Im Winterfieber mit dem Jesuskind

Bild zeigt Annelie Kelch
von Annelie Kelch

O kaltes Land im weißen Feuer meiner Träume ...
Mit schneebedeckten Hängen, dort, wo ritterliches
Heer vor Jahr und Tag viel heißes Blut vergossen.
Und klamm wie tote Katzen lagern auf privaten Yachten
Die eingeholten Segel, deren Sommerstolz verflossen.
Stumm lausche ich dem winterlichen Ticken meiner Uhren,
Derweil ein Pulk von Raben hungert in den Fluren.

Jede Sekunde drängt uns weiter aus dem Leben;
Ins Winterfieber wächst ein eisig langes Schweigen ...
Es schwingt sich übers Fell des Schnees die stumme Seele:
Ein abgezehrter Wolf will einem Hasen an die Kehle.
Du aber lässt es zu, dass ich mich quäle ... in tiefster Nacht
Mit starkem Herzen Leidenschaft und Liebe in mir wecke,
Wenn zart die Rosenknospe im Verstecke entfaltet ihre
Heil'ge Wunderblüte im Stall zu Bethlehem: ein Hoffnungsstern.

… oder in sakrosankten Träumen – mich still und leis zu dir
Auf Wanderschaft begebe. O späte Zeit, dass ich noch immer
Lebe, auf die Vergangenheit nimmer ein Glas erhebe. Allein
Der Freiheit auf der Spur sein wollte, bis irgendwann der
Tod mich holte. Und doch zieht mich ein unfassbares Sehnen
Zurück zu jenem Freudenstrom des Lebens, darin sich deine
Himmelsaugen spiegeln. Lass uns die Freundschaft neu besiegeln,
Gereift in Stunden, da die Gruft mir nah war wie der Himmel.

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