Ein Brunnen-Gedicht

Bild von ManfredEhmer
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Als ich aus Nebelwiesen langsam aufwärts stieg,
Und, oben angekommen, seitlich in den Waldweg bieg‘,
Da tritt, unwirklich wie ein fernes Traumgesicht,
Ein Brunnen plötzlich aus dem grünen Dämmerlicht,

Von Bäumen und Gezweig ganz überschattet.
Ich bleibe stehen, bin schon leicht ermattet.
Doch auf dem Brunnen thront, ganz unversehrt,
Ein Reh aus Bronze, doch von Grünspan angezehrt.

Ein Rinnsal gießt sich in den runden Brunnengrund,
Der daliegt wie ein großer schweigender Orakel-Mund,
Aus dem es manchmal sprudelt, spuckt und gluckt;
Das Reh mit seinen toten Bronze-Augen guckt

Mich unablässig an, als wollt‘ es sagen:
Du wirst mich, Wanderer, gewiss nicht jagen.
Ich bin ein Bronzebild nur, stehe hier
Als dieses Brunnens Schmuckwerk und Gezier.

Der Brunnen mit dem bronzenen Reh existiert tatsächlich. Anbei ein Foto davon.

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