm vor, der für alles Betrachtete gilt, was 1:1 ins Raster hineinpasst, dann würde es nur Baumstümpfe geben, kein Leben.
Jede Ausnahme (die ja nur die Regel bestätigen soll) bekäme nun einen Ast. Und es gibt logischerweise mehr Äste als Stämme an einem Baum (philosophisch sei hier mal ein Unterschied gesetzt). Man bekommt also, selbst, wenn man krampfhaft versucht, den Baum in Einzelteile zu zerlegen, um ein System kenntlich zu machen, im Umkehrschluss immer wieder einen Baum als Ergebnis heraus, eine grobe Struktur, die durch viele Einzelsegmente komplettiert wird und doch niemals komplett sein kann.
Es entstehen immer wieder neue Äste; das betrachtete Spektrum erfreut sich stetigem Zuwachs. Jedoch wird die Zugehörigkeit aller Einzelteile zu einem Baumstamm (Grundriss) deutlich, an dessen Norm ständig gemessen wird.

Was hat das Ganze nun mit der eigentlichen Fragestellung gemein? Hm, wir haben jedenfalls einem Baum beim Wachsen zugesehen, das ist auch schon was! Bäume übrigens bevorzugen einerseits „Gleich und Gleich gesellt sich gern“, sonst gäbe es keine Wälder. Andererseits gäbe es auch keine Bäume ohne Mykorrhiza, also die Myzele (Pilze) "Gegensätze...", die mit dem Baum eine Symbiose eingehen, wovon demzufolge beide profitieren. Und diese Pilze verbinden Baum mit Baum.
Wäre eine Bekanntschaft ein Wald, bestünde sie idealerweise aus einer Hülle von Gemeinsamkeiten und einer dezenten Fülle an Unterscheiden, was sich zusammen ganz gut ergänzt (gegenseitiges Motivieren, etc.) und bei Individuen ohnehin nicht zu vermeiden ist.
Laut einigen Studien bevorzugen wir optisch, was uns ähnelt. Seien es Hund und Herrchen/ Frauchen oder eben Partner. Die geistige Ebene ist jedoch bestenfalls auf einer naheliegenden Höhe, es sei denn, der eine kann mit Minderwertigkeitskomplexen (sofern Unterscheide erkannt werden) leben und der andere hat Toleranz mit der Baggerschaufel gegessen...

Es gibt laut indianischer Heilslehre nur ein Extrem, wenn es auch ein gegenpoliges Extrem gibt. Es gäbe also laut indianischen Medizinmännern/ - frauen Gründe, weshalb weiße Medizin Körper und Seele trenne sowie die christl. Religion nach Einzug der Weißen mit der indianischen Auffassung konkurriere. Es wird allenfalls das Böse bekämpft (Johannesoffenbarung) anstatt das Böse als Teil zu akzeptieren, da es kein Gut ohne Böse gibt.
Es gäbe kein Yin ohne Yang; beide ergänzen sich perfekt, in jedem Yin ist ein Potential zu Yang, in jedem Yang der Hang zu Yin (s. Symbol).
In jeder (indian. Heilslehre) „Hexe“ schlummere eine Heilerin, jede Heilerin könne sich ebenso leicht auf die dunkle Seite ziehen lassen.
Es gäbe keine Berge ohne Täler, sonst hätte man eine gerade Fläche (die Prignitz gilt laut dieser Theorie somit offiziell als begradigtes Gebirge).
Es gäbe kein Hell ohne Dunkel. Keine Hochbegabung, wenn es keine Lernbarrieren auf der anderen Seite gäbe. Keine Ausländer ohne Ländergrenzen.
Gegensätze stoßen sich logischerweise ab, sonst wären es ja ein und dieselben betrachteten Sachen. Aber gäbe es Unterschiede, wenn keine Gemeinsamkeiten existieren würden?
Gegensätze sind also zwei Extreme, die sich (meist) zu 100% einer antonymen Identität erfreuen, nicht harmonieren, aber nicht ohne einander existieren können (Beispiel für eine „nicht mit- aber auch nicht ohneeinander-Bekanntschaft“, Tendenz zu emotionaler Abhängigkeit, umgekehrtes Yin Yang). Es gibt immer Gemeinsamkeiten in Gegensätzen und umgekehrt, fast gleich einer Redoxgleichung.

