Buchstäblich erlesene Hotels

25. April 2019
Hotels zum Ausspannen

Wenn Leseratte und Bücherwurm in den Urlaub fahren, dann spielt die eigentliche Destination gewiss auch eine bestimmte Rolle, solange sie ein Literaturhotel beheimatet! Was das genau ist, wo Verehrer des geschriebenen Wortes drei der schönsten Buch-Hotels finden, und wie sich zwischen all den Romanen, Novellen, Sachbüchern, Bildbändern und Gedichten etwas Romantik finden lässt, sind Themen dieses Artikels.

von Literat Pro
Bild zeigt Frau im Hotel beim Lesen
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Urlaubsromantik im Bücherhotel

Lesen hat als Tätigkeit an und für sich nur wenig mit Romantik zu tun. Man sitzt (oder liegt) da und liest. Punkt.

Seinen Partner beim Lesen zu betrachten, mag für ein paar Minuten ganz nett sein, geht dann aber rapide in Langeweile über. Buchbegeisterte Singles, die ihre Nase tief in den Seiten eines Schmökers vergraben haben, bieten Amor ein recht schweres Ziel. Sicherlich bringt ein arrangiertes Date mit einer reizenden Escort Lady etwas Schwung in die Geschichte, die sich Leben nennt. Doch selbst die hübscheste Dame für gewisse Stunden ist bestimmt nicht die Protagonistin für ein Happy End in der persönlichen Liebesgeschichte. Was aber für buchvernarrte Paare und Singles echte Abhilfe verschaffen kann, ist ein Urlaub. Weg vom Alltagstrott und hinein ins Unbekannte! Und wenn sich diese Auszeit auch noch in einem Hotel erleben lässt, das mit gefüllten Bücherregalen geradezu zu platzen scheint, kann im Grunde nichts schiefgehen.

Was versteckt sich hinter einem Buchhotel?

Die Antwort findet sich per se schon im Namen: Bücher! Ohne Ende! Zudem sind sogenannte Literaturhotels oft auch Veranstaltungsorte für Vorlesungen, Büchermärkte und sonstigen Events, die sich um das geschriebene Wort drehen. Ob in Hamburg, Zürich, New York, Tokio, Florenz oder dem indischen Hyderabad: Bücherhotels empfangen ihre Gäste mittlerweile überall auf der Welt.  Diese Häuser sind nicht nur Orte des Entspannens, sondern auch des Austauschs und der Begegnung. Hier trifft man auf gleichgesinnte Buch-Lover, mit denen man wahlweise über literarisch angelehnten Cocktails wie „Dantes Inferno“ von seinem Lieblingsautor schwärmt, wo bekannte Schriftsteller beim „Lesefrühstück“ ihre neusten Werke vorstellen oder wo auf Buchpartys ordentlich gefeiert wird. 

Drei wunderschöne Literaturhotels

Die Reise zu drei der schönsten Bücherhotels auf unserem Planeten geht von Nah bis Fern. Genauer gesagt: Von Deutschlands erstem Bücherhotel in Mecklenburg-Vorpommern über einen Besuch beim Literary Man in einem mittelalterlichen Städtchen in Portugal bis hin zum Big Apple in den USA, wo das Library Hotel seine Gäste empfängt.

Es geht also zunächst nach Mecklenburg-Vorpommern in die kleine, sehr beschauliche Ortschaft „Groß Breesen“. Hier setzte Conny Brock ihren Traum in Tat um und eröffnete 1998 das erste Buchhotel Deutschlands. Das „Gutshotel Groß Breesen“ ist eine herrliche Oase für naturliebende Bookaholics. Über 500.000 Bücher stehen eng an eng in zig Regalen, stapeln sich in Kisten und türmen sich fast bis zur Decke hoch. Nicht nur in den Zimmern, sondern überall! Im Restaurant, in der Scheune, im Empfangsbereich, im Keller, in der „BuchBar“ ... überall. Letzter Ort ist praktisch das literarische Herz des Hotels. Hier treffen sich gleichgesinnte Leseeulen auf ein Gläschen Wein und es finden regelmäßig Lesungen statt. In der BuchBar sitzt man oft bis tief in die Nacht, tauscht sich aus, philosophiert und trifft vielleicht auch Mr. oder Ms. Perfect.

Óbidos ist eine 700-Jahre alte Stadt circa 70 km nördlich von Lissabon in Portugal. Dieses kleine Städtchen ist vor allem wegen der perfekt erhaltenen Stadtmauern bekannt, die den mittelalterlichen Stadtkern umschließen. Wer hier durch die engen Gassen wandelt oder sich gar traut, hochhoben auf der alten Wehrmauer die Stadt zu umrunden, und wer es dann noch schafft, die ganzen Touristenscharren auszublenden, der hat tatsächlich das Gefühl, eine Zeitreise getan zu haben. Óbidos ist zudem für seinen Kirschlikör („Ginjinha“) bekannt, der aus kleinen Schokoladen-Bechern getrunken wird. Und – last but not least – für das Boutique-Hotel „The Literary Man“. Auch hier ist der Bücherfreund auf Schritt und Tritt von schier unzähligen Werken umgeben. Besonders schön sitzt es sich in der Gin-Bar des Hauses. Bei einem gutgemixten Gin-Tonic schweift der Blick über vollgestopfte Bücherregale, die sich bis unter die Decke strecken.

Auf zur nächsten Lesedestination: New York! Dort sollte man als Buchliebhaber unbedingt im „Library Hotel“ nächtigen. Dieses wirklich hochklassige Boutique-Hotel im Herzen von Manhattan beherbergt 60 wunderschöne Zimmer, in denen zwischen 50 bis 100 Bücher zum Interieur gehören. Im ganzen Hotel finden sich circa 6.000 Schmöker, die nach der Dewey-Dezimalklassifikation (DDC) auserwählt und organisiert wurden. Jedes der 10 Stockwerke des Hotels bezieht sich thematisch auf die 10 Kategorien der DDC: Sozialwissenschaften, Literatur, Sprachen, Geschichte, Mathematik/Wissenschaft, Philosophie, Allgemeinwissen, Kunst und Religion. Auf jedem Stockwerk befinden sich sechs Zimmer, von denen jedes einzelne ein Thema der jeweiligen Kategorie abdeckt, und nach dem sich auch die Buch- und Kunstauswahl richtet. Klar wartet das Library Hotel mit gemütlichen Lesezimmern, einem Writers Den, einem Poetry Garden und vielen weiteren Orten auf, in denen sich Bücherwürme rundum wohlfühlen.

Fakt ist, dass man praktisch lesender-weise die Welt bereisen kann. Zudem ist es durchaus wahrscheinlich, dass auch Amor auf dieses Lesereisen von einem Literaturhotel zum nächsten ein leichteres Spiel hat, und dass man schon bald seiner neuen Liebschaft romantische Gedichte ins Ohr flüstert ...