... keine lustigen Gedichte.
"Ich bin ein Mann mit Durchschlagskraft!"
Ich wollt es gar nicht sagen,
doch heute früh hab ich's geschafft:
"Ich habe sie durchschlagen."
Sie saß an einer guten Stelle,
ich nahm das Küchenmesser
und schlug fest zu, so auf die Schnelle.
Danach ging es mir besser.
Die Fliege war jetzt zweigeteilt,
das konnte man gut sehn.
Das Schicksal hatte sie ereilt -
jetzt hab ich nur noch zehn.
2015
**********
Ich bin als Typ ein fauler Hund,
doch ich ernähre mich gesund.
Ess' auch im Winter Frühlingsquark,
das hält mich fit, ausreichend stark.
Bin weder Baum- noch Knastausreißer,
betreffend Sex ein Mittelheißer.
Ich bin als Typ ein Toleranter,
auf keinen Fall ein Arroganter.
Akzeptiere jetzt auch Schwule,
doch nicht Reiche, Träge, Coole,
mag gerne Tee mit Bienenstich,
doch nicht Kritik, gezielt auf mich.
Ich bin ein Typ, der sich was traut,
der auch mal auf die Pauke haut.
(Fuhr einmal rechts im Kreisverkehr
in einem Land mit Linksverkehr.)
Ich bin ein Typ, der dann und wann
so richtig Scheiße bauen kann.
Ich bin ein stinknormaler Mann.
2015
**********
Ein Krokodil, ganz unerkannt,
sah, dass ein Mann im Wasser stand.
Es schlich sich an und, kurzerhand,
dann mit dem Mann im Fluss entschwand,
bevor die Frau, sie lag am Strand,
das was geschah richtig verstand.
Sie, fragend an der Stirn die Hand,
sah Blut im Wasser und im Sand,
und wusste gleich, sie sich befand
nicht mehr in einem Ehestand.
Die Frau, sie kam aus Helgoland,
flog heim und gab dort kurz bekannt:
"Das Urlaubsziel war hirnverbrannt,
mein Mann in einem Fluss verschwand.
Australien ist ein schlimmes Land!"
2015
© Willi Grigor, 2019
Die obigen Texte von *damals waren keine "lustigen Gedichte". Es waren Befreiungsschläge, Ausreißversuche aus einer langen Zeit von innerer Gefangenschaft.
*damals = Die ersten zwei Jahre nach dem "Weckruf" des Meeres 2013 am Strand von Carrickalinga in Südaustralien und dem nächtlichen "Schlüsselerlebnis" in Hobart, Tasmanien - siehe:
literatpro.de/gedicht/210518/dank-an-das-meer
literatpro.de/prosa/040416/au-2013-schluesselerlebnis-in-hobart
Kommentare
Denn dazu scheint das Schreiben gut -
Es spiegelt Ängste, Wut und Mut ...
LG Axel
Heute trau' ich mich zu schreiben -
ohne Ängste, Wut und Mut.
Danke Dir, Axel
LG
Willi
Mein Gott, Willi, diese arme Fliege - das kannst unmöglich DU gewesen sein. Das zweite Gedicht sehe ich als Satire. Aber wenn das ein stinknormaler Mann sein soll ... Gibt es davon etwa viele? - Und das dritte Gedicht: Soll das ein Tipp sein, wie man seinen Mann los wird, ohne sich die "Finger schmutzig zu machen?" ;- ))) Alle drei Gedichte sind auf jeden Fall nachdenkenswert, lieber Willi.
Liebe Grüße,
Annelie
Danke für den Kommentar, Annelie.
Ich weiß, dass Du immer genau hinschaust, Dir eine Meinung bildest. Das ist achtenswert.
Aber wenn ich ehrlich bin, habe ich diese - und einen Haufen anderer solcher - Texte nur aus Spaß verfasst, ohne mir irgendwelche Hintergrundgedanken zu machen. Ich war 2015 ja sozusagen in den Kinderschuhen.
Herzliche Grüße
Willi
Guten Morgen Willi, dank deiner Befreiungsschläge, hat sich meine Stimmung, gerade erhellt …
Liebe Grüße
Soléa
Wunderbar, Soléa,
dann hat sich mein ganzer Aufwand schon alleine deswegen gelohnt.
Ich wünsche Dir, dass Deine gute Stimmung Dir den Tag über erhalten bleibt.
Herzliche Grüße
Willi
Erst hast Du eine Fliege erschlagen, dann war alles ganz normal, danach hast Du einen Mann dem Krokodil zum Fraß vorgeworfen. Und die Frau... war so verzweifelt nicht. Ich fnde die Texte klasse, lieber Willi. Es muss nicht immer alles streng nach den "Regeln der Kunst" sein. Meine Kurzgeschichten, in denen ich mich mit meiner Schwester Theresa unterhalte, sind auch solche "Freischreiber". Danke, dass wir Deine Gedichte lesen durften.
Herzliche Grüße, Susanna
Liebe Susanna,
Danke für Deinen Kommentar.
In meinen Anfangsjahren 2013-2015 kannte ich überhaupt keine Regeln irgendeiner Kunst.
In Australien 2013 wollte ein Irgendwas oder -wer, dass ich mich in Gedichtform ausdrücken sollte. (siehe Anm. unter dem Text) oben. Etwas, was neu für mich war.
In der Folge kamen hauptsächlich (halb)lustige Texte zusammen, die zum größten Teil nicht veröffentlicht wurden. Diese habe ich oben als "Befreiungsschläge und Ausreißversuche" aus meinem inneren Gefängnis bezeichnet. Dieses "Gefängnis" hielt die "richtigen" Gedichte in mir "gefangen". So langsam wurde ein Teil von diesen entlassen, und ich froh.
Hier zwei kurze Beispiele von 2014
Ein Kettenraucher glaubte, klar,
an eine lange Lebensdauer.
Doch schon nach einem knappen Jahr
war seine Frau in Trauer.
***
Ein Mensch mit gut gefüllter Blase
ist in Schlechter-Laune-Phase,
welche deutlich sich verbessert,
wenn die Blase er entwässert.
Ich wünsche Dir einen schönen Sonntag
Willi