In dem Sinne:
Wenn sich ein Links- und ein Rechtshänder gegenüberstehen und sich einen High5 geben, sieht das aus wie ein wackeliger Passgang, weil bei einem High5 die Hände klassischerweise diagonal miteinander in Berührung kommen und hier zwei sich gleichermaßen gegenüberliegende Hände abklatschen, wobei bei beiden Personen eine unterschiedliche Hand frei bleibt, jedoch der Komplex beider High5 - Hipster einseitig ist (zwei Hände auf der einen Seite, freie Hände auf der anderen Seite) Es ist zwar die gleiche Seite, aber es passt nicht
-> Gegensätze (Hände) ziehen sich an?

Stehen sich ein zwei Rechtshänder bzw. zwei Linkshänder gegenüber, haut das Ganze schon eher hin, da von jeder Seite (wenn man beide sich gegenüberstehende Personen als Komplex betrachtet, jede Seite eine freie und eine klatschende Hand hat) Es sind zwar unterschiedliche Hände, aber es sind beide Seiten gleichermaßen ausbalanciert
-> Gleich und Gleich (Hände)?

Auf dass die nächste Generation dieses Problem lösen kann... 

Interne Verweise

Kommentare

19. Dez 2017

Ein sehr, sehr guter Essay, Lisa. Aber dass es kein Gut ohne Böse und umgekehrt geben soll, halte ich für sehr abstrakt. Rein oberflächlich betrachtet, vielleicht auf einer Sprachebene. Jedem Kind, das noch kein "Gut" kennt (würde es ein "Gut" noch nicht geben) wüsste, empfände, dass es z.B. böse wäre, wenn vor seinen Augen jemand krankenhausreif geschlagen und darüber hinaus noch Blut fließen würde. Es wäre entsetzt und schockiert - über das Böse (selbst wenn es noch kein gegensätzliches "Gut" kennen sollte, sondern eine - möglicherweise - abweisende, wenig liebevolle Behandlung, erfahren hat bzw. von den Eltern erfährt). Kein "gut ohne böse" wertet das Gute meiner Meinung nach ab und stellt es fast dem Bösen gleich.

Liebe Grüße,
Annelie

19. Dez 2017

Hallo liebe Annelie,
da stimme ich Ihnen zu! Wenn es keine Unterschiede gäbe, könnte man oder könnten gerade Kinder sich an nichts orientieren, stimmt. Gerade "Gut" und "Böse" sind kulturell bzw. ethisch definiert, da gibt es klare Eingrenzungen, sodass Streicheln oder Schlägerei durchaus als gut und böse voneinander abgegrenzt werden können. Nur gäbe es laut meiner tatsächlich sehr abstrakten Betrachtung kein Gut, wenn es nicht auch einen entsprechenden Gegensatz dazu gäbe, sodass Kinder eben gut und böse unterscheiden können, da es nicht nur Gutes gibt, sondern eben auch das Gegenteil dessen. Vermutlich ist im Menschen intuitiv einiges festgelegt, sodass alles, was uns bedrohen kann oder Ängste auslöst, als böse und vieles, was uns guttut, als gut gilt.

Dankeschön für die Rückmeldung, find ich gut. :)

LG Lisa

19. Dez 2017

Liebe Lisa, danke für deine Antwort. Wir sind uns einig darüber, dass das Böse immer böse bleibt (es ist erkennbar, jetzt einmal ganz undifferenziert und ohne Werturteil gesagt) - ob es nun das Gute daneben gibt oder nicht - wie auch im umgekehrten Fall.

Liebe Grüße,
Annelie