Lisas Antwort

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In der zweiten Hälfte des Jahres 1991 startete eine Frankfurter Werbeagentur eine Plakataktion gegen Kindesmissbrauch unter dem total verfehlten Motto:
"Papis Liebe tut ihr weh."
Auf einer riesigen Plakatwand, überall in der Stadt verteilt, hielt ein sehr junges, eingeschüchtertes Mädchen - ein kleines Kind - eine Puppe im Arm und blickte den Betrachter mit leeren Augen an.
Wie als Antwort formte sich bei mir im Gehen dieser Text:

Nicht deine Liebe tut mir weh, Papi.
Mich schmerzt, dass du sie vermissen lässt,
mehr noch, als mich deine Gier verletzt.

Du nimmst mir die Freude an dem,
was nach dir kein anderer Mann mir mehr geben kann,
was mich einst werden ließ.

Ich werde keine Kinder haben
... nie!! ...
um ihnen mein Schicksal zu ersparen.

Wie viel Lust empfindest du
bei dem, was du tust,
wenn du in meine toten Augen schaust?

noé/1992

Beschreibung des Autors zu "Lisas Antwort"
"...In Deutschland wird in jeder 6. Minute ein Kind missbraucht.
Pro Tag sind das 240 Kinder..."
(Aus dem Buch: "Von einem Tag zum anderen", Autorin: Hannelore Kastner)

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Interne Verweise

Kommentare

01. Sep 2015

Ein schwerer Stoff, der hier uns quält:
Doch gut gewählt - und stark erzählt...

LG Axel

01. Sep 2015

und keine Hoffnung schimmert aus dem Schweigen
wie arm ist er in dieser Not
Kein Licht wird sich zu ihm hinunter neigen
denn tot ist er auf ewig tot

01. Sep 2015

.. in jeder 6. Minute !!!!!! ?WARUM?

Mensch !?
warum mensch !?

Es hört nicht auf, vertamm noch mal, warum ?

Danke , deine Worte als ,, Plakat '' ... ja

03. Sep 2015

Dazu benötigt man keine Worte nur noch Taschentücker für die Tränen! Danke liebe Noe! Liebe Grüße!

05. Sep 2015

Liebe*noé*, Dein Text ist einfühlsam, aufrüttelnd und so traurig… Das ist wichtige gute Lyrik!

L.G.

Mara

06. Sep 2015

Sechsmal herzlichst empfundenen Dank!
Ein kleiner Nachdenker, der allerdings NICHTS entschuldigt:
Wenn man nachforscht, stellt sich zumeist heraus, dass spätere Täter früher selber Opfer waren.
Es gälte, diese Spirale zu stoppen ...

06. Sep 2015

Ja , es gälte und es gilt ! Ein jeder einzelne in seinem unmittelbaren Umfeld > hinsehen .
Täter sind gar viele ...
Die Lust und die Sexualität möchte Befriedigung - scheinheilig und verlogen scheint mir oft der Umgang damit ...

10. Sep 2015

Du hast recht, aber gerade in der eigenen Familie "will" man es meistens nicht wahrhaben...

10. Sep 2015

... der Wahnsinn beginnt immer in der eigenen Familie ...

26. Jan 2016

Gruselig! Zum Fürchten...

26. Jan 2016

Heftig und gruselig. Jedoch hervorragend in der Darstellung.
LG Monika

26. Jan 2016

War das jetzt hier als Zufallsgedicht - oder wie kommt es, dass gleich zwei liebe Leute einen Kommentar dazu an einem Tag schreiben?
Ich danke euch dafür!
EVA!!! Dir natürlich auch - wenn auch etwas spät ...

26. Jan 2016

Hab es - als Zufall - entdeckt. Glücksfall.
LG Monika

28. Jan 2016

Ich danke Dir für dieses Gedicht !
LG, Susanna