Hymnus an die Mutter Erde

Bild von ManfredEhmer
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Die hohe Weltenwahrheit, Recht voll Strenge,
die Weihe und Bescheidung, Andacht, Opfer,
erhalten uns die Erde durch ihr Wirken.
Herrin des Gewordenen und Werdens,
sie soll uns ausgedehnten Raum gewähren!

Die Unbeengte, trotz des Menschen-Andrangs,
die Gipfelhöhen hat und Täler, weite Ebnen,
die vielgestaltiges Gewächs ernährt, die Erde,
sie breite sich uns aus, sie sei uns willig!

Auf der die Meere wogen, Flusslauf und Gewässer,
auf der Getreide und des Pfluges Kraft gedeihen,
die Erde, wo, was atmet, sich lebendig reget,
sie möge uns den ersten Opfertrank bereiten!

Auf der vier Himmelsrichtungen sich dehnen,
auf der Getreide und des Pfluges Kraft gedeihen,
die Erde, wo, was atmet, tausendfach sich reget,
mit Rinderreichtum soll sie uns beschenken

Auf der die Urzeit-Völker einstmals wohnten,
die Götter einstmals kämpften mit Dämonen,
auf der die Rinder, Pferde, Vögel Bleibe haben:
die Erde gebe uns den Glanz des Glückes!

Dies sind die ersten 5 Strophen aus dem altindischen Hymnus an die Mutter Erde, den ich neu nachgedichtet und als Buchausgabe herausgebracht habe.
Das Gedicht mit insgesamt 63 Strophen findet sich im Atharva Veda.

Veröffentlicht / Quelle: 
Manfred Ehmer, Hymnus an die Mutter Erde, Hamburg 2018