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kommen wollte, fragte ich:
"Was ist los mit dir?"
"Wenn du schon danach fragst… Aber ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll… Immerhin ist heute dein Geburtstag. Ich wollte es dir nicht erzählen, aber vielleicht ist es doch notwendig."
"Sag mir, was los ist mit dir!", forderte ich beunruhigt. Er erschreckte mich.
"Es ist…", er ringte mit den Worten. Und sein nächstes Wort versetzte mich in Panik. "Patty…"
"Was?", schrie ich ihm zu. "Sag mir, was mit ihr ist!"
"Patty ist tot, Daniel. So, nun ist es raus." Es folgte eine Pause. Ich glaubte meine Seele in Tausende Scherben zerspringen zu fühlen und wahr gelähmt, unfähig zur minimalsten Reaktion. Erst als ich realisierte, dass Silvio das Gespräch abbrechen wollte, fasste ich mich wieder. Mit letzter Kraft hauchte ich ins Handy und glaubte doch zu schreien:
"Was… was… ist ihr… zugestoßen? "
"Ein Unfall mit dem Auto. Sie war sofort tot. Doch als ich das letzte Mal mit ihr sprach, bat sie mich dir auszurichten, dass sie dich allein immer geliebt habe und es niemals lassen werde, trotz allem was war, sie würde immer auf dich warten, bis du endlich bereit seist."
Ich ertrug das nicht mehr und begann zu weinen. Und auch Silvio viel es schwer mir alles zu erzählen. Er hatte uns beiden immer von allen Freunden als nächster gestanden. Er kannte den Schmerz der Familie wie ein Bruder und Sohn, trauerte mit der Kleinen, die nun keine Mutter mehr hatte. Silvio war jedem Moment dieser schweren Zeit bei ihnen. Er erzählte, dass er die Kleine gestern zu ihrem Vater gebracht hatte, da sein Besuchsrecht war, so wie jede Woche für zwei Tage. Dann weinte auch er.
Doch dann reaktionierte ich. "Wie sagtest du? Du hast es gestern schon gewusst? Wann war das geschehen mit Patty?"
"Vor drei Tagen.", antwortete er unter Tränen. "Heute haben wir sie beerdigt, auf dem Alten Friedhof."
"Das kann nicht sein!", flüsterte ich. Aber Silvio verstand mich nicht richtig, glaubte ich wolle die Realität nicht akzeptieren.
"Das ist nicht möglich!", wiederholte ich mein Erstaunen. "Sie hat mich angerufen. Um mir zu gratulieren, heute Morgen."
"Daniel du halluzinierst, sie starb vor drei Tagen! Vielleicht hast du es nur geträumt."
"Niemals! Das kann nicht passiert sein."
Ich beendete unser Gespräch wie ein geistig Verwirrter und schimpfte über Silvio, meinte er würde einen bösen Scherz mit mir treiben. Nach der Arbeit ging ich nach Hause, ohne meiner Frau meinen aufgewühlt Zustand erklären zu können und fertigte sie ab mit dem Verweis auf ein unerklärliches Unwohlsein. So verging die Nacht unfähig dazu Schlaf zu finden. Sobald ich die Augen schloss, sah ich ihr Gesicht. Ihr sanftes und liebliches Gesicht, das mir zu lächelte. Es würde nicht mehr lächeln, befürchtete ich. Die Ungewissheit trieb mich in den Wahnsinn.
Noch einen Tag ließ ich in diesem Zustand vergehen. Einen ganzen weiteren Tag. Dann könnte ich nicht mehr und suchte ihre Eltern auf, wagte es mein Gesicht ihnen zu zeigen, mit aller Scham und Schuld beladen. Doch ich bräuchte Gewissheit. Ich fand sie in Trauer und weinend. Alles war, wie Silvio es berichtet hatte.
Ich vertraute ihnen die Sache mit dem Anruf an. Auch sie könnten es nicht glauben. Die Mutter weinte und sagte das ihre Tochter selbst im Jenseits sich um die anderen sorgte. Ihr Bruder holte das Handy seiner Schwester und zum allgemeinen staunen, da gab es einen Anruf zu meiner Nummer, um 8:07 Uhr, am 22. Dezember. Aber niemand konnte das glauben. Sie starb drei Tage vorher, es war unmöglich. Ich spürte einen kalten Hauch in meinem Nacken und sah das das Handy sich mit Reif überzogen hatte.
"Sie wollte sich von dir verabschieden. Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr sie dich geliebt hat", sagte die Mutter unter Tränen.
"Doch, ich wusste es", entgegnete ich die Tränen zurückhaltend. "Aber ich war ihrer unwürdig."
Ich verabschiedete mich von der Familie und die kleine Jacqueline umarmte mich fest, während ich Patrizia in ihrem Gesicht wiedererkannt. Da ertönte ein Ton im Handy von Patrizia. Ihr Bruder sah die SMS und plötzlich bemerkte ich einen Ausdruck der Überraschung im Gesicht des Bruders.
"Was ist?", fragte ihn alle zu gleich.
"Die Nachricht…", er zitterte und reichte mir das Handy. "Es ist für dich."
Und ich las da: "Es interessiert nicht die Entfernung, der Zeit und Raum, du bist die Liebe meines Lebens. Immer werde ich dich lieben. Ich werde auf dich warten, sei glücklich mein geliebter Daniel."
Es waren Worte wie im Anruf, als sie zu mir sprach, obwohl sie bereits tot gewesen sein musste.
"Sie ist gegangen, aber sie wollte dir einen letzten Gruß senden", sagte die Mutter und ich hätte den Wunsch zu weinen.
Ich hatte Pattys Handy in meiner Hand, als ich wie betrunken durch die Straßen lief, die SMS hatte das Datum vom 24. Dezember, um 9:03 Uhr. Und niemanden mehr ließ ich dieses Handy berühren. Ein sanfter Schneefall setzte ein, am grauen Himmel, mit großen Flocken, schön wie und sanft wie Federn von den Flügeln der Engel, doch kalt wie der Tod. Kinder tollen umher und freuten sich, während Eltern in den warmen Häusern die Weihnachtsbäume schmückten. Es roch nach Bratäpfeln und Gänsebraten mit Maronen. Ich aber nahm alles nur am Rande war, wie trunken fühlte ich mich und wahrscheinlich glaubte das auch die Passanten, die mich ansahen.
"Da hat einer aber schon früh das Feiern angefangen!"
Ich weiß nicht, wie es geschah, doch mit einem Mal fand ich mich wieder am Friedhof, suchte das Grab von meiner Patty, um mich zu verabschieden und ihr endlich zusagen, was ich hätte seit so vielen Jahren tun sollen. Doch da könnte ich nicht mehr an mir halten und brach weinend zusammen im dichten Schnee, der immer dichter viel. Doch die Kälte spürte ich nicht, die Erinnerung wärmte mich. Meine Gedanken führten mich zurück an die Schule, als alles begann: "Meine kleine Patrizia! Wie sehr ich dich vermisse." Meine Worte wurden schwächer durch den überwältigenden Schmerz.
Da waren die gemeinsamen Stunden, der erste Kuß… Alles durchlebte ich erneut. Diesmal sagte ich nichts mehr auch flossen keine Tränen mehr. Jetzt lächelte ich nur schwach. Dann erlosch die Erinnerung und ich öffnete die Augen sah die tanzenden Schneeflocken. Kurz erinnerte ich mich erneut an die Kälte. Doch dann sah ich sie wieder, meine Patty und vergaß alles. Ich und Patty, wie wir an einem weißen Weihnachtsabend im Park der Stadt tanzten. Eine angenehme Wärme durchflutet mich. Ja, es war Wärme und Müdigkeit.
"Patrizia! ", glaubte ich zu rufen, als die Erinnerung erlosch. Doch es kam nur noch ein Flüstern über meine Lippen. Dann war ich allein, bis ich meinte, eine Hand zu spüren, die mich wärmend über die Wange strich. Das riss mich aus meinen Träumen und hob meinen Kopf. Doch es war Patrizia!
"Meine Patty!" Ich lachte freudig auf. Und sie lächelte mir zu, so sanft wie immer, wie ein himmlisches Wesen kam sie mir vor. Eine Brise erhob sich und in einem der Häuser erlosch eine Kerze. "Ich liebe dich Patrizia!", rief ich ihr zu. "Ich habe dich immer geliebt und will dich nicht verlieren. Lass mich bei dir bleiben. Es interessiert nicht die Entfernung, der Zeit und Raum, du bist die Liebe meines Lebens."
Sie reichte mir ihre Hand und ich nahm sie in die meine. Dann gingen wir gemeinsam fort und kamen nie wieder.
Es war der nächste Tag, an dem die Leiche von Daniel gefunden wurde. Er lächelte noch immer, obwohl seit Stunden tot. Und die Leute fragten sich was ihn zum Lächeln gebracht haben möchte, während er erfroren war.
Und wie ich es Ihnen am Anfang schon sagte, diese Geschichte ist wahr. Selbstverständlich wurde sie überarbeitet im literarischen Stil, doch das war es, was geschah vor nur wenigen Monaten. Ich überlasse es Ihnen es zu glauben. Aber ich hoffe, dass Sie daraus lernen, nicht die wichtigen Dinge des Lebens zu vernachlässigen. Doch über alles sagen sie dieser speziellen Person in ihrem Leben, wie sehr sie ihn lieben, wann immer es geht. Morgen mag es bereits zuspät sein.
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Eine Liebesgeschichte über vergeudete Zeit.