Der Vorwurf springt ihn täglich an,
aus diesem Bild, aus diesen Augen –
Sie denkt, vielleicht wird irgendwann
ihm dies einmal die Ruhe rauben,
wenn sie ihm bildhaft präsentiert,
wohin die Liebe schließlich führt.
Sie waren anfangs sehr verliebt,
sie wohl noch mehr als er,
in rosa Wolken sanft gewiegt …
doch plötzlich wurd’ es schwer.
Das Kind im Arm, dort, neben ihr,
kann noch am wenigsten dafür.
Da endlich wurde ihm bewusst,
Liebe ist nicht bloß Spiel –
er machte kurz entschlossen Schluss,
ihm wurde es zu viel:
Der gute Vater, Ehemann,
weiß gar nicht mehr, wie’s dazu kam!
Doch sieht er ständig dieses Bild,
das Kind, Trophäe, Unterpfand.
Sie will, dass er sich schuldig fühlt,
weil sie doch einst so viel verband.
Das Kind sucht nicht nach einem Grund,
es lächelt freundlich, lieb, gesund.
© noé/2020
Dieser Text beschreibt die Situation eines untreu gewordenen Vaters und Ehemannes,
der seine Geliebte mit dem gemeinsamen Kind alleingelassen hat sowie die Situation
dieser Kebs-Familie nach seinem Bekenntnis zu seiner ersten Familie. Diese Erklärung
scheint mir notwendig zu sein, da die Kommentare mir das Gefühl gegeben haben,
dass meinem Text dieser Zusammenhang nicht eindeutig entnommen werden konnte.