Wasser und Feuer

Bild von Anita Zöhrer
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Ständig war das Wasser in Bewegung; seine Energie schien unerschöpflich. Doch dann brach der Winter herein. Tiefe Temperaturen machten dem Wasser zu schaffen und raubten ihm jegliche Kraft. Immer langsamer floss es dahin, bis es sich keinen Millimeter mehr rührte und gefror.

Tagelang verharrte es in diesem Zustand, bis am Ufer Wanderer ein großes Lagerfeuer entzündeten. Mit Fackeln versuchten sie, das Wasser zum Schmelzen zu bringen, doch das Wasser wehrte sich. Es hatte seinen Kampf verloren und sich mit seiner Situation abgefunden. Wie es war, durch die Welt zu strömen und neue Gegenden zu erkunden, hatte es vergessen. Nie wieder wollte es aus seiner Starre.

Das Feuer war jedoch stark; seine Wärme unnachgiebig. Die ersten Tropfen bildeten sich auf der Eisfläche. Der Widerstand des Wassers wich. Es taute auf und fand Gefallen an dem Feuer. Leben schenkte es ihm zurück. Aus Dankbarkeit wollte das Wasser nie wieder seinen Flammen gefährlich werden.