Der Streit der Feld- und Waldtrolle

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von Anita Zöhrer

In einem fernen, für Menschen unzugänglichen Land leben auf einem weiten Feld sogenannte Feldtrolle und in dem daran angrenzenden Wald sogenannte Waldtrolle. Sie haben gemeinsame Vorfahren und lieben Bäume über alles. Die Trolle im Wald verwenden sie als Sonnenschutz und die anderen am Feld haben sie zum Fressen gern. Doch genau das ist ihr großes Problem. Die einen pflanzen die Bäume, damit sie ihnen Schatten spenden, und die anderen graben sie wieder aus, um sie zu Hause zu einem köstlichen Mahl zu verarbeiten. Dies führt irgendwann unweigerlich zu einem heftigen Streit. Wie kommen die Waldtrolle dazu, ständig neue Bäume zu pflanzen, wenn sie ohnehin nur von ihren kugelrunden Nachbarn gefressen werden? Außerdem sind diese verschwenderisch. Viel zu viele Bäume stehlen sie aus dem Wald. So viele, dass immer weniger Schatten für die Waldtrolle bleibt. So viele, dass zahlreiche Bäume auf dem Kompost statt in den Mägen der Feldtrolle landen. Eine Krisensitzung wird von den Waldtrollen einberufen, die Errichtung eines gewaltigen Stromzauns rund um den Wald beschlossen.

Wenige Tage später tut sich das nächste Problem auf. Der Stromzaun steht, doch er hat keinen Strom. Keiner der Waldtrolle hat sich in ihrem Eifer, den Wald vor den gierigen Nachbarn zu schützen, Gedanken darüber gemacht, woher sie ihn nehmen sollen. Die nächste Krisensitzung wird einberufen, ein Generator angetrieben von einem Fahrrad angeschafft.
Tag und Nacht sitzen die Waldtrolle nun abwechselnd auf dem Fahrrad, um den Stromgenerator zu betreiben. Die Feldtrolle sind verärgert. Viel zu faul sind sie bisher gewesen, selbst Bäume zu pflanzen, doch da sie keine Chance mehr haben, in den Wald zu gelangen, bleibt ihnen nichts anderes übrig.
Zum ersten Mal in ihrem Leben können die Waldtrolle beobachten, wie ihre Nachbarn, die Feldtrolle Löcher graben, um kleine Bäume einzusetzen. Dass das nicht gut gehen wird, befürchten sie von Anfang an. Nie haben sich die Feldtrolle um ihren brachliegenden Boden bemüht, ihn nie mit ihrem Kompost gedüngt. Wie soll hier nun ein Baum wachsen, wo noch nicht einmal ein Grashalm sprießt?
Wenige Tage später wird die nächste Krisensitzung einberufen, nur dieses Mal von den Feldtrollen. Die Bäume sind abgestorben, noch ehe sie zum Wachsen gekommen sind. Eine Hungersnot ist die Folge. Nur ungern wollen die Feldtrolle bei ihren Nachbarn bitten und betteln, aber sie tun es doch, als ihr Hunger größer wird als ihr Stolz.
Im rechten Maße stellen die Waldtrolle ihnen Bäume zur Verfügung, verlangen als Gegenleistung dafür nichts weiter, als den Feldboden urbar machen und von ihnen ausgewählte Pflanzen setzen zu dürfen.

Bei einem Fest versöhnen sich die Nachbarn ganz offiziell, der Stromzaun wird entfernt, Gesetze zum Schutze der Bäume werden gemeinsam erlassen. Damit ist der verloren gegangene Frieden wieder hergestellt und jeder Troll, der diesen auf irgendeine Art und Weise gefährdet, wird dazu verpflichtet, eine Stunde auf dem Fahrrad zu verbringen, um die Trolle im Wald wie auch auf dem Feld mit Strom zu versorgen.

